Die Oberfläche sehr abgerieben, doch ist die derbe Malweise erkennbar; die reichen Faltentrauben des Mantels (Oberkörper nackt) gehören noch ganz dem Weichen Stil an und machen die Entstehung des Freskos schon vor dem gotischen Umbau wahrscheinlich. Um 1420-1430. , rri* ' ■ r«- ■ t!ä^ / , Im fit 1®- w.m GRUPPE VON WANDMALEREIEN AUS DER MITTE DES 15. JAHR HUNDERTS Mit Ausnahme der Gewölbedekoration isolierte Bildfelder an der Südwand und an den beiden westlichen Pfeilern von unter schiedlichem, zum Teil sehr schlechtem Erhaltungszustand. Es muß offen bleiben, ob alle Bilder Arbeiten einer einzigen Werkstätte sind, worauf die analoge Einfassung (Nachahmung von Steinrahmen) deuten würde. Gewölbedekoration und Konsolfiguren (Abb. 242). Von den Kippen-Kreuzungen des Netzgewölbes ausgehend krautige Banken in Purpur-Grün-Ocker. Auf den sieben kreisrunden Schlußsteinen Wappendarstellungen®. Von West nach Ost: 1. Lienz (fünfblättrige Rose); 2. Staudach (Eidechse); 3. Burggrafen (schwarz-weiß schräg gestreift, zwei verzierte quadratische Schilder); 4. Gara (Schlange mit Krönlein und Reichsapfel); 5. Tiroler Adler; 6. Görz (schräg geteilt, links auf steigender Löwe, rechts rot-weiße Querbalken); 7. Brixen (Osterlamm). Unter dem Gewölbeansatz zehn Figürchen (schlecht erhalten bzw. ergänzt), die in variierten Haltungen die Konsolen tragen. Die beiden östlichen erneuert. Wohl vor 1454 (vgl. Anm. 3). Die Werke der Barmherzigkeit (8) (Abb. 240). Das ornamental („Steinstäbe" mit Scheiben) gerahmte große Bildfeld (B. 281 cm) geometrisch geteilt: unten über die ganze Breite das Widmungsbild, darüber sechs szenische Darstel lungen der Werke der Barmherzigkeit. Fehlstellen hauptsächlich am rechten Rand. Die Oberfläche ist sehr unterschiedlich erhalten: zum Teil stark verwetzt (vor allem in den ,,Werken") und durch Austupfen im Charakter verändert, zum Teil ganz intakt (Maria und Gewand des Johan nes im Widmungsbild). Blühende, zarte Farbigkeit auf dunklem Grund (Caput mortuum). In den Gewändern des Widmungsbildes spielen Brechungen von Weiß nach Grau, Rosa, Grün und Ocker die Hauptrolle. In den Szenen viel Hellgrün und Hellrot, daneben Ocker, Grauweiß und Caput mortuum; überhaupt kein Blau. Ausgezeichnete Technik. Weich verlaufende Modellierung; Faltentiefen in einer dunkleren Nuance der Lokalfarbe. Hervorragendes Werk aus dem Umkreis des Meisters Lienhard von Brixen'^. Datiert 1454. Widmungsbild (Abb. 239, 240). Symmetrischer Aufbau mit ausgezeichneter Mitte (kniender Schmerzensmann mit Kelch unter Baldachin); seitlich davon je zwei Heilige. Die beiden linken präsentieren Christus die bürgerlich gekleidete Stifter familie: Bartholomäus (Attribut: Messer), die Stifterin mit fünf Töchtern, die Muttergottes umfaßt den Stifter. Auf dem Spruchband die Inschrift: ora p(ro) me mater nvisericordie* Eine ikonographische Seltsamkeit in diesem Zusammenhang ist das Halbfigürchen Gottvaters im Zwickel. Rechts vom Baldachin Johannes Ev. (Kelch) und Petrus (Schlüssel). Darunter die Widmungsinschrift: /e[c]«^ (?) fle(r)i Mathias 239. Lienz, Stadtpfarrkirche: Schiff, Wei'ke der Barmherzigkeit, Ausschnitt, Maria empfiehlt Matthias aurifaber ® Identifizierung durch Dr. M. Pizzinini; sie ergibt einen terminus ante quem für die Dekoration: 1454 (vgl. Osttiroler Heimatbl., 36. Jg. [1968], Nr. 12). ^ Pizzinini vergleicht mit den Fresken in Strassen (1458-1460; Osttiroler Bote, Nr. 37 vom 12. IX. 1968, S. 42), doch enthüllt gerade die Ähnlichkeit der Typen die weit höhere individuelle Qualität des Lienzer Gemäldes.
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