Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

W&A 1 m IW'W*' 250. Burg Friedberg, Rittersaal: Landschaft mit Jagdszenen von der Ostwand wurde, daß man den ganzen Bestand überblicken konnte. Die Freilegimg erfolgte auf rein mechanischem Weg. Die aufgedeckte Malerei zeigt an der Ostwand hintereinem ge flochtenen Zaun eine tiefräumige Landschaft, die im Vorder grund durch bizarr geformte Felspartien gegliedert ist, und dazwischen eine hügelige Seelandschaft mit einer Stadt im Hintergrund (Abb. 249—251). In dieser anmutigen, durch Baumgrupi^en und Zäune gegliederten Landschaft sieht man die verschiedenen Arten des Waidwerks, die Jagd auf Gemsen, Hirsche und Vögel. An der linken Hälfte der Ostwand, die durch die Tür zum Knappensaal unterbrochen ist^, zieht zwi.schen hohen Felsen ein Saumtierzug zu einer Burg (Abb. 250). Der Beschauer ist hier von dem Geschehen durch eine gemalte Bretterplanke getrennt, die sich an Nord- und Westwand fortsetzt. Die Landschaft der Nordwand ist durch die zwei Wandnischen und das Fenster unterbrochen, so daß der Maler hier auf eine Unterteilung der Fläche durch Fels partien verzichten konnte. Nur der westliche Rand wird von einem Felsen begrenzt. Auch hier breitet sich vor uns eine Hügellandschaft mit Baumgruppen aus, die allerdings nicht die Tiefenwirkung der Ostwand erreicht. Hier findet sich im Vordergrund einer Burg eine Turnierszene dargestellt, im ® Wahrscheinlich im 19. Jh. ist der alte Verputz über der Tür zerstört und neu aufgetragen worden. An dieser Stelle wurde von Bartinger ein großes Wappen der Trapp angebracht. Hintergrund sieht man locker in der Landschaft verteilte Zuschauergruppen und Fanfarenbläser (Abb. 254). An der Westseite ist nur noch ein kleiner Teil der Landschaft er halten; er zeigt eine Stadt am Fluß mit massigem Stadttor, auf dem Fluß mit felsigem Ufer schwimmen Kähne. Von großem historischem Interesse ist die Bemalung der Süd seite, die leider weitgehend zer.stört ist. Vor allem fehlt die ganze Sockelpartie, doch ist die Darstellung einer Belagerung Friedbergs, offenbar das Hauptthema dieser Wand, gut erkennbar (Abb. 252). Die Burg präsentiert sich von der Nord- und Westseite, die Fenster des Kittersaales und die Lichtschlitze im Kollergeschoß sind deutlich zu erkennen, ebenso der Bergfrit mit dem achtseitigen, erkergeschmückten obersten Geschoß. Seine Nordwand ist mit den Wappen des römischen Königs und Kaisers geschmückt. Vor der Ring mauer der Burg sind Belagerungsmaschinen und dahinter eine Zeltstadt aufge.stellt. Auf den Zelten wehen schwarze, auf der Burg ein rot-weiß-roter Wimpel. Es handelt sich also um eine Belagerung von Friedberg, die freilich in die maximilia nische Zeit versetzt ist. Die Türnische, die an diese Darstellung anschließt, ist mit einer ty|)ischen gotischen Rankenmalerei auf dunkelgrünem Grund ausgemalt. Bruchstücke solcher Rankenmalerei haben sich übrigens auch in der Vermauerimg der nordseitigen Wand nischen gefunden. Sie dürften von der östlichen, später ver breiterten Tür oder der westlichen Fensternische stammen. In

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