mit Iii m i 101. Wien I, Opernring, Ecke Goethegasse (Bildarohiv der Österr. Nationalbibliothek) Die gerade Straßenfluoht von Opern- und Kärntner Ring wird durch die Wohnhausfassaden bestimmt, aus deren Kette nur die Monumentalbauten durch Risalitbildung und aufgegliederte Dachzone heraus wachsen. Dies tat der ehemalige Heinrichhof, ein von der Architektur, aber nicht vom Zweck her konzipierter Monumentalbau, ferner das Grand Hotel und schließlich das Operngebäude, welches etwa die Mitte dieses zunächst in Angriff genommenen Ringabschnittes einnimmt. Für die städtebauliche Vorstellung der frühen Ringstraßenzeit ist es ungemein aufsctilußreich, daß man die Oper nicht auf einen eigenen Platz stellte, sondern die ,,Opernkreuzung" schuf, welche die Funktion des alten Kärntnertores übernahm und den Anfang der Ausfallstraße aus der Innenstadt nach dem Süden bezeichnet. Damit wird das Opernhaus unmittelbar an den lebendigen Verkehr heran gerückt, zumal auch auf die Ausbildung einer distanzierenden Sockelzone verzichtet wurde. Wenn auch die nachträgliche Terrassierung manches verschoben hat, so bewirkte sie nur graduelle, aber nicht prinzipielle Verschiebungen. Das Operngebäude bedeutet in städtebaulicher Hinsicht nicht mehr als die monumentale Gestaltung eines Häuserblocks, etwa wie die des Heinrichhofs durch Hansen. Die ein ander gegenüberliegenden Komplexe haben im Straßenbild eine wichtige Funktion zu erfüllen, nämlich die Geschlossenheit der Randverbauung nicht abreißen zu lassen. Die Diskussion um die Neugestaltung des Areals des bombenbeschädigten Heinrichhofes nach dem Zweiten Weltkrieg' zeigte, daß jüngere städtebauliche Vorstellungen das Verständnis für die hier vorliegende Situation sehr stark beeinträch tigen. Zum Glück hat die Bebauung des Platzes des alten Heinrichhofes durch Schließung der Straßen wand die außerordentlich bedeutende Konzeption der frühen Ringstraßenzeit in diesem einen wesent lichen Punkt gerettet, wenn man sich auch in der architektonischen Durchgestaltung des Komplexes ein dem verlorenen Hansen-Bau künstlerisch adäquateres Werk gewünscht hätte. Wenn das Opernhaus am Ring trotz seiner Einfügung in das Rastersystem der Häuserblocks echte Monumentalität besitzt und auch im Ablauf der Straße einen dominierenden Akzent bildet, so liegt dies nicht allein in seiner architektonischen Aufgliederung mit Loggia, kuppeligem Dach und reich gestaltetem Wandrelief, sondern auch darin, daß es sich als Durchdringung eines Längstraktes mit zwei hinterein ander geschalteten Quertrakten und durch die Einbeziehung von Grünflächen und Brunnen einen Julius Fleischer, Zum Abbruch des Heinrichhofes, in: Österr. Zeitschr. f. Kunst u. Denkmalpflege, 1953, S. 32.
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