Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ist 134. Denkmal für Bürgermeister Lueger. Mit den von ihm geführten „Christlichsozialen" tritt erstmals eine politische Partei als Initiator der Schaffung von Monumenten auf (BDA, V. Knuff) und der „Grenadier von Landshut". Beim Andreas-Hofer-Denkmal verstärkt sich diese Tendenz noch. Mit „Volk" ist freilich nicht das Bürgertum gemeint, das im Liberalismus seine Freiheit im Staat er rungen hatte, also das Bürgertum von ,,Besitz und Bildung", sondern wirklich das ,,einfache Volk" der Kleingewerbetreibenden und Arbeiter. Schon vor mehr als vierzig Jahren, fährt der Aufruf fort, habe man sich ,,mit dem Gedanken beschäftigt, dem Sandwirt von Passeier in unserer Kaiserstadt ein bescheidenes Monument zu errichten." Aber ,,der Gedanke ist damals nicht zuletzt am Unverständnis der herrschenden Zeitrichtung gescheitert Die ,,herrschende Zeitrichtung" war ,,damals" schon der Liberalismus des eben die Herrschaft antretenden Großbürgertums, ihr ,,Unverstand" das Ungelöst lassen der sozialen Frage der kleinen Gewerbetreibenden und der Fabrikarbeiterschaft, die beide durch die Industrialisierung in Schwierigkeiten geraten waren. Dieser breiten Bevölkerungsschichten nahmen sich zwei ,,Massenparteien" an, die das liberale Zeitalter ablösen sollten; die Christlich-Soziale Partei Luegers trat für den ,,kleinen Mann", die Sozialistische Partei Adlers für die Industriearbeiterschaft ein. Die erste Gruppe erreichte ihre Bedeutung für die Wahlen schon 1897, die zweite 1907 für den Reichsrat, für den Wiener Gemeinderat 1919. Indem der Aufruf daran erinnerte, daß alles, was Erzherzog Carl und Schwarzenberg ,,erreichten, doch zur Voraussetzung hatte die Gesinnung des Volkes, deren herr lichste Verkörperung der Sandwirt Andreas Hofer ist", bediente er sich ganz der Terminologie dieser neuen Volksparteien, und es nimmt daher nicht wunder, als Proponenten des Hofer-Denkmals vor allem den Parteiführer Lueger samt einigen Stadträten unterzeichnet zu finden, ferner den Chefredakteur des Organs der Christlich-Sozialen Partei Funder und schließlich jenes Mitglied der Hocharistokratie, das als der ,,rote Prinz" für die Anliegen der Kleinen eintrat: Alois von und zu Liechtenstein. Das Projekt für das Hofer-Denkmal war nur ein Vorspiel zu ähnlichen Vorhaben. Lueger setzte sich ostentativ für ein Standbild ein, das gegen starken politischen Widerstand bürgerlicher Kreise dem Freund der ,,kleinen Sparer", dem ehemaligen Chef der Postsparkasse, Georg Coch, gewidmet sein sollte^^. Allgemeines Verwaltungsarohiv, „Stadterweiterungsfonds, Allgemeine Akten", Signatur 13, Faszikel 201, Mappe 1908, Prot.- Nr. 677-08. Archiv der Stadt Wien, Kleine Bestände, Schachtel 33-6, Mappe 16.

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