Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Durch wechselnde horizontale und lotrechte Stellung der Rohrbaais können wahlweise Hoch- und Querformat ange wandt werden; dadurch sind verschiedene Verfahren zur Umgehung von Sichthindernissen sowie sogenannte flankie rende Aufnahmen^ leicht ausführbar (Abb. 154-157). Zur Erfassung von Rotationskörpern, Umgehung von Sicht hindernissen und Aufnahmen großer Tiefenmeßbereiche ist eine Basisverlängerung durch Aufstellung der Doppelkammern an mehreren Standorten nötig, wobei alle Kammern auf einer Geraden liegen. Da das Verhältnis der Basislänge zur Aufnahmeentfernung in der Bildmessung zwischen 1:5 und 1:20 liegen soll, müssen für Objekte mit Tiefenausdehnungen von über 25 m zusätzlich zur Basislänge von 120 cm weitere Kammerstandpunkte auf einer Geraden liegen, um auch aus diesen — mindestens drei — Kammerstandpunkten zwei wählen zu können, die weiter voneinander entfernt sind als 120 cm. Schließlich ist eine Einzelkammer vorhanden, die der Doppel kammer zugeordnet oder zweimal hintereinander auf zwei beliebig weit voneinander befindlichen Standpunkten auf gestellt werden kann. Durch Einsatz einer Zieltafel auf der Gegenstation erfolgt dann mittels einer Richtvorrichtung die Orientierung der Kammer in der Weise, daß die Ziel achsen normal auf die Basis stehen. Die feste Orientierung der Doppelkammern und die ein geschränkte Orientierungsmöglichkeit der Einzelkammer — beide ausschließlich für den einfachsten Aufnahmefall der Bildmessung, den Normalfall, eingerichtet — setzen Fehler möglichkeiten weitestgehend herab. Dennoch sollten Kontroll maße, sogenannte Paßpunkto, gemessen werden. Oft be schränken sich diese auf eine einzige Längenmessung nach einem besonders ausgearbeiteten, sehr einfachen Verfahren, ohne jede Rechenarbeit''. Die Platten werden auf einem Kontaktkopiergerät (Cintel) mit elektronischem Kontrastausgleich zu Diapositiven ver arbeitet. Überstrahlungen, Schlagschatten usw. werden dabei weitgehend ausgeglichen, so daß die Sichtbarkeit der Details in allen Zonen durchgehend sichergestellt ist (Abb. 160). Eine weitere Negativkontaktkopie wird zusammen mit einer Papierkontaktkopie hergestellt. Damit sind die von der UNESCO für das Kulturgüterschutzbildarchiv geforderten vier Sicherheitskopien vorhanden. Zur Stereoauswertung werden die Negative in ein Auswert gerät eingelegt und orientiert. Dieser an anderen Geräten bisweilen 1—2 Stunden dauernde Vorgang ist hier auf 5—10 Minuten verkürzt worden. Der Operateur erblickt ein in seiner Tiefenwirkung stark gesteigertes, sehr plastisches Stereoraumbild und zusätzlich dazu im stereoskopisch dar gestellten, virtuellen Raum eine scheinbar in diesem Raum schwebende Marke, die er mit Handhaben nach rechts und links, nach oben und unten sowie nach vorne und hinten, mithin also die räumlich erlebbaren Objektkanten entlang führen kann. Diese im Stereomodell ausgeführten Abtast bewegungen übertragen sich über Antriebe auf Zeichen- ^ Aufnahmeachsen horizontal, aber nicht normal auf die Bezugsebene (z. B. Fassadenfläche). " Es ist am günstigsten, die Länge von der Kammer in Ziel richtung zum Objekt zu messen und am Objekt eine auf diese Zielrichtung normale bildsichtbare Strecke zu messen. Mit dieser Figur können praktisch alle, auch infolge Dejustierungen der Kammern auftretenden Fehler erkannt und eliminiert werden. einrichtungen, die automatisch den Grundriß auf einer Zei chenfläche und auf einer anderen wahlweise Grund-, Seiten-, Aufriß, Schichtenlinien usw. kartieren (Abb. 162). Ebene Gebilde, wie es die meisten Fassaden sind, können ein fach durch photographische Umbildung zu maßstäblichen Photographien, den sogenannten Bildplänen, verarbeitet werden. Schließlich muß noch darauf hingewiesen werden, daß Aufnahmen, die mit stark geneigten Aufnahmeachsen gemacht wurden, rationell nur am Stereogerät ausgewertet werden können. Zu diesem Zweck wird ein Rechner zwischen Auswertgerät und Zeichentisch gesetzt (auf Abb. 162 links am Auswert gerät zu sehen), so daß keine affine Umbildung, sondern, diu-ch entsprechende Veränderung der Umdrehungszahl der Antriebe des Zeichentisches, die gewünschte orthogonale Darstellung entsteht. In der Praxis wurden die Platzfronten kleinerer Städte, Märkte und Dörfer in ein bis zwei Arbeitstagen, bisweilen an halben Tagen meßtechnisch vollkommen erfaßt. Ebenso wurden bisher auch viele Einzelobjekte vermessen (Stifte, Kirchen, Schlösser, Palais, Einrichtungsgegenstände, Bestände von Sammlungen). Für den Kulturgüterschutz werden auf photogrammetrischem Weg die Formen als unausgewcrtete Meßbilder festgehalten. Sicherheitskopien werden mehrfach gelagert, um im Ernstfall eine Dokumentation von Erscheinungs- und Bestandsform mit großer Wahrscheinlichkeit zu gewährleisten. Ebenso wurden interessante Erhebungen für die Zwecke der Statik durchgeführt.

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