Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

SANIERUNGSMASSNAHMEN AN DER FESTUNG H0HENSALZBURG UND AM LINZER SCHLOSS IM HINBLICK AUE DIE SANIERUNG VON ALTHÄUSERN* Als im Jahre 1950 eine kleine Basteimauer westlich des zweiten Sperrbogens der Festung Hohensalzburg {Abb. 138) ab stürzte, war dies ein alarmierendes Zeichen. Nähere Unter suchungen ergaben dann, daß nicht nur dieser kleine Bastei körper, sondern auch noch wesentlich gewichtigere Teile dieser Salzburg Bild und Rahmen gebenden Veste am Ende ihrer Widerstandskraft waren^. So konnten bei der Schadens erhebung in der Pulverkasematte der Kuenburgbastei Risse bis zu 5 cm Breite festgestellt werden. Starke Rißbildung zeigte darüber hinaus auch der 1502 vom Erzbischof Leonhard von Keutschach errichtete Roßpfortenturm. Eine Gefährdung der Bauwerke der Festung war zum Teil auch durch die starke Verwitterung des Felsgrundes gegeben. So erwies sich z. B. der Felsen unterhalb des Mauerfußes des „Hohen Stockes" durch Frost, Wasser, Wind und Bewuchs^ als derart zerstört, daß er den ihm übertragenen statischen Funktionen nicht mehr gerecht werden konnte. Seit der Zeit um 1500, als der Hohe Stock weitläufig ausgebaut wurde, waren etwa 4 m der ursprünglich weit vorkragenden Felsschichte abgewittert, und diese Zerstörung des Untergrundes bedeutete nun bereits eine ernste Gefahr für den Baukörper selbst. Im Falle der Kuenburgbastei glaubte man anfangs nicht so recht, daß dieses für die Ewigkeit gebaut scheinende Bau werk (mit einer Höhe von rund 30 m und einer Länge von über 55 m) so starke bauliche Schäden aufweisen könnte, daß es die darunter liegende Stadt zu gefährden vermöchte (Abb. 139). Aber schon die ersten Aufschließungsgrabungen haben die Gefahr, welche die Ausbauchung von etwa 25 cm in der Mitte der Mauer bedeutete, bewiesen. Die weiteren Untersuchungen bestätigten die Annahmen von Prof. DDr. Müller über die Belastungs- und Bewegungsverhältnisse der Bastei. Der von ihm vorhergesehene Riß, besser gesagt die Ablösung am Ende der Mauer, trat kraß zutage (Abb. 140). Damit war klar, daß die im Jahre 1681 von Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg vollendete und nach ihm benannte Bastei schwerste Schäden aufwies, und zwar in einem Ausmaß, daß sie ohne Sanierung inzwischen zweifellos auf die Stadt herabgestürzt wäre, bewegte sie sich doch jede Woche um etwa 3 mm, in regnerischen Wochen sogar bis zu 6 mm nach außen. Die Ursachen der Schäden waren, kurz umrissen, folgende: 1. Das zweischalige Mauerwerk von 2,5 bis 4,0 m Stärke war durch Auslaugung, Verwitterung und Wurzolpressungen sehr geschwächt worden. * Auszug aus einem Vortrag, der im Rahmen des Salzburger Altstadt-Sanierungskolloquiums 1967 gehalten wurde. ^ Vgl. dazu auch den Bericht von Theodor Hoppe, Die Kuen burgbastei der Festung Hohensalzburg als wehrgeschichtliches Denkmal, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denk malpflege, VIII/1954, S. 51ff. ^ Die Entfernimg des Bewuchses ist von besonderer Wichtig keit, da neben der Zerstörung durch Humussäuren bekannter maßen schon eine Wurzel von etwa 2—3 cm Durchmesser ohne weiteres in der Lage ist, einen tonnenschweren Stein langsam aus dem Verband herauszudrücken, da der Wurzeldruck in die Tonnen geht. 2. Die stark durchfeuclitete Hinterfüllung von über 15.000 m® Erd- und Schuttmaterial drückte auf die gesamte Mauer innenseite und in besonderem Maß auf die Aufstandsfuge der Basteimauer. 3. Das später ohne Zugbänder eingebaute Gewölbe der west lichen Pulverkasematte mit seinem riesigen Gewicht drückte die Mauer an einer sehr labilen Stelle mit gewalti gem Schub hinaus (allein die östliche Stirnmauer des Gewölbes brachte hier etwa 170 Tonnen Schub). 4. Der ursprünglich über den Mauerfuß vorkragende Fels war im Laufe der Zeit so weit weggewittert, daß die Mauer flucht teilweise schon unterschnitten wurde. Behelfsmäßige Ausbesserungen am Beginn unseres Jahrhunderts hatten hier keine Abhilfe geschaffen. Eine bautechnische Vorbedingung für die Sanierungsarbeiten, deren Hauptziel die Entlastung der Mauer von der Hinter füllung sein mußte, war das Neuherstellen des Reißzuges ins Nonntal, um die riesigen Hinterfüllungsmengen ins Tal ab transportieren zu können. Eine weitere Vorarbeit bestand darin, durch Bohrlöcher Aufschluß über den Zustand des Untergrundes, des Felsfußes und der Mauer selbst zu erhalten. Die Untersuchungsbohrlöcher wurden dabei weitgehend so angeordnet, daß sie für eine spätere Schließenaufnahme geeignet waren. Nach langen Beratungen und Abwägen der wirtschaftlich günstigsten Lösungen wurde sodann folgendes Sanierungsprogramm aufgestellt und abgewickelt: 1. Ausräumen der Hinterfüllung, 2. Sanierung des Gewölbes der westlichen Pulverkasematte durch Einbau von Zugbändern, 3. Einbau von 18 Stück Schließen (bis zu einem Durchmesser von 65 mm und einer möglichen Belastbarkeit bis zu 100 Tonnen pro Stück), mit denen der Basteikörper an den gesunden Fels angebunden werden konnte, 4. Verfestigung des Mauerkörpers durch Einbauen kurzer Schließen und durch Zement- und Mörtelinjektionen, 5. Verfestigung des Felsfußes durch Zementinjektionen. Die Arbeit begann damit, daß, nachdem der vorhandene Bewuchs entfernt und die oberflächlichen Risse und Fugen vermörtelt worden waren, die Mauer selbst mit Feinmörtel verfestigt wurde; vorher hatte man in die Untersuchungsbohr löcher eine Bewehrung eingebracht. Dort, wo sich die Fugen und feinen Klüfte nicht mehr mit Feinmörtel füllen ließen, mußten Fugenspülungen vorgenommen werden, danach erst konnte verpreßt werden. Folgende Vorgangsweisen wurden zur Anreicherung des Mauerwerks mit Bindemitteln bzw. zur Verkittung des Felsens durchgefülirt: 1. Bei Feinstklüftigkeit: Wasserglasspülung®, reine Zementmilchin j ektionen. 2. BeiFeinklüftigkeit: Wasserspülung,InjektionenmitZementmilch, der Gesteinsmehl und Sikalit zugesetzt wurden. 3. Bei Grobklüftigkeit: Wasserspülung, Feinmörtelinjektionen. ® Bei der notwendigen Vorreinigung durch Wasserspülungen bewährten sich bei Feinstklüftigkeit Wasserglas-Wasser spülungen am besten, während eine Reinigung mit Beigabe von Chlorcalzium in das Spülwasser weniger erfolgreich war.

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