Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Moderne Architektur in Wien Von Otto Wagner bis heute. Von Ottokar Uhl. 116 Seiten mit 80 Abbildungen auf 52 Kunstdrucktafeln, zahlreichen Zeichnungen im Text und einer Anzahl von Orientierungskarten. Format 24x16 cm. Flexibler Ganzleinenband DM 28,-/8 168,— „Noch sachlicher zu werden als bisher, verlangt Offenheit, die ständige Anstrengung, die Zusammen hänge aller Dinge, Ereignisse, Erkenntnisse bewußt zu erleben und zu sehen", schreibt Uhl, selbst einer der am stärksten profilierten jungen Architekten, an ein Adorno-Zitat anknüpfend, in seiner Einleitung, in der er sich zur Betrachtung der „Architektur als Bauen, nicht Architektur als Kunst", dem Sinn und Ziel dieses Buches, bekennt. Die gestellte Aufgabe ist komplex; einerseits bietet Uhl sehr konkrete Empfehlungen für Rundgänge und Rundfahrten durch jene Teile Wiens, in denen es bekannte, aber auch weniger bekannte Bauwerke des 20. Jahrhunderts und ihre unmittelbaren Vorläufer zu betrachten gibt, verfaßt also einen ArchitekturFührer für interessierte Laien, andererseits liegt ein wesentliches Gewicht auf den exakten bibliographi schen und biographischen Daten, womit der Band als Ausgangsbasis für systematische Forschungs arbeit legitimiert ist. Ein dritter, stark ins Auge springender Faktor ist schließlich die Dokumentation mit kritischem Einschlag, was für die Auswahl im Bildteil ebenso wie für die Meinungsaussagen im Text gilt. So steht Uhl keineswegs an, das Flochhaus in der Flerrengasse mit dem Kommentar abzutun: „Obwohl Hochhaus, bleibt es provinziell", um ihm bezüglich des „Loos-Hauses" am Michaelerplatz das LoosZitat entgegenzuhalten; „Das Haus..., mag gut oder schlecht sein, aber eines müssen ihm auch seine Gegner lassen, daß es nicht provinzmäßig ist; daß es ein Haus ist, das nur in einer Millionenstadt stehen kann". An solchen Gesichtspunkten ist Uhls Betrachtungsweise geeicht, woraus sich ergibt, daß seine Kritik an den Bauten der Zeit nach 1945 ebenso ehrlich wie hart sein muß. Demnach liefert er keine Polemiken, sondern hält sich im Rahmen des Beweisbaren, Abwägbaren. Die Akribie, mit der sowohl die Besichtigungsrouten zusammengestellt wie die Bibliographie bezie hungsweise die Literaturhinweise erarbeitet wurden, entspricht einem wissenschaftlichen Werk, ohne den Leser, der die „Gebrauchsanweisung" für einen Architekturbummel sucht, abzuschrecken. Alles in allem also ein Buch, das nicht nur als lohnend, sondern in der gegenwärtigen Situation der Architektur wie der Architekturkritik als ausgesprochen notwendig zu bezeichnen ist. Verlag Anton Schroll & Co ■ Wien und München

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