HOFRAT DR. OSWALD TRAPP ZUM 70. GEBURTSTAG Am 17. September 1969 hat Hofrat Dr. Oswald Graf Trapp das siebzigste Lebensjahr vollendet. Wie es bei den Kunsthistorikern meistens der Fall ist, hat auch er den Beruf eines Denkmalpflegers nicht von vornherein angestrebt; daß er schließlich ein geradezu idealer Landeskonservator geworden ist, war im Umfang seiner Interessen, in seiner Herkunft und nicht zuletzt m seiner ganz besonderen persönlichen Eignung zu diesem Beruf begründet. Das Studium der Kunstgeschichte (er absolvierte es in Wien und Innsbruck) ergab sich zunächst wohl aus dem Famihenaspekt, daß die Churburger Rüstkammer - ,,die unvergleichliche adelige Rüstkammer der Vögte von Matsch und Grafen von Kirchberg sowie ihrer Nachfolger, der Ritter und Grafen Trapp, aus dem 14. bis 17. Jahi-hundert" - einer gründlichen wissenschaftlichen Bearbeitung noch entbehrte, aber auch aus der persönlichen, weit über die Kinderzeit zurückreichenden Bindung Oswald Trapps an diesen faszinierenden Forschungsgegenstand. 1929 ist der Katalog ,,Die Churburger Rüstkammer (es handelte sich um Trapps Dissertation) bei Methuen in London in einer dem Thema gemäßen Aufmachung in einer deutschen und einer englischen Ausgabe erschienen. Diese Arbeit hat den internationalen Ruf ihres Verfassers als eines ersten Kenners der historischen Waffen kunde begründet. Dieser wissenschaftliche Erfolg war gleichzeitig aber auch der Grund, daß Trapp vom damaligen Landoskonservator Dr. Josef Garber schon vor Abschluß der Hochschulstudien zur Mitarbeit in der Tiroler Denkmalpflege herangezogen wurde. Und so war es fast selbstverständlich, daß er nach dem frühen Ableben Garbers 1934 zu dessen Nachfolger im Amt bestellt wurde. Auf die Schwierigkeiten, die sich in den folgenden 25 Jahren für die Denkmalpflege ergaben - sie umfaßten gerade Trapps aktive Dienstzeit -, braucht nicht eingegangen zu werden; sie sind sattsam bekannt. Der Staats- und Landeskonservator Dr. Trapp hat sie in jeder nur erdenklichen Weise auskosten müssen. Den schwersten Jahren, von 1938 bis 1945, in denen auch seine persönliche Existenz bedroht war, hat er in seinem 1947 erschienenen Buch „Die Kunstdenkmäler Tirols in Not und Gefahr" ein zu Herzen gehendes literarisch-dokumentarisches Denkmal gesetzt. Mit der Beseitigung der Kriegsschäden, besonders aber mit dem Wiederaufbau der zahlreichen schwer getroffenen Baudenk mäler der Stadt Innsbruck folgte für Trapp nun auch die eigentliche fachliche Bewährungsprobe. Seine Klugheit, sein sicherer Geschmack und sein natürliches Taktgefühl haben ihn in einer Zeit, in der von denkmalpflegerischen Methoden noch kaum die Rede war, den richtigen Weg finden lassen; es haben aber auch sein Ansehen und seine Beharrlichkeit (die sich stets auf Grund der menschlichen Haltung und nie auf Kosten der äußeren Form durchsetzten) nicht wenig dazu beigetragen, daß das, was wir als „die Stadt Innsbruck als Denkmal" sehen und was zu einem Begriff in der Kulturwelt geworden ist, gefestigt aus dem großen Aderlaß hervorgehen konnte. Daß es Trapp vergönnt war, nach den Schwierigkeiten, welche Politik und Zerstörung mit sich gebracht hatten, nun die Schwierigkeiten des Wiederaufbaues, die langsam in die denkmalpflegerischen Schwierigkeiten der rezen ten sozialen, technischen und wirtschaftlichen Entwicklung übergingen, in derselben Funktion wie früher, als Landes konservator, zu meistern, wird ihm selbst die größte Genugtuung gewesen sein. Es kann hier nicht aller denkmalpflegerischen Interventionen gedacht werden, die Trapp während der 25 Jahre seiner Aktivität immer wieder in die Städte und Dörfer Tirols geführt haben; es müssen - dies unsere Erfahrung - insgesamt wohl an die 20.000 gewesen sein. Welche Summe an Erkenntnissen und Einsichten und welche Summen auch an Ergebnissen! Trapp hat mit diesem seinem Besitztum nie gegeizt. Er hat einesteils stets die Disziplin besessen, über wichtige denkmalpflegerische Unternehmungen und Ergebnisse in den Fachzeitschriften Rechenschaft zu geben und die Resultate seiner Forschungen zu publizieren (zum Ver gleich das Verzeichnis seiner Schriften mit 105 Nummern, Schiern-Schriften, 208. Jg. 1959, S. 160ff., Beiträge zur Kunstgeschichte Tirols, Festschrift Oswald Trapp), und er hat andernteils mit beispielgebender Hilfsbereitschaft jeder Bitte um Auskunft oder Förderung anderer Forschungsvorhaben ohne Vorbehalte entsprochen, bereitwillig seinen Rat erteilt und aus der Fülle seines Wissens und seiner Erfahrung Anregungen gegeben. Daß er, wo und wann immer, für die Interessen des Landes Tirol eintritt, ist ebenso selbstverständlich wie seine Fähigkeit, sie abwägen zu können, wenn Klugheit und Notwendigkeit es erheischen. Unter solchen Voraussetzungen hat Oswald Trapp stets eine gewichtige Rolle im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum gespielt, dessen Vorhaben - wer erinnert sich nicht der großen Ausstellungen des Ferdinandeums nach dem Kriege! - er stets tätig unter stützt hat; unter solchen Voraussetzungen hat er selbst Ausstellungen wissenschaftlich vorbereitet - Maria-Theresien-Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg - und sich immer zur Verfügung gehalten, wenn sein Wissen, seine Erfahrung, sein diplomatisches Geschick, überhaupt der Einsatz seiner Persönlichkeit erforderlich waren. Die Wirkung dieser Persönlichkeit blieb - auch geographisch - nicht auf dem unmittelbaren Tätigkeitsbereich beschränkt. Die internationale Anerkennung, die sich Trapp durch sein erstes Auftreten 1929 erworben hat, ist ihm treu geblieben. Als er vor zehn Jahren - vorzeitig - vom aktiven Dienst Abschied nahm, war ein schwerer, auf einer Dienstreise erlittener Auto unfall die unmittelbare Ursache; mittelbar war für diesen Schritt die Überlegung maßgebend, daß durch Freiwerden seines Dienstpostens eine jüngere Kraft für die Denkmalpflege in Tirol gewonnen werden konnte. Das Geschick hat diesen Verzicht - als solcher erschien uns Trapps Entschluß damals - belohnt. Nicht nur hat die Zeit die Folgen des Unfalls weitgehend geheilt, sie hat Trapp die Gelegenheit gegeben, sich, unbelastet von den heute nicht gerade erquicklichen Amtsgeschäften, seinem lange gehegten Wunsch, eine Tiroler Burgenkunde zu verfassen, zu widmen. Der erste Band ist im Manuskript abgeschlossen, die der zeitige Arbeit gilt bereits dem zweiten Band. Daneben aber konnte, im Zeichen des Maximilianjahres, eine Studie über die Fresken in Friedberg dem Druck übergeben werden (Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, XXIII, 1969): Nun die verfügbare Zeilenanzahl abzuschließen gebietet, sehe ich, daß nur allzuwenig von dem Platz gefunden hat, was eigentlich Trapps Persönlichkeit, sein Wirken und sein Verdienst ausmacht. Wir müssen uns damit zufrieden geben, daß jenen, die ihn nicht keimen, Worte auch nicht allzuviel zu vermitteln vermögen; die anderen aber, die ihn kennen und lieben, wissen, daß Oswald Trapp Worte nie viel bedeutet haben. W. Frodl
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