Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

1 103. Wien I, Schwarzenborgplatz, in einer Aufnahme von 1893 (BDA, Archiv) Der Sehwarzenbergplatz, der zunächst nur bis zur Mondscheinbrücke an die Wien heranreichte, wurde nach der Flußeinwölbung um 1900 stadtauswärts um einen weiteren Platzraum erweitert, der aber den älteren Bestand nicht beeinträchtigte, sondern sich ihm als selbständige Einheit angliedert. Dies war infolge der interessanten Lösung möglich, die darin besteht, daß sich der Schwarzenbergplatz, trotz seiner um das Denkmal konzentrierten Geschlossenheit, entlang einer radial ausstrahlenden Achse entwickelt. Ohne zum Platz selbst zu gehören, erfüllen die beiden stadtseitig gelegenen Ringhäuser, welche die Mündung der Schwarzenbergstraße flankieren, die Aufgabe eines abschließenden Prospekts; auf der anderen Seite ergibt der Hochstrahlbrunnen, der im Zusammenhang mit der Ersten Hoch quellenwasserleitung 1873 angelegt wurde, einen Point de vue, den das barocke Palais Schwarzenberg und das Belvedere überhöhen. Auf diese Weise ist der homogen gestaltete Platz in einen sehr weit räumigen Zusammenhang hineingestellt, der einerseits durch die ihn beherrschende Achse, anderseits durch die Bindung an die Ringstraße gegeben erscheint. Hier begegnet ein Verhältnis von kleineren zu größeren Einheiten, welches sich sehr wesentlich von der Subordination barocker Räume unterscheidet. Eine exakte Definition würde eine Reihe von Analysen notwendig machen. Vielleicht darf man statt dessen das vorliegende städtebauliche Phänomen mit der Art vergleichen, in der man bei den frühen Weltausstellungen, etwa in London 1851 oder in Paris 1867®, dem Beschauer die Exponate darbot. In riesigen, aus Glas und Eisen konstruierten Hallen, die ein sehr bedeutendes ästhetisches Eigenleben führten und so die übergeordnete Einheit repräsentierten, arrangierten die einzelnen Aussteller ihre Exponate in der W^eise, daß sie nur bei Betrachtung aus nächster Nähe allein ins Bild rückten, darüber hinaus aber wohl keinen Augenblick vergessen werden konnte, welche Fülle anderer Objekte die Aufmerksamkeit an sich zu ziehen suchte. Eine Abfolge von- ® Sigfried Giedeon, Space, time and architecture, .3rd ed., Cambridge 1954.

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