OSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE XX IJI /1969 HEFT 3/4 :u fTTE LALTERLICHE WANDMALEREI F unde 1%9- 1969 INHALT Vorwort der Redakt ion / OTTODl~M us: Zu den F rnskenfonden des letzten ,Jahrzehnts / I<'. Komnrv 1111d A. ScnMELLRR: Burge11la11d / E. BAcl-mR: IGirnten / F. KoRENY und E. LTFSCHT~S-HAIW'l': Niederösterreich / N. WmmAL: Oberösterreich / F. KoRENY: Salzburg / F. KoRENY, E. Li l<'SCH rns-H ALtD'l' , U. ÜUHERBAUlm: Steiermark / U. KoooLITSCH: Die Fresken zu St. Veit in Altenmarkt, vVcststeierrnark / E. FRODL-KRAFT: Tirol / ,J . GRITSCH: Die Restaurierung des R ittersaales in Friedberg, Tirol / E. J-1 rn1 N½LI~: Vorarlberg / A. ScmvmLLim: Wien / W. F'JW DL: Hofrat Dr.Oswald Trapp zum 70. Geburtstag 'l'itelh ild: B11l'g Fril'dbcwg, Hit t·,·rsan l; ,\ 11ssoh11i t,t, ,uis dc·1· La 11dsclrnf't mi t JagclszPnen von dP1' ( )stwand (HI),\ , !•: . ,1 ,,j,·h,tr) J-[orn.usgegeb0n ,·otn H1111clc·sdt·11k111a.ln111L. Hol'fn11·~. ~iiulc·nstiPgc, .111111 \\' i,• 11 . E rs()heint in der Nanh f'olg<' d <• r Il-iiiii liPgon11onPn ,. ,li Uo ih111 - gcn der k. k. Ce 11 t r·n l-Co 1111ni:-:;siun zur ]~rfon-a:hung und Erhult11ng de,· Kunst- und historisc·lu•11 .Do11!011alo·· seit. 1 !)47 jähdieh in vior N,nnrrn•rn 1111cl (s,·it dem ,Tg. X X / 1 !Hiü) 111it <'ine111 Sonclo1·hoft, das jf'11·eils <'in,• ,lah,·<'~hihliogrnphi,· z11r ÜHt'1•1·- rPic·hisdw11 K1111stg,·s,·hieht,o i,nthiilt. Der du1·eh~ch11itt;lioho (Jesnn1t111nf'ang eine:-; .]ahr·ga.ngPs hotirfrgt, ohne daH :-;nnderlu•ft; 1 {i() Seit.,•n a11f Jsi:11nsi;cln11,kpapi1•1· 111it, :WO Abbild ungen. Di(• Ö:-i'l'ERHEICH ISCHE Z EITSCHRIF 'I' Ff' n J,: UN:-iT Li.ND DEKKi\[ALPFLEGE ist geglirde1·t, in k11nst.g,·sehi1·ht,- liehe Aufsätzl' und aktuc-llo Bol'i<·ht,o zm De11kmalpflt-g,· (H,·- st.a11ricrn11g. Altstacl.te1·haltung. He,·italisi,·rnng). 111 bl' id,•n Then1cnk1'eisen kon1.1ne11 atwh au:,;111..ndi:,;chc Autor1:•n zu. \\'ort. l n den bishrw Prsehiononon Jahrgängen siml vor all...11, die znhln·ir,henE rst.publikationen von K unstwc1·ke11hen ·,,rz11hebe11. lkz11g::;pruis: pro :HPft ö . :-:i. ~5.- . ,Jahre:-;a b o 11n o.111 0 11t u• l\'t111\1Ill'l'll ): ii. :-i. 1:W.. DiP ZeitsPh1·ift erschein t im V,·rlug A11 to11 :-ichm ll & Co. Spengcl'gasso :li. A-10/itl Wirn. u11cl ist cl1ll'(·h alle Hnohhanrllungen oder direkt lwim Verlag zn bezii;he11. VERLAG ANTON SCHROLL & CO · WIEN
VORWORT Im Jahrgang 1958 dieser Zeitschrift erschien ein Verzeichnis der seit dem Krieg freigelegten und restau rierten mittelalterlichen Wandmalereien. In den seither verflossenen Jahren scheinen in den Monats- und Jahresberichten der Landeskonservatoren laufend Nachrichten über Freslcenfunde und deren konservatorische Behandlung auf. Die immer mehr zunehmende praktische Beanspruchung des Denkmalpflegers läßt ihn aber leider nur ausnahmsweise die Ruhe zur wissenschaftlichen Publikation dieser Entdeckungen finden. Umso angebrachter scheint es daher der Redaktion, die Vollendung einer Dekade seit dem letzten Überblick in der. Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmal2)f,lege zum Anlaß zu nehmen, für diese Zeit spanne wiederum einen Rechenschaftsbericht über die aufgefundenen mittelalterlichen Wandmalereien vorzulegen. Das Ergebnis der ersten Übersicht über das Material war für Redaktion und Bearbeiter eine große Über raschung: Die Funde waren wesentlich zahlreicher als zunächst erwartet und vor allem auch viel umfang reicher als die bis 1958 registrierten. Dies ist indirekt eine Folge des gestiegenen Wohlstandes und der dadurch viel häuß.ger als früher in Angriff genommenen Gesamtrestaurierungen von Kirchen. Diese wiederum sind es, die zum Anlaß für - oft gar nicht vorhergesehene - Freskenfunde werden. Die Fülle des Materials gebot es, der Bekanntmachung nicht nur ein ganzes, sondern sogar ein über Gebühr vergrößertes Doppelheft der Zeitschrift zu widmen, sie machte aber darüber hinaus noch eine Auswahl notwendig: Einerseits sind unbedeutende und ganz schlecht erhaltene Fragmente, andrerseits dekorative Gesamtausstattungen ohne figürliche Darstellungen (z.B. Gewölbedekorationen und Architektur-Polychromierungen) vernachlässigt. Die sehr ungleichmäßige Dichte der Funde in den einzelnen Bundesländern ist nicht das Ergebnis einer ungleichmäßigen Berücksichtigung der Denkmäler - sie spiegelt auch nur in zweiter Linie die unterschiedlich lebhafte Restaurierungstätigkeit -, vielmehr gibt die Streuung der Funde ein ungefähr proportionales Bild der Bedeutung, die der mittelalterlichen Wandmalerei in den Kunstlandschaften Österreichs zukommt. Der Entschluß, dem Rechenschaftsbericht ein Sonderheft zu widmen, entsprang nicht zuletzt der Überzeugung, daß mit einer bloßen Aufzählung der Funde (die andernfalls nur hätte geboten werden können) weder dem allgemein interessierten Leser noch der Forschung ein großer Dienst erwiesen würde. Statt dessen wurden die Angaben über die einzelnen Wandmalereien - bei aller gebotenen Kürze - so gefaßt, daß sie als erste Bausteine für die geplante und hoffentlich in nicht zu ferner Zukunft auch zu verwirklichende CorpusPublikation der österreichischen Wandmalerei des Mittelalters dienen können. Es wird Sache dieses Corpus sein, die im Rahmen eines Periodikums nicht mögliche vollständige Dokumentation der Denkmäler in Abbildungen nachzuholen. Das in wesentlich größerer Vollständigkeit vorhandene Material an fotografischen Aufnahmen steht hingegen im Fotoarchiv des Bundesdenkm.alamtes der Forschung schon jetzt zur Ver fügung. Im Hinblick auf das spätere Corpus und auch deshalb, weil sich in einer Reihe von Kirchen Wand malereien aus verschiedenen Epochen gefunden haben, wurde statt einer - wissenschaftlich gewiß eher ver tretbaren — chronologischen eine topographisch-alphabetische Ordnung des Bestandes gewählt. Bewußt wurde darauf verzichtet, die Texte der einzelnen Bearbeiter schematisch zu vereinheitlichen. Zwei Neuentdeckungen — einem Freskenzyklus in der Steiermark und einer profanen Ausstattung in Tirol — sind eigene Aufsätze gewidmet. Dies ist nicht nur in dem Interesse begründet, das diese Funde beanspruchen dürfen, sondern auch darin, daß ihre Publikation schon zu einem Zeitpunkt vorgesehen war, als der Plan eines Gesamtberichtes in Katalogform noch nicht bestand. (Sie sind daher umfangreicher als die übrigen Katalogbeiträge und wurden im Katalog der entsprechenden Bundesländer jeweils ans Ende gesetzt.) Der Forschung neues Material zugänglich zu machen, ist der Zweck dieser Übersicht; sie konfrontiert aber auch den Denkmalpfleg er mit einer Fülle individueller konservatorischer Probleme; und so mag sie Gelegen heit geben, Methoden und Praktiken der Freskenrestaurierung erneut zu überprüfen. Die Bearbeitung eines so umfangreichen Materials und seine Vorbereitung zur Publikation innerhalb weniger Monate wäre vor allem ohne die tätige Mithilfe der Damen und Herren Landeskonservatoren nicht möglich gewesen; in erster Linie jener, die die große Mühe auf sich genommen haben, den Katalog für ihr Bundesland selbst zu verfassen, aber auch der anderen, die durch Revision der Denkmälerlisten, Unter14 Denkmalpflege
Stützung der Fotoaktion, Durchsicht und Ergänzung der Texte dazu beigetragen haben, daß die Lücken und Fehler, welche in einer solchen Zusammenstellung unweigerlich unterlaufen, reduziert werden konnten. Ihnen allen sei an dieser Stelle der Dank ausgesprochen. Dank gebührt aber auch den Pfarrherren, die das Fotografieren erleichtert haben. Wertvolle Unterstützung schließlich ist Herrn Dr. W. Koch bei der Lesung und Bestimmung der Inschriften zu danken. Frau Dr. E. Lifsches-Harth hat die Zusammenstellung der DenkmMerlisten auch für die von ihr nicht bearbeiteten Bundesländer übernommen; Herr Dr. F. Koreny hat sich für die redaktionelle Mitarbeit zur Verfügung gestellt. Er und Frau Dipl.-Ing. G. Masanz fertigten die schematischen Skizzen an. Die Haupt last aber, nicht nur der Bereisungen, sondern der Vorbereitung des Heftes insgesamt, lag diesmal auf den Schultern von Herrn Dr. E. Bacher. Nicht weniger große Anforderungen wurden an Ausdauer und Lei stungsfähigkeit der Fotografen des Bundesdenkmalamtes, des Herrn V. Knuff, vor allem aber der Frau E. Mejchar gestellt, mußten doch im Verlaufe von nur drei Monaten unter teilweise sehr schwierigen Bedin gungen mehr als 350 Schwarzweiß- und zahlreiche Farbaufnahmen gemacht und ausgearbeitet werden. Zu danken hat die Redaktion schließlich den Herren Restauratoren A. und W. Gampidell für die Über lassung eigener Aufnahmen. E. Frodl-Kraft Hinweise für den Benutzer: a) Um das Auffinden der einzelnen Objekte zu erleichtern, wurden Bundesländer und Orte alphabetisch geordnet. b) Bei umfangreichen Freskenbeständen wurden die verschiedenen Teile der Ausstattung entweder numeriert bzw. es sind, um die Lokalisierung der einzelnen Szenen und Fragmente zu erleichtern, schematische Wandzeichnungen beigefügt. Die im Katalog in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich darauf. Ab KÜRZ UNGS VERZEICHNIS : ÖKT Österreichische Kunsttopographie Dehio Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs MIÖG Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung MGH Monumenta Germaniae Historica ÖZKD Österreichische Zeitschrift füi* Kunst und Denkmalpflege Kunstdenkmäler Kärntens Die Kunstdenkmäler Kärntens, hi*sg. von Karl Ginhart, Klagenfurt 1929ff. Frodl, Gotische Wandmalerei W. Frodl, Die gotische Wandmalerei in Kärnten, Klagenfurt 1944 Olm Codex latinus monacensis BH Bezirkshauptmannschaft
OttoDbmus zu den ERESKENEUNDEN des letzten JAHRZEHNTS Die mittelalterliche Wandmalerei ist das Lieblingskind der Denkmalpflege und das Stiefkind der For schung. Die erstgenannte Tatsache läßt sich leicht verstehen: Die Aufdeckung und Restaurierung von Wandgemälden ist für den Denkmalpfleger ein Licht- und Höhepunkt inmitten seines schwierigen und entnervenden Kampfes um die Erhaltung und Rettung gefährdeter Denkmäler. Daß die Forschung — abgesehen von früh- und hochmittelalterlichen Wandgemälden höchsten Ranges — eigentlich recht wenig Notiz von den alljährlich zutage geförderten Fresken des 14. bis 16. Jahrhunderts nimmt, ist schon problematischer. Drei Gründe scheinen uns dafür in erster Linie maßgebend. Erstens besteht noch immer ein gewisses (und leider muß gesagt werden, in manchen Fällen nicht unberechtigtes) Mißtrauen von Seiten der Forschung gegenüber dem Restam-ator, durch dessen Hände das neu ent deckte und freigelegte Werk gegangen ist. Oft genug sind die Denkmäler mittelalterlicher Wandmalerei durch den Restaurator in besonderer Weise präsentiert, interpretiert und dadurch als künstlerische Dokumente entwertet worden, vor allem, sofern es sich um lückenhafte Bestände handelte. Hier ist noch manches zu tun, oft auch entgegen der Meinung der Eigentümer und Benützer der kirchlichen und profanen Bauten, an oder in denen sich die ans Licht gekommenen Wandmalereien befinden. Nur die rigoroseste Beschränkung auf reine Sicherungs- und Erhaltungsarbeiten (wie sie etwa in Lambach erfolgt ist) kann das bestehende Mißtrauen der Wissenschaft bekämpfen und besiegen. Ein zweiter Grund für die wissenschaftliche Vernachlässigung von Wandmalereien liegt in der weit verbreiteten Ansicht, daß sie in der künstlerischen Qualität nicht oder nur selten an gleichzeitige Werke der Tafel oder Buchmalerei heranreichen. In so genereller Form ist die geringe Einschätzung dieser Kunst gattung gewiß falsch, ganz abgesehen davon, daß aus gewissen Perioden, ob aus Erhaltungs- oder aus strukturellen Gründen, Wandmalereien ungleich zahlreicher erhalten sind als Werke anderer Gattungen; sie sind daher imstande, ein viel vollständigeres und korrekteres Bild der Entwicklung zu geben. Und schließlich mag als dritter Grund die ungenügende Bekanntmachung neu aufgedeckter Wandmalereien angeführt werden. Das neue Material wird meist allzu knapp, häufig mit unzuläng lichen Abbildungen und oft erst mehrere Jahre nach der Entdeckung publiziert und so der Forschung nicht auf genügend eindrucksvolle, vollständige und aktuelle Weise zugänglich gemacht. Umso begrüßenswerter ist es, daß sich die Redaktion der Zeitschrift entschlossen hat, den Neuent deckungen der letzten zehn Jahre ein eigenes Heft zu widmen und so dem Kunstfreund und dem For scher mit einem Schlage ein umfangreiches und bedeutendes Material vorzulegen. Damit ist der größte Teil des Rückstandes aufgeholt, wenn auch noch nicht der Anschluß an die letzten Zusammenfassungen hergestellt wird: an die Werke Josef Garbers für Tirol, Felix Reichmanns für Niederösterreich und Walter Frodls für Kärnten. Vieles harrt noch immer in den Spalten der Österreichischen Zeitschrift für Kmist und Denkmalpflege, der Carinthia I, des Schiern und anderer Lairdesorgane der ,,zweiten Entdeckung". Trotzdem ist das, was hier zum erstenmal beschreibend und charakterisierend dargeboten wird, schon vom rein quantitativen Standpunkt aus eindrucksvoll, ja überwältigend. Die bloße Masse der auf gedeckten Zyklen und Einzelwerkc muß selbst die Herausgeber überrascht haben, ganz abgesehen von der hohen und höchsten Qualität und dem Dokumentarwert einzelner Werke. Man muß sich dabei nur immer vor Augen halten, daß die neu gewonnenen Denkmäler ohne Aus nahme Torsi sind, und zwar meist in doppelter Hinsicht: einmal, weil sie fast durchAvegs nur Teile größerer Ensembles darstellen, und zum zweiten, weil sie in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle auch in ihrem technischen Bestand stark reduziert sind. Eine makellose Erhaltung der obersten, meist al secco in feinen Linien oder dünnen Lasuren aufgetragenen Farbschicht ist äußerst selten. Am ehesten findet sie sich bei Werken der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die meisterliche Technik scheint ein Charakteristikum des Internationalen Stils (Weitensfeld, Abb. 182, St. Veit, Abb. 176) und seiner Naclrfolge gewesen zu sein — auch die Villacher Werkstatt Meister Friedrichs (Unterferlach, Abb. 179) hat noch Anteil daran. Sonst ist fast durchwegs mit Verlusten zu rechnen, die sogar den künstlerischen Charakter vieler Werke beeinträchtigt oder weitgehend verändert haben. Nicht selten ist wenig mehr vorhanden als eine mit transparent gewordenen Farbtönen flächig gefüllte Vorzeichnung, die aber meist
124. Lienz, Stadtpfarrkirche; Schiff, ,Y^|pF alttestamentarischer Zyklus; Ende des 13. Jhs. t * -♦, 1 i- i 't Jv. „ :c4..A '" ""I' liir ^i'^LrirnikT'f^ ^ T^' __ _. £™ ■ t :h-h :<^'K .d: ■ 'i ■';'^! A' im-| schon auf der obersten Mörtelschicht erscheint, häufig als einziger wirklich al fresco ausgeführter Teil der Malerei. Eigentliche Sinopie sind selten oder bisher nur selten zum Vorschein gekommen: Ausnahmen sind in St. Veit an der Glan (hl. Antonius, Abb. 177) und in den schon seit längerem bekannten Wand malereien von Althofen und Friesach zu finden. Außerordentlich reizvoll ist es nun zu sehen, wie ver schieden Wandmaler verschiedener Zeiten und Regionen die Vorzeichnung behandelt haben. Gerade dafür bieten die Entdeckungen der letzten zehn Jahre ein umfangreiches Material. Die Hochromanik scheint die Vorzeichnung zur Erstellung eines konstruktiven Gerüstes benützt zu haben: Das klas sische Beispiel sind die Heiligenbüsten vom Nonnberg, aber auch das 13. Jahrhundert verwendet die
Ä.;: * "V** \ *" ■* *iS?^r V 5'v-^ *• v-^jM • ' -. >.'V''.\ •>•? H : ^^"■} • W.:";^ ■ '\i-' r\. '*** ^ K$¥4^t*£-;?: EC,-*: V;- ^ l'y S&®4 ■'fii! "^Wi-'-'y}'^ 1 /»I r-'«. ii^^'M^'V -l- - ' \h .% ' I .^V ' ; m ' >' /: ■..> i^-'a"e- '-4.. 2, ^.t^.;- / >: •e«^. "i'iS: M :a^ 125. Aufenstein, ohcm. Biirgkapelle; Obergeschoß, Gastmahl im Haus des Pharisäosrs, Aus.sohnitt, bärtiger Mann; 2. Viertel des 14. Jhs. 126. St. Georgen in Obdachegg, Pfarrkirche; Johannes d. T., Ausschnitt; 4. Viertel des 14. Jhs. Vorzeichnung noch in diesem Sinn (Stift Griffen, Heilige, Abb. 154). Selbst im späteren 13. Jahrhundert hat die Vorzeichnung noch meist ,,struktiven" Charakter. Konturen und Binnenzeichnung werden vor erst in simplifizierter Form aufgetragen, und erst dem letzten Arbeitsvorgang, der ,,Überzeichnung" bleibt es überlassen, das steife, summarische Lineament zu differenzieren. Man würde daher den Meistern von Lienz (Paradiesszenen, Abb. 124) und selbst von Berg (Tympanon, Abb. 139) nicht gerecht, wollte man sie nach den Lineargerüsten ihrer Wandmalereien beurteilen. Um 1300 vollzieht sich nun ein ebenso plötzlicher wie seltsamer Wandel. Weit entfernt davon, rapide und grobe Festlegung der Hauptkonturen zu sein, zeigt die Vorzeichnung der Frühgotik, wie sie sich in reinster Form in Stein (Göttweigerhof-Kapelle) oder Aufenstein (Tirol, Burgkapelle, Abb. 125) erhalten hat, eine Eingängigkeit und Verfeinerung, wie sie bisher nie anzutreffen gewesen war. Die hohe künstlerische Qualität dieser Vorzeichnungen ist so sehr ins Auge springend, daß man in ihr das wesentlichste Merkmal des Stils (,,hochgotischer Linearstil") gesehen hat - nicht ganz zurecht, da diese Zeichnung im vollendeten Werk kaum sichtbar blieb, jedenfalls nicht so dominierend erschien wie im heutigen Zustand. Eine Kon frontierung von Teilen der Fresken von Aufenstein, die nur als Vorzeichnung erhalten geblieben sind, mit solchen, die wesentliche Teile der farbigen Modellierung bewahrt haben, macht das auf den ersten Blick deutlich. In Aufenstein (wie in Stein) kam noch dazu, daß die Vorzeichnung von dem führenden, wohl von weither berufenen, großen Meister stammt, während die modellierende Ausführung weit gehend Gesellenhänden überlassen blieb. Die sorgfältige Ausführung der Vorzeichnung scheint bis tief in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts die Regel geblieben zu sein. Erst gegen Ende des Jahrhunderts trat abermals ein Umschwung ein. Nun wird die Vorzeichnung frei, skizzenhaft und malerisch, detailreicher mid expressiver als das voll-
■* ivC'.a S^ / jLi rf ✓ Yi/\ mmk^m • '.^^S»' f^äSfeieüCr^ ^ •, ' rmr- "'■ 7<-lfek\/'-'^'''' '%\ Vr;W^, ^ i''\^ vVV »V-<.-dnfcaS^'^''. 127. Prägraten, Pfarrkirche; Chor, hl. Wolfgang; 1420-1430 ersetzt, auch ursprünglich eine plastische die zwei Schreinwächter, umgeben von Schreinen zieren; mid schließlich außen gung und Ölberg in den oberen und je seiner ,,analytischen" Reproduktion eines endete Malwerk. Ein gutes Beispiel für diesen ,,moder nen", offenen Stil der Vorzeichnung ist der Kopf des Täufers von St. Georgen in Obdachegg (Abb. 126), ein typisches Werk der Phase, die man als den ,,charakte ristischen" oder ,,häßlichen" Stil bezeichnet hat. Im Internationalen Stil um und nach 1400 wird die Zeich nung wieder stärkstens formalisiert: Die Figur des hl. Wolfgang im Chor der Pfarrkirche von Prägraten, Ost tirol (Abb. 127), ist einem frühen Holzschnitt zum Ver wechseln ähnlich. In anderen Fällen wird zusätzlich mit Schraffen modelliert (vgl. z. B. die Figur Mariae beim Kryptaabgang des Domes von Gurk). Im späteren 15. Jahrhundert beschränkt sich die Vorzeichnung wieder auf skizzenhafte Andeutungen (Weltgericht in St. Stefan, Hofkirchen, Abb. 128). Es handelt sich nun um eine echte, andeutende Vorzeichnung, deren Lineamente nicht, wie im 14. oder frühen 15. Jahrhundert, auch für die endgültige Konturierung und Binnenzeich nung benützt, sondern von den al secco deckend auf getragenen Farben völlig überdeckt wurden. Die Fresken der ,,alpenländischen Renaissance" des 16. Jahrhunderts sind im ganzen besser erhalten als ältere Werke. Das ist nicht nur auf ihr geringeres Alter zurückzuführen, sondern vor allem auf die Wiederver wendung (wohl unter italienischem Einfluß) der Technik des buon fresco, so etwa in Pölling (Abb. 168), Pöckau (Abb. 165), St. Daniel im Gailtal (Weltgericht). Hier gibt es dann auch wieder echte Sinopie (wie beim Welt gericht in Millstatt). Trotzdem sind auch die besterhaltenen Werke dieser Art nur in wenigen Fällen vollständig, da sie meist nur Reste ursprünglich größerer Ausstattungen darstellen. Das gilt auch für ältere Wandmalereien. Ausnahmen stellen einzelne Widmungsbilder dar, bei denen von vornherein darauf verzichtet wmde, sie in einen größeren Zusammenhang einzubauen. Solche Werke schließen sich häufig, auch in Komposition und Farbengebung, an Tafelmalereien an, wie etwa die geradezu von Tafeln des Schottenmeisters inspirierte Kreuzigung in Schwallen bach, NÖ. (Abb. 197). In einem besonders interessanten Fall handelt es sich I sogar um die ,,Reproduktion" eines ganzen Flügelaltars (Abb. 165): An der Triumphbogenwand der Filial kirche von Pöckau ist in der Mitte der ,,Schrein" mit einer Kreuzigung dargestellt, deren Haupt- und Mittelfigur, heute durch einen späteren Holzkruzifixus Figur gewesen sein muß; zu beiden Seiten des ,,Schreins" Ranken, wie sie sonst gewölmlich die Rückseiten von die beiden (horizontal geteilten) Flügel, mit Verkündidrei Heiligen in den unteren Hälften. Der Maler hat in Flügelaltars ganz folgerichtig die Tatsache festgehalten,
: 't • - mikl mi-H fii ' \ ;V ..je hl 'f i m .Ä . i^jÄti-lSLiiLr'f-3t 128. 8t. Stephan in Hofkirchen, Filialkirche; Chor, Weltgerichtsdarstellung, Ausschnitt mit den 12 Apo-steln; um 1500 daß die Schreinwächter zum Schrein gehören; er mußte daher die Flügel vom Schrein abrücken. Überdies versuchte er, sowohl Vorder- als auch Rückseiten der Flügel wenigstens ikonographisch einzubeziehen: Die Szenen (oben) entsprechen der einen, die Heiligenfiguren (unten) der anderen Flügelseite, wobei es nicht ganz gewiß ist, was zur Außen- und was zur Innenseite gehört. Die Fresken könnten ein Werk des Chi-istophorus-Meisters von Treffling sein, dem auch die Wandmalereien von Krizna Gora nad Staro Loko in Slowenien gehören dürften. Andere Darstellungen gehen den architektonischen und plastischen Dekor von Sakramentshäuschen (an der Nordwand des Chores) wieder - so in Strallegg (Abb. 129), wo der zum eucharistischen Themen kreis gehörige Schmerzensmann (mit Kelch) von Maria und Johannes fiankiert wird, so daß eine Deesisgruppe entsteht, in welcher das Gerichtsmotiv anklingt. In Wartberg, OÖ. (Abb. 130), wiederum wurde zwar das Mittelstück einer szenenreichen Darstellung mit einem an Sakramentshäuser an klingenden komplizierten Baldachin überbaut, es handelt sich aber dabei nicht um einen Schmerzens mann, sondern um eine Marienkrönung in der obersten Zeile des rasterartig geteilten Bildfeldes, begleitet von einem richtigen Bilderbogen aus einzelnen Andachtsbildern, die fast wahllos wie nebeneinander geklebte Einblattdrucke aneinandergefügt sind. Bildraster kommen überhaupt im 14. und 15. Jahr hundert öfters vor, in Kärnten häufig in der Art gemalter Fastentücher. Weit besser integriert, wenn auch naiv genug, ist die Füllung des Portaltympanons (Südportal) der Pfarrkirche von Marz, Burgen land (Abb. 131), mit drei Andachtsbildern - Kreuzigung, Vera Icon und Schutzmantelmaria-und Stiftern in den Zwickeln. Em besonders qualitätvolles Marienfresko in Braunau (Abb. 200) ist die Reproduktion eines plastischen Bildwerks des klassischen Weichen Stils. Interessanter und für die ganze Gattung wesentlicher als solche Einzelbilder oder Bildgruppen sind aber doch Gesamtdekorationen, auch wenn sie nur als Torsi auf uns gekommen sind. Das Bedeutendste, auch in dieser Hinsicht, ist zweifellos die Freskenfolge von Lambach, das einzige noch in seinen Bestand teilen zu rekonstruierende, auch theologisch aufwendige Dekorationssystem des 11. Jahrhunderts nördlich der Alpen; der Qualität nach ebenbürtig, in ihrer Vollständigkeit die Lambacher Wandmale-
Iff Ii •* H "? j-Ä jv'"' .■-•> rJ ii Ii t. "'■ ,. ts f -■ ^ ■ ■- • ■*^V mmj- n • V,\ VM. ir; 'iÄ##' f ■ ■■ i (.tety ■; •'S, le'' V+i v'rdw^:: 129. Strallegg, Pfarrkirche; Chor, Schmerzensmann mit Maria und Johannes d. T.; Mitte des 15. Jhs. reien noch übertreffend, ist die mehr als 200 Jahre spätere Gesamtdekoration der Göttweigerhof-Kapelle in Stein (Anfang des 14. Jahrhunderts)i. Sonst handelt es sich, wie gesagt, meist um Stückwerk. Immer hin geben auch diese Reste interessante Aufschlüsse über gewisse, im Laufe der Entwicklung wechselnde Grundprinzipien. Waren in den Dekorationssystemen der Früh- und Hochromanik die Gewölbemalereien auch thematisch mit den Gemälden der aufgehenden Wände eng verbunden gewesen (Lambach), so bildet sich in der Spätromanik bald ein spezifischer Gewölbedekor aus, nur noch selten aus szenischen Darstellungen, meist aus Einzelfiguren bestehend, die fest in das architektonische Rahmensystem der Grat- oder Gurtgewölbe eingebaut sind (Berg im Drautal, Chorgewölbe, Abb. 140). Dieses strenge Schema wird durch das Eindringen der neuen, gotischen Gewölbeformen empfindlich gestört. In gotischen Bauten wird das Gewölbe nicht mehr der Wand zugerechnet, es hat seine Materialität verloren und wird meist sogar als Himmel interpretiert, mit Sternen oder anderem, meist goldenem Dekor auf blauem Grund (so in der ,,Bischofskapelle" in Goess oder, mit anderen Elementen bereichert, ^ J. Zykan, Die Malereien der Göttweigerhofkapelie in Stein an der Donau, in: ÖZKD, VI/1952, S. 97ff.; G. Schmidt, Die Malerschule von St. Florian, Linz 1962, S. 91 ff.
• < V I '4 .m rl, ■ 1' , y ^ M f' 130. Wartberg ob der Aist, Pfarrkirche; Chor, Marienkrönung, Passionszyklus und Heilige; 1. Hälfte des 15, Jhs. in der Schloßkapelle von Dross, NÖ., (Abb. 132) und in der alten Pfarrkirche von Serfaus). Patronierte Plachdecken über streifenartig angeordneten Bildkomplexen stellen eine provinzielle Lösung dar (Feistritz ob Grades, Karner). In ländlichen Gebieten weiß man vorerst überhaupt mit dem Gewölbe wenig anzufangen — eine Hilflosigkeit, die in einzelnen Fällen, wie dem Karner von Gmünd (Abb. 134), fast komisch wirkt. Im 15. Jahrhundert sind deutlich drei Richtungeji in der Gewölbebehandlung festzustellen. Eine oberitalienische, die in fast ,,romanischer" Form Einzelfiguren und Medaillons (meist Evangelisten und ihre Symbole, Kirchenväter) in ein festes geometrisch-architektonisches Gerüst einbaut; eine westlich gotische, die den ,,Himmel" des Gewölbes mit Engeln bevölkert (in Kärnten gibt es auch Mischformen dieses mit dem italienischen System, so im Chor der Eilialkirche Unterferlach; und schließlich eine nordische, die die einzelnen Gewölbefelder mit Rankendekor füllt und die menschliche Eigur nur gewissermaßen durch Gucklöcher sichtbar werden läßt (Ereistadt, Abb. 136, Berg, St. Atha nasius, Abb. 137). Eine besonders köstliche späte Mischform findet sich im 16. Jahrhundert, z. B. in Unser Frau am Sand, NÖ. (Abb. 135), wo Wände und von jeder Rippen- oder Gratteilung befreite Gewölbe ineinander 15 Denkmalpflege
131. Marz, Pfarrkirche; Tympanon dos Südporlals, 2. Viertel des 15. Jhs. übergehen und über das Ganze ein luftiger Dekor aus Ranken und Figuren emporwäclist, eine gemalte Laube von höchstem Reiz. Die Neuentdeckungen der letzten Jahre haben auch unsere Kenntnis der stilistischen Entwicklung wesentlich bereichert. An erster Stelle stehen dabei natürlich wieder die Wandmalereien des späten 11. Jahrhunderts in Lambach, aber auch sonst gibt es zahlreiche Neufunde, die unser Bild von der Entwicklung der alpen- und donauländischen Malerei bedeutend vertiefen und in vielen Fällen korri gieren; der Zuwachs ist, wie für jeden, der das Land einigermaßen kennt, zu erwarten war, am größten in den Gebieten südlich des Alpenhauptkammes; auf Kärnten mid Osttirol sowie die südliche Steier mark entfällt der bei weitem größte Anteil. Hier haben die Neuentdeckungen das Gesamtbild in viel wirkungsvollerer Art klären können als in den nördlicheren Gebieten, wo überhaupt der Nachdruck mehr auf Tafel- und Buchmalerei gelegen zu sein scheint als auf der Wandmalerei. Natürlich wirken auch Erhaltungsfaktoren mit. Klimatisches, intensivere Bautätigkeit im Barock usw., die Produktion muß in den Donauländern aber von vornherein geringer gewesen sein als im südalpinen Gebiet. Wir sind daher im Norden noch weit davon entfernt, Landschaftsstile voneinander abgrenzen und Zentren feststellen zu können, während sich im Süden schon feinere Unterscheidungen treffen lassen. Wir können in Ost- (und Süd-)Tirol und in Kärnten bereits primäre und sekundäre Zentren unterscheiden; zu den ersteren gehören etwa Brixen, das bis ins Krainische nach Osten, bis Lienz und über den Brenner (Gschnitz, 15. Jahrhundert; Abb. 234) nach Norden ausstrahlte; vielleicht auch Bozen, woher der Meister von Einersdorf (Abb. 146) stammen könnte (mit neuentdeckten Werken in Steiermark [Alten markt bei Wies, Abb. 213-226, Eibiswald, Abb. 204], und Kärnten [Neuhaus, Chor, und Rinkolach, Abb. 169]); in besonderem Maß Villach, dessen Wandmaler zwischen 1425 und 1480 das Gebiet zwischen Spittal, Laibach und Graz beherrschten. Zu den sekundären Zentren zählt etwa Lienz, wo einander als einem wichtigen Knoten- und Scheidepunkt Entwicklungsströme aus dem Pustertal mit solchen aus
132. Dross, Schloß kapelle; Chor, Blick gegen Südosten; 1. Hälfte des 14. Jhs. 1 ■ . i i Friaul, Kärnten (Dreikönigszug; Abb. 241) und dem Norden (graphischer Stil des Fastenbildes, Abb. 243) kreuzen. Ein primäres Zentrum war auch Salzburg für die Frühzeit, das 11. und 12. Jahrhundert — der Lambacher Maler hat seine künstlerische Formensprache sicher in Salzburg erlernt — und vielleicht auch im mittleren Drittel des 15. Jahrhunderts (Laib in Pettau und vielleicht auch St. Peter bei Grafen stein, Abb. 174); ferner für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts Wien, von wo der Einfluß des Schotten meisters nach Niederösterreich ausstrahlte (Kreuzigung in Schwallenbach, Abb. 197), und für das frülie 16. Jahrhmidert Innsbruck, wo sich auch für die Wandmalerei eine Sonderform der maximilianischen Renaissance herausbildete (Friedberg, Abb. 247—254), die auch nach Salzburg (Goldegg?) und Kärnten (Pölling?) vorgedrungen zu sein scheint. Die Wirkungen dieser (und anderer, heute noch nicht recht greifbarer) Zentren stellen zusammen mit den konservativen Tendenzen der ländlichen Zwischen gebiete gewissermaßen die beharrenden Kräfte der Entwicklung dar. Wie beharrend und konservativ
'iIIk' mmi D i-j ^ I ■t'l '-■ >!« r'^Tr #1 - ■ ^•l,,-. m0-''' ■ ' : 'fi \| - •' I i • • I 133. Feistritz ob Grades, Karner; Blick gegen Nordosten; Wand dekoration aus der Mitte des 14. Jhs. 134. Gmünd, Karner; Blick gegen Nordosten; Wand malereien um 1370 diese Grundtendenzen in den Alpenländern waren, mag durch zwei Beispiele angedeutet werden. Das eine, die hochmittelalterlichen Malereien der Magdalenenkirche von Gschnitz, Nordtirol (Abb. 233), illustriert die Langlebigkeit früher Formen in primitivster Ausbildung. Die stehende Figur der hl. Magda lena teilt gewisse Primitivzüge mit katalonischen ,,Bauernmalereien" des frühen 12. Jahrhunderts, muß aber doch (Kostüm mit langen Ärmeln!) mindestens ans Ende des Jalrrhunderts gerückt werden. Hier ist für die archaische Haltung einfach die von der Welt abgeschlossene Lage des Alpentales ver antwortlich - der Maler dürfte ein bäuerlicher Handwerker gewesen sein, der wohl nur selten aus seinem engen Kreis hinausgekommen ist. Aber auch städtische Künstler waren, wenigstens zuzeiten, überaus konservativ, nicht aus Unfähigkeit oder Unkenntnis, sondern aus bewußtem Wollen, wie etwa Thomas von Villach, der noch gegen Ende des 15. Jahrhunderts Gestaltmaterial aus dem Trecento mit solchem aus den Welten Pisanellos und Rogiers kombinierte. Diese Grundstruktur mit ihren Fixpunkten, den Zentren erster und zweiter Ordnung, wurde nun aber mehrfach ,,gestört", das heißt wohl eigentlich belebt, durch dynamische Faktoren: große, von außen kommende Strömungen, Künstlerwanderungen, Berufungen. Die neuen Funde bestätigen manches schon Bekannte, bringen daneben aber doch auch neue Aufschlüsse. So wird es zum Beispiel immer klarer, daß der Zackenstil des 13. Jahrhunderts vom Westen her importiert ist und, wie schon W. Frodl gezeigt hat, mit der Einführung gotischer Architektur- und Dekorationsformen parallel geht. Nirgends findet sich ein Werk, das eine spontane Entwicklung des Stils in den Alpenländern vermuten ließe, vielmehr scheint sich der ,,schwere", plumj)e Stil des Jahrhundertanfangs bis über die Mitte des Jahrhunderts hinaus gehalten zu haben: charakteristische, wenn auch rustikale Beispiele sind die
j *r-, •":»;.* \\ /^i !\|j wmmm -'.: ^PSTt^ y .= • . 'ftöt .,l-^ Iff 135. Unser Frau, Ursprungskapelle; Blick gegen Südosten; 136. Freistadt, Stadtpfarrkirche; Südempore, GewölbedekoraAnfang des 16. Jhs. tion, um 1490 Malereien in Berg im Drautal (Abb. 140) und Stift Griffen (Abb. 154) in Unterkärnten. Die Heiligen figuren in der letzterwähnten Kirche lassen noch die Abstammung von hochromanischen (Salzburgerl) Vorbildern erkennen, obwohl sie zeitlich bereits mit den Fresken der Brixener Frauenkirche parallel gehen, vielleicht auch schon später anzusetzen sind. Die neugefundenen Werke des Zackenstils gehören durchwegs der Endphase an; die Malereien von Leibifing, von Lienz (Abb. 124) und Mautern (Abb. 195) sind sämtlich ins letzte Viertel oder gar in die letzten Jahre des 13. Jahrhunderts zu datieren. Dabei zeigen die Fresken in Berg (Abb. 139-142) unter der modischen Verbrämung des Zackenstils deutlich noch die Grundformen des schweren Stils. Auch die nächste Stilphase, die des hochgotischen ,,Linearstils", scheint vom Westen inauguriert worden zu sein, und zwar dürfte es sich um einen von der obersten Schicht veranlaßten Kunst- oder besser Künstlerimport gehandelt haben. Die Verbindung zu den habsburgischen Vorlanden könnte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Jedenfalls beginnt die Produktion mit Werken höchster Qualität. Die Dekorationen der Göttweigerhof-Kapelle (Anfang des 14. Jahrhunderts) in Stein und der Burg kapelle von Aufenstein (um 1330; Abb. 231) gehören einer ausgesprochen höfischen Schicht an. Nach 1330 gewinnt die Bewegung an Breite, vor allem in Tirol. Der Stil von Umhausen (Abb. 246) ist eine Fortsetzung des Stils von Aufenstein, und auch die Heiligenfiguren in Maria Wörth (Abb. 161) könnten mit Tirol (Brixen, Johanneskirche) zusammenhängen. Eine volkstümliche Variante des Stils
137. Berg, Filialkirche hl. Athanasius; Chorgewölbe, um 148.5 findet sich in Feistritz ob Grades (Abb. 148). In Maigen (Abb. 194) wird der Stil von Stein weiter entwickelt. Nach der Jabrbundertinitte setzen sieb allmäblicb italienische Einflüsse durch, vorerst getragen von einzelnen Wanderkünstlern (Stein, Dürnstein, Bruck an der Mur), sjiäter in breiter Schicht, und zwar in mehreren Strömungen. Die Apostel des Cborscblusses der Pfarrkirche von Hermagor (Abb. 159) sind ,,gotischer", sienesiscber, als die der friulaniscben ,,Volkskunst" vom Ende des 14. Jahrhunderts angehörigen Figuren der ehemaligen Westfassade der Lienzer Stadtpfarrkirche (Abb. 238). In anderen Werken der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bleibt der italienische Einfluß mehr auf Äußerlichkeiten beschränkt, auf Typen und auf die Behandlung der Architekturgründe etwa, während sonst nordisch gotische Formen vorherrschen: Ein interessantes Beispiel einer solchen Stilmischung sind die (freilich der volkstümlichen Sphäre angehörigen) Fresken des Karners von Gmünd, Kärnten (Abb. 150, 151).
Der italianisierende Stil, der im südalpenländischen Gebiet bis in den Beginn des 15. Jahrhunderts fortlebte, scheint sich im Norden nur ausnahmsweise durchgesetzt zu haben. Hier steht die Entwick lung im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts im Zeichen der von Böhmen ausgehenden Gegenbewegung, die aber auch südlich bis in die Steiermark, bis Kärnten und Tirol reichte und wesentlich zur Aus bildung des Weichen Stils beigetragen hat. Die Hand des böhmisch beeinflußten Meisters der Brucker Achatiusmarter ist nun auch in St. Dionysen (Abb. 206) festgestellt worden; seine nicht zu verachtende Kunst muß bei der Etablierung des neuen Stils in den Ostalpen eine bedeutende Rolle gespielt haben. Auch in Kärnten läßt sich die Wichtigkeit der ,,böhmischen" Komponente auf Grund der neuen Eunde besser abschätzen. Die 1406 datierten Gemälde in Weitensfeld (Pfarrkirche, Johanneskapelle, Heim suchung!; Abb. 184) zeigen, daß hier ganz wesentliche Voraussetzungen für die Ausbildung der Stile der indigenen Werkstätten liegen, unter anderem auch der Villacher. Vielleicht müssen wir für die adelige Stiftung von Weitensfeld die Berufung eines auswärtigen Künstlers annehmen. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts ist mit auswärtigen Einflüssen auf die österreichische Wand malerei nur noch in geringem Ausmaß zu rechnen: Was an fremden Einflüssen einströmt, findet seine Wirkungssphäre in erster Linie im Gebiet der Tafelmalerei und erst mittelbar durch den Einfluß der Tafelmalerei oder durch die Personalunion von Tafel- und Wandmaler in der Monumentalmalerei selbst. So wird Italienisches durch Konrad Laib, Thomas von Villach, Lienhard von Brixen und die beiden Bacher wirksam, Niederländisches ebenfalls durch Thomas und durch den Schottenmeister. Auch hier haben die neuen Funde Klärung im einzelnen und größere Breite in den Gesamtaspekten gebracht. Im 16. Jahrhundert ändert sich das Bild abermals durch das Auftreten zweier mächtiger Faktoren: enstens der Graphik (Zeichnung und Druckgraphik), die besonders im Norden (Herzogenburg, Abb. 189), aber auch in der Steiermark und in Kärnten der Wandmalerei neue Impulse brachte; und zweitens der Mo numentalmalerei der oberitalienischen Renaissance, die für Kärnten (im Gegensatz zu der viel stärker nordischen maximilianischen Renaissance Tirols) eine weit größere Bedeutung gehabt zu haben scheint, als bisher angenommen wurde. Vor allem die Wandgemälde der Villacher Werkstatt, besonders die Ui'ban Görtschacher zugeschriebenen Fresken (zu denen nun das Jüngste Gericht an der südlichen Außenwand der Kirche von St. Daniel im Gailtal gekommen ist) müssen in engste Beziehung mit den Werken des jungen Pordenone (Valeriano!) gebracht werden. Aber nicht nur, was die Herleitung angeht, haben die neuen Eunde eine Fülle neuer Erkenntnisse ge bracht; auch die ausstrahlende Kraft der tirolischen, steirischen und kärntnerischen Wandmalerei wird durch diese Funde illustriert. Besonders die Entwicklung der krainischen Wandmalerei wird durch die Verbindung mit steirischen und kärntnerischen Werken ganz wesentlich geklärt. Schon ein flüchtiges Durchblättern des neuen Werkes von E. Stele^ zeigt eine Fülle engster Beziehungen, von denen zum Abschluß nur eine hervorgehoben sei: Der Meister der Fresken von Krizna Gora nad Staro Loko (1502 datiert), in dem Stele einen bayrischen Meister vermutet, scheint identisch mit dem Maler von Pöckau (bei Arnoldstein), dessen Zugehörigkeit zur Kärntner Malerei nicht bezweifelt werden kann. Die Auswertung der neuen Eunde ist mit den obigen Zeilen noch nicht einmal begonnen. Mögen diese knappen Bemerkungen und vor allem der folgende Katalog dazu beitragen, daß die Erforschung der österreichischen Wandmalerei des Mittelalters bald als wichtige und dringliche Aufgabe der öster reichischen Kunstgeschichte erkannt und in Angriff genommen wird. F. Stele, Slikarstvo u Sloveniji od 12 do 16 stoletja, Ljubljana 1969.
KATALOG BURGENLAND MANNERSDORF a. d. Rabnitz, Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit MARZ (BH Mattersburg), Pfarrkirche Krönung Mariae Urkundlich 1239, gotischer Chor, einschiffiges, barockes Lang haus. Chor: Fragmente zweier teilweise übereinanderliegender Aus stattungsschichten an der nordöstlichen und südöstlichen Schräge. 1. Fragment mit der Rötelvorzeichnung einer Heiligen, Mitte des 14. Jhs. 2. Reste von zwei Figuren: hl. Benedikt und hl. Scholastika, Mitte des 15. Jhs. Die erhaltenen Reste der Malereien sind durch Anspitzung und durch den völligen Verlust der obersten Farbschichten in ihrer Wirkung stark beeinträchtigt. Freigelegt und restam'iert 1965 von akad. Maler und Rest. G. Krämer. F. Koreny Spitzbogiges Tympanon über dem Südportal, unten abge schlossen durch Kragsteinsturz (Abb. 131). Das Bogenfeld dreigeteilt: in der Mitte Kreuzigmig mit Maria und Johannes, links Engel mit Vera Icon (Kreuznimbus), rechts Schutz mantelmadonna im Sternenkleid, unter den Beschützten ein Propst. In den Kragsteinzwickeln links Stifter mit Sohn, rechts zwei Frauen (Frau und Tochter?). Größere Fehlstellen: in der Kreuzigung über den Köpfen der Assistenzfiguren und quer durch den Corpus Christi, ferner im unteren Teil der beiden Stiftergruppen. Oberfläche stark abgerieben. 2. Viertel des 15. Jhs. Freigelegt und restauriert 1959 durch akad. Maler A. Kicker. A. SCHMELLER KÄRNTEN bearbnitet. von E. Bacher AICH bei Bleiburg (BH Völkermarkt), Filialkirche hl. Sebastian -f'ms ' • .f Äi 138. Aich, Filialkirche; Apsis, hl. Märtyi'erin, Ausschnitt; Mitte des 13. Jhs. Kleiner romanischer Bau mit flachgedecktem Schiff und halb kreisförmiger Apsis. In der Mitte der Apsiswölbung ein durch einfache Streifen gerahmtes Bildfeld (ca. 150 x 160 cm): Kreuzigung mit Maria und Johannes, flankiert von zwei kleinen knienden Stifter figuren. Rechts von der Kreuzigung freistehende Figur einer hl. Märtyrerin (Höhe ca. 110 cm; Abb. 138). Kreuzigung in den unteren Partien stark zerstört, ansonsten - auch in der Einzelfigur - ziemlieh intakte Oberfläche. Einfacher, aber interessanter, selten anzutreffender Farb aufbau in Grau, Schwarz und Dunkelbraun; olivgrauer Inkarnatton mit braunen Schatten und kräftigen Konturen in Weiß und Schwarz. Der Aufbau der Gewänder zeigt neben Ansätzen zum Zacken stil zwar noch vorwiegend ältere Formulierungen, die Gesamt anlage der Komposition, die Haltung der Figuren sowie ver schiedene Kostümdetails (z. B. das Kopfgebände der Stifterin) lassen aber für die etwas volkstümliche Malerei eine Ent stehungszeit gegen die Mitte des 13. Jhs. amiehmen. Freigelegt und rostaui'iert 1964—1966 von Rest. W. Campidell. ALTERSBERG (BH Spittal a. d. Drau), Pfarrkirche hl. Lucia Kleiner Bau mit mittelalterlichem gratgewölbtem Chor und später zugebautem flachgedecktem Schiff. Chor: Im Bogenfeld der nördlichen Schi'ägwand ein an der Unterseite stark fragmentiertes, durch ein einfaches, in läng-
I m I;i9. Hoi'g, Pfarrkirche; Tympanon des Westportals, Ende des KP Jhs. liehe Felder und Scheiben gegliedertes Rahmenband einge faßtes Bildfeld (ca. 140 X 200 cm) mit den Heiligen Ottilie, Katharina und Dorothea (?). Im Scheitel Schweißtuch der Veronika. Mäßiger Erhaltungszustand, da die gesamte Oberfläche der in Rot, Grün, Blau und sparsam Ocker gehaltenen Komposition stark verwetzt ist. Die etwas steifen Figuren lassen sich dem Umkreis der Villacher Werkstätte im 2. Viertel des 15. Jhs. zuordnen. Freigelegt und restauriert 1962 durch Rest. L. Arnold jun. BERG im Drautal (BH Spittal a. d. Drau), Pfarrkirche Mariae Geburt Spätromanischer, 1267 erstmals genannter Bau. Das Langhaus in der 2. Hälfte des 15. Jhs. verändert'. Neben verschiedenen Resten an der Außenseite des Lang hauses und einer Gewölbedekoration im Schiff sind hier und im Chor größere Teile spätromanischer Ausstattung erhalten. 1. Langhaus außen. Westwand: Rechts vom Portal zwei Bildfelder. Das kleinere nicht mehr lesbar, im größeren (180 X 140 cm) Kreuzigung mit Maria und Johannes. Die weitgehend abgewitterte Oberfläche läßt die einfache, in Ocker und Rot gehaltene Komposition, die wohl noch aus dem 14. Jh. stammt, gerade noch erkennen. 2. Langhaus außen, Südwand, erstes Joch: Hl. Christophorus (Höhe ca. 6 m). Stark abgewitterte und verblaßte Malerei in Ocker, Rot und Grün. Durch einen Fensterausbruch an der rechten Seite und durch Feuchtigkeitsschäden im unteren Teil außerdem stark fragmentiert. Erste Hälfte des 15. Jhs. ' Zur Baugesohichte siehe zuletzt Hartwagner (siehe Lite ratur), S. 8ff. 3. Schiff, Gewölbe: Reiches Netzgewölbe mit zarten Blattmid Blütenformen in den Zwickeln. Auf den großen runden Schlußsteinen — kaum noch ausnehmbar — Halbflguren der zwölf Apostel; auf den kleineren quadratischen Schluß steinen - ebenfalls kaum noch lesbar - Wappendarstellungen. Dekoration im Bereich des mittleren Gewölbesterns ergänzt^. Ende des 15. Jhs. Reste deb spätkom.\ni:sohen Ausstattung 1. Westportal, Tympanon (95 X 210 cm; Abb. 139): Thro nende Madonna mit Kind, flankiert links von einer gekrönten hl. Märtyrerin und einer knienden männlichen Stifterfigur, rechts von einer hl. Jungfrau und der knienden Stifterin. Die Figuren füllen jeweils die ganze Höhe des rundbogigen Tympanons aus und überschneiden sogar noch den schmalen rahmenden Randstreifen. Die Madonna mit dem auf ihrem Schoß stehenden Kind, das sich an ihre Wange schmiegt und nach dem Apfel greift, entspricht dem Typus, wie er mehrfach auf plastischen Tympana dieser Zeit vorkommt. Außer einem kleinen Riß ist die Darstellung zwar ohne Fehlstellen, aber durchwegs nur noch in der Vorzeichnung erhalten. Von den Farblasui'en finden sich nur noch ganz geringe Spuren eines hellen und dunklen Blau. 2. Schiff, Nordwand: Krönung Mariae. Das kleine Bildfeld (140 X 167 cm) wurde hinter dem rechten Seitenaltar an der südlichen Triumphbogenwand gefunden, abgenommen imd an die nördliche Schiffwand übertragen. Einfacher Rot-Ocker-Streifenrahmen mit einem Zackenband. Jesus krönt Maria auf einer thronartigen Bank, zwei Engel assistieren beim Aufsetzen der Krone. Zu Seiten dieser Mittelgruppe links eine weibliche Heilige (Maria Magdalena?), rechts eine gekrönte heilige Märtyrerin. Ebenso wie im Tympanon nur in der Vorzoichnung und in Resten der Untermalmrg erhaltenes Fresko. Oberfläche 2 Ebenda, S. 14f. 16 Denkmalpflege
darüber hinaus durch Verwetzungen, kleinere Fehlstellen und (eingetönte) Aufspitzlöcher beschädigt. Die ursprüngliche Farbigkeit ist nach den geringen Farbspuren kaum noch vorstellbar. Neben der roten Vorzeichnung finden sich nur Reste von Ocker, Rot und Blau. 3. Chorquadrat und Apsis: Die Wände und die Gewölbe des Chorraumes waren ursprünglich vollständig mit Malereien ausgestattet. Von dieser umfangreichen Dekoration sind größere Teile in dmchwegs sehr reduzierter Form erhalten geblieben. Chorquadrat; Im oberen Teil von Nord- und Südwand finden sich verschiedene Fragmente einer Kindheitsgeschichte und Passion Christi sowie eine Einzeldarstellung. Die Bogenfelder werden von breiten Rahmenstreifen aus Ranken- und Zackenbändern eingefaßt und sind durch mehrteilige Streifen horizontal unterteilt. An der Nordwand im unteren Streifen stark fragmentiert: Judaskuß (Abb. 142), Geißelung und Kreuztragung. Über der zumindest in den Köpfen noch einigermaßen erhaltenen Szene des Judaskusses die Inschriftreste: -\-HIC ' OSCULAT . . . Die Kreuztragung ist — in etwas kleinerem Figurenmaßstab — ganz in die Ecke unter die plumpe Konsole des Gewölbe anlaufes gezwängt. Die Reste im oberen Bildstreifen sind nicht mehr lesbar (neben dem Palmettenbaum auf der i'echten Seite vermeint man den oberen Teil einer Marienki'önung zu erkennen). Die Südwand war ursprünglich durch eine wohl dreiteilige Fenstergruppe (von den beiden unteren sind Teile der Leibung und der ornamentalen Einfassung noch erhalten) gegliedert. Links vom oberen Fenster befand sich die Geburt Christi, rechts die Anbetung der Könige. Beide Szenen sind durch den Ausbruch der neuromanischen Fenstergruppe bis auf einen schmalen Randstreifen zerstört. Unter der Gebui't die Inschriftreste Genuit puerperfaj . . ., unter der nur noch aus den Kronen der Könige erschließbaren Anbetungsszene . . . (lomini . . . Zu Seiten der unteren Fenster links stark fragmentierte Stand figur des hl. Erasmus (?) mit einem nicht mehr lesbaren Schriftband in der rechten Hand. Im Bogen der einfachen Ai'kadenrahmung die Schriftreste S ' . . ERASMUS • MR. Neben dem rechten unteren Fenster die vollständigste Dar stellung an dieser Wand, eine Auferstehung Christi. Gewölbe: Im Gegensatz zu den außerordentlich stark fragmentierten Malereien an den Wänden des Chorquadrates ist die Gewölbedekoration einigermaßen vollständig erhalten. Dargestellt sind die vier Evangelistensymbole und das Lamm Gottes (Abb. 140). Der ornamentale Rahmenapparat besteht aus Zackenbändern und steifen geraden bzw. fiechtbandartig verschlungenen Rankenstäben mit großen und kleinen Blättern; diese überziehen die breiten Bandrippen, welche überdies von schmalen Perlbändern begleitet werden. Die Evangelistensjunbole - menschliche Halbfiguren mit den ent sprechenden Tierköpfen - füllen die Gewölbekappen nahezu aus. In die freibleibenden Eckzwickel sind Wolkenbänder bzw. stilisierte Bäumchen gesetzt. Die Evangelistensymbole halten Spruchbänder mit den Namensinschriften und aufgeschla- 'iTt i(V'ft i M m 140. Berg, Pfarrkirche; Chorquadrat, Gewölbe, Evangelistensymbole, Ausschnitt; Ende des 13. Jhs.
0$ 'J ti.. .'t-' ritT"'J 11 Spr^.f ^i: ts^Ss^^' i'ü rici," '^^m'M MXX k _•'i" J 'y'X* Mrf- i"SLSSä^h f'sli -It 142. Berg, Pfarrkirche; C X:rXf» .">' -"i . i IjS^iX) 141. Berg, Pfarrkirche; Apsis, Apostelreihe, Ausschnitt; Ende des 13. Jhs. ^:m gene Bücher mit den entsprechenden Evangelientexten. Im Scheitelstück der südöstlichen Rippe weist die kleine Figur Johannes d. T. mit einem Schriftband — (ECCE AGJNUS * DEl' — auf das Lamm Gottes im Schlußstein. Die gesamte, in der Komposition von einem gewissen Horror vacui bestimmte Gewölbedekoration weist, abgesehen von der mehr oder minder reduzierten Oberfläche, kaum größere Fehlstellen auf. Auf dem Gurtbogen zwischen dem Chorquadrat und der Apsis, der an der Stirnseite eine Blattranke trägt, sind in stilisierten Arkaden acht Prophetenbüsten dargestellt. Die zugehörigen Inschriften auf den Spruchbändern und in den Randstreifen nicht mehr lesbar. Apsis: In der Wölbung der thronende Pantokrator in einer von vier Engeln getragenen Mandorla. Daneben auf beiden Seiten je ein Cherubim. In der rechten Hälfte zwischen diesem und den Engeln eine sitzende Figur (Johannes Ev., Ezechiel?), auf ein Schriftband (mit einer verlorenen Inschrift) weisend. Der entsprechende Raum auf der linken Seite ist mit einem Baum gefüllt. Im unteren Teil der Mandorla eine größere, daneben mehrere kleinere Fehlstellen sowie etliche Risse. An der von drei Fenstern durchbrochenen Wand in der Apsis ist die gesamte Malerei der Sockelzone verloren. Darüber in der Höhe der Fenster Reste der zwölf Apostel (Abb. 141). , Nordwand, Judaskuß, Ausschnitt; Ende des 13. Jahrhunderts. Zwei Figuren sind einigermaßen vollständig erhalten, drei weitere gerade noch zu erkennen. Die Reihe beginnt links außen mit Petrus und Philippus, die übrigen sind nicht mehr lesbar bzw. tragen außer dem Buch keine Attribute. Alle Apostel sind in gleichartige Rundbogenarkaden mit einem zinnenbekrönten Aufsatz gestellt. Den unteren Abschluß bildet eine symmetrisch verflochtene breite Blatt- bzw. Palmetten ranke. In der rechten Leibung des südöstlichen Fensters ist noch die Figur einer gekrönten heiligen Märtyrerin zu erkennen. Der Erhaltungszustand der gesamten Chordekoration ist verhältnismäßig schlecht. Abgesehen von dem schon an gegebenen Verlust großer Teile, ist auch die vorhandene Malerei in ihrer Oberfläche durchwegs sehr reduziert und bis auf die Vorzeichnung abgerieben. Von den Farblasuren sind in der Regel nur noch Reste der Untermalung (Rot, Ocker, etwas Grün und ein vergrautes Blau) vorhanden. Lediglich im Gewölbe (Symbol des Matthäus) und an der Nordwand des Chorquadrates (Judaskuß) lassen einige Partien die ursprüng liche Oberflächenerscheinung erahnen. Die außerordentlich lebendige Vorzeichnung ist hier von dünnen lasierenden Farb schichten überzogen, die aber kaum zu einer plastischen Modellierung eingesetzt sind, sondern nur den Untergrund für die kräftigen Konturen und weiße Höhungen bilden. Das stilistische Bild dieser spätromanischen Ausstattung wirkt auf den ersten Blick nicht ganz einheitlich. Die Tympanonmadonna und die Marienkrönung im Schiff heben sich scheinbar durch ein etwas moderneres Formvokabular von der Chor dekoration ab, aber auch innerhalb dieser könnte man auf Grund der feineren, flüssigeren Zeichnung in der Apsis und der im Vergleich dazu etwas plumper und archaischer wirken den Malei^ei im Chorquadrat auf zwei verschiedene Werkstätten und eine zeitliche Differenz in der Ausführung schließen. Bei eingehenderer Untersuchung des formalen und des ornamen talen Apparates kommt man aber zu dem Ergebnis, daß man den gesamten Bestand wahrscheinlich doch einer Werkstättc wird zuweisen müssen. Eine Gegenüberstellung im Detail zeigt
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