Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

sprünglich?) die farbig wechselnden Faltenstriche, nicht die Gewänder selbst. Farbig am meisten gedeckt sind die Gesichter: rosa mit weißen Lichtern und roten und grünlichen Schatten. Unterschiedliche Technik zwischen Gesichtern und Gewändern; Gesichter: plastisch modelliert mit dünnen roten Kontur strichen; Gewänder: flüchtige grobe Faltenstriche mit breitem Pinsel, etwas hellere flächige Schatten, weiße Lichter. Ornamentierung der Nimben durch Eintiefungen im Putz. Bräunliche Vorzeichnung. Erhaltungszustand sehr ungleich: einerseits nur Vorzeichnung {Arkatur, 3. und 4. Apostel), andrerseits vollständige Ober fläche. In den Gewändern (Schüsselfalten etc.) Ansätze zum Weichen Stil, der jedoch noch nicht voll entfaltet ist. Um 1400. Freilegung und Ablösung 1965/66 durch Prof. E. Pokorny, Literatur: W. Thaler, Die Kirche von Leibifing auch innen interessant, in: Tiroler Tageszeitung vom 23. 4. 1966, Nr. 93, S. 6. — Anonym: Leibifing, ein Kleinod unter den Kirchen Tirols, in: Tiroler Nachrichten vom 23. 4. 1966, Nr. 93, S. 5. - H. Humer: Die Leibifinger Kirche restauriert, in: Volksbote, 1966, Nr. 17, S. 11. LIENZ, Stadtpfarrkirche St. Andrä (Abb. 237) Gotischer Umbau der romanischen Kirche ab ca. 1430^, Weihe 1457. 1 Der bisherigen Annahme, wonach der Umbau eine Folge des Brandes von 1444 gewesen sei, ist M. Pizzinini mit Argumenten, die aus den Urkunden gewonnen sind, entgegen getreten (M. Pizzinini, Das Hauptschiffgewölbe der Stadtpfarrkirche St. Andrä, in: Osttiroler Heimatbl., 36. Jg. [1968], Nr. 12). Ich möchte Herrn Dr. Pizzinini auch an dieser Stelle für die freundliche Überlassung seiner Notizen und sämtlicher Fotos danken. 237. Lienz, Stadtpfarrkirche: Grundriß mit Angabe der Freskenfelder Die aufgedeckten Wandmalereien entstammen verschiedenen Perioden: Jene an der Westwand gehören noch dem vorgoti schen Bau an, die übrigen sind zum Teil im Gefolge des Umbaues entstanden (zum Beispiel die Gewölbedekoration samt Konsolen), zum Teil wurden sie später hinzugefügt. Mit Ausnahme der Gewölbedekoration handelt es sich um keine einheitliche Ausstattung, sondern um einzelne Stiftungen. In der Apsis, die ebenfalls mit Wandmalereien ausgestattet war, wurden bisher nur Abdeckproben gemacht, die an der Nord seite eine qualitätvolle Vorzeichnung zutage gebracht haben. Alttestamentarischer Zyklus (9) (Abb. 124), An der Westwand Reste einer in zwei Bildstreifen übereinander ange ordneten Szenenfolge aus dem Alten Testament (Gesamthöhe der Bildstreifen 245 cm). Die Bemalung, die ursprünglich die ganze Breite der Wand einnahm, ist heute nur noch rechts vom nördlichen Seitenschiffpfeiler geschlossen erhalten; links da von sind nur Teile der oberen Borte und des darunter hin laufenden Schriftbandes sowie die Vorzeichnung eines Engels im oberen Bildstreif (darüber das Wort LVCIFER) vor handen. Ein spätgotischer Türausbruch und das Gewölbe der Orgelempore haben ebenfalls Teile der Gemälde zerstört. Die erhaltenen Partien weisen nur noch die Konturen (in Schwarz) und teilweise die farbige Anlage der Flächen auf, Modellierung und Binnenzeichnung sind verloren. Den Abschluß gegen oben bildet eine rot-grüne Palmettenborte auf weißem Grund. Beide Bildstreifen sind analog behandelt; obere Begrenzung: Majuskelinschrift (zum größten Teil un leserlich), untere Begrenzung: dreifacher Streif (weiß-rot-grau). Schematische, durch einen weißen Streifen geteilte Turm architekturen trennen die einzelnen Szenen so voneinander, daß jeweils eine Turmhälfte zu einer Szene gehört. Der einheitliche Zyklus illustriert, soweit erhalten, das erste Buch Moses. Oberer Streif: Fall der Engel (V, ,,Lucifer"), Ver treibung aus dem Paradies, das irdische Leben von Adam und Eva; rmten: Abrahams Opfer. Der Hintergrund der Szenen ist durchwegs grau, sonst kommen noch helles Kupfergrün, Ocker gelb und Ochsenblutrot, aber kein Blau vor. Die Darstellung (auch der Architekturen) ist betont unräum lich; in den Figuren vereinigt sich fließende Schönlinigkeit (Akte, Lockenhaar) mit der Spätphase des Zackenstils (Abraham). Die qualitätvollen Fresken sind an jene der Unterkirche von St. Nikolaus in Matrei in Osttirol anzuschließen^. Die Behand lung desselben Themas hier und dort (Udisches Paradies) ge stattet einen unmittelbaren Vergleich: bei weitgehender moti vischer Verwandtschaft (vgl. die „Vertreibung aus dem Paradies"; Vorliebe für architektonische Elemente) haben die ,»gotischen" Züge in Lienz gegenüber Matrei zugenommen (Streckimg der Figuren, stärker fließender Umriß). Wohl letztes Viertel des 13. Jhs. Oberer Bildstreif: Vertreibung aus dem Paradies. Der Engel, zu dem sich Adam zurückwendet, ist dem Gewölbe ansatz zum Opfer gefallen. Im Bein Adams bzw. im Fuß Evas ist die flüchtige Vorzeichnung neben der (etwas abweichenden) definitiven Konturenzeichnung sichtbar. Adam und Eva bei der Arbeit. Das rechts nicht vollständige Bildfeld ist durch eine Art dunkle Brüstung waagrecht in die Hälfte geteilt, so daß von Adam und Eva nur die Oberkörper 2 O. Demus, Romanische Wandmalerei, München 1968, T. 237, S. 211, Abb. 73.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2