111 11 I 11 I I I I II I 11 I 11 I 11 I I 111 I I ■ 11 I rf-rC'r-i TTTTT I R I I Uli I I I l"tii 129. Adolf Loos, Projekt einer Verbauung der Gartenbau-Gründe in Wien, 1916/17; Perspektivansicht des Denkmals für Kaiser Franz Joseph, von der Ringstraße aus gesehen, mit Einkopierung der Säulenfassade des Palais Koburg im Hintergrund (Klischee: Verlag Anton Schroll & Co.) weitgespannten Architravstücks darüber. Dabei erhebt sich freilich die krage nach der technischen Notwendigkeit solcher eingestellten Stützen, ob der Architrav nicht auch von Pfeiler zu Pfeiler allein genug Tragfestigkeit gehabt hätte. Und da muß man wohl annehmen, daß die Säulen erläßlich gewesen wären; vom Technischen her verstanden ebenso erläßlich wie die mächtigen Säulen, die Otto Wagner in die Eingänge seiner großen Stadtbahnstationen der Wiener Gürtellinie (1896/97) nahe den die Portale seitlich abschließenden Pilastern eingestellt hat (Abb. 127). Der Grund für deren Verwendung liegt jedoch auch kaum in ästhetischen Erwägungen; vielmehr hingegen in psychologischen, auf die Men schen zielenden, die diese Eingänge von außen sehen und zu durchschreiten haben: ihnen sollte das Gefühl der Unsicherheit wegen der sehr weiten Spannung des Architravs genommen werden. Wenn man das Nebeneinander von gleich hohen aber verschieden breiten Mezzaninfenstern der Herrengassenfront des Michaelerplatz-Hauses betrachtet, so gibt es wohl auch für die Einstellung der Säulen in den breiteren Fenstern keine andere, plausiblere Erklärung als die der Rücksichtnahme auf die Empfindlichkeit des Betrachters. Daß solche Bedenken für Adolf Loos bestanden, beweist auch seine Ausführung über die unübliche Art von Fenstern, die in den straßen- und platzseitigen Mezzaninräumen des Geschäftes meistens vom Boden bis zur Decke reichen: ,,Um dem Bauwerk die schwere Monumentalität zu nehmen.., gab ich den Fenstern die Form englischer Bow-windows, die durch die kleine Scheibenteilung die intime Wirkung im Innern verbürgen. Der praktische Wert dieser Scheibenteilung ist das Gefühl der Sicher heit, das sie gewähren. Man fürchtet nicht, aus dem ersten Stock auf die Straße zu stürzen."' Umge kehrt: auch die Straßenpassanten brauchen nicht zu fürchten, daß der Architrav auf sie herunterfällt. Das dritte der hier zu erörternden Werke, das Projekt für ein Denkmal Kaiser Franz Josephs, 1916/17> bringt ausführliche Zitate aus dem klassischen Formen-Repertoire. Es hätte seinen Platz auf den an der Wiener Ringstraße gelegenen Gartenbau-Gründen finden sollen. Diese werden stadtwärts von der Rückseite des Palais Koburg abgeschlossen. Die Front mit ihren offenen spätklassizistischen Säulen ordnungen in den Stockwerken, erst 1864 datiert, war als Schauseite gedacht für den Blick über das Glacis auf die Altstadt zu, die Bastei, hinter welcher und über die der Palast emporwuchs; andererseits hatten die Besitzer des Palais das verbriefte Recht erworben, daß ihnen beim Bau der Ringstraßen zone, nach 1857, und auch späterhin die Aussicht nicht verstellt werden dürfe®. Deshalb wurden die Gartenbau-Gründe bis nach dem Zweiten Weltkrieg immer nur teilweise, provisorisch und niedrig ver- ' Aus dem bereits in Anm. 5 zitierten Vortrag vom 11. Dez. 1911. 8 Mündliche Mitteilung von Herrn Hofrat Dr. Josef Zykan in seinem Nachwort zu dem in Anm. 1 erwähnten Vortrag über Loos. 12 Denlrmalpflege
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