Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

.i».i,l - i- ' ^'■■ ■ '5 'I III ? laß mä-4W^ ■ =®äl^r=r' P.iP'" ^4^''- 121. Adolf Logs, Projekt des Kriegsministermms in Wien; Teilansicht der Ringstraßen-Fassade (Klischee: Verlag Anton Schroll & Co.) (Kalkstein) oder in derselben Farbe in Matscheko ausgeführt... Das Hauptgesims ist in reicher Pressung in gelber Terrakotta projektiert."^ Entscheidend für das Zusammenstimmen mit den Ferstl-Bauten - insbesondere der Schule - wäre demnach nicht nur die helle Leichtigkeit der riesigen Wände gewesen, sondern die Farbigkeit als solche; denn auch Ferstl hat farbig gearbeitet: grauer Kalkstein im niedrigen Sockel, kräftig roter Backstein und bunte Majolikatondi in den Wänden. Was Adolf Boos von der Ringstraße als städtebaulicher Leistung hielt und wie er über sie dachte, hat er einmal in einem öffentlichen Vortrag, 1911, ausgesprochen: „Wäre die Ringstraße in den letzten zehn Jahren gebaut worden, so besäßen ivir heute keine Ringstraße, sondern ein architektonisches Unglück. Der Kärntner Ring - das ist Wien, die Kaiserstadt, die Millionenstadt. Aber der Stubenring ist fünfstöckiges Mährisch-Ostrau."® Die vorgenommene Lokalisierung ,,Kärntner Ring" darf nicht wörtlich genommen werden, gemeint ist die Ringstraße mit ihren Monumentalbauten einschließlich des Kärntner Rings bis zum Schwarzenbergplatz, nicht dagegen die Gartenbau-Gründe und der Auslauf zu Aspernplatz und Kai, der Stubenring also. Auf alle Fälle wird klar, daß dem Architekten in der Abfolge der Monumentalbauten deren Historisieren nicht unerträglich erschienen sein kann, und das wohl hauptsächlich deshalb nicht, weil er die Großzügigkeit der Gesamtplanung anzuerkennen vermochte. Solche Objektivität ist erstaunlich, weil damals und noch für lange Zeit der Architektur-Historismus von einem völlig gewandelten Geschmack verpönt wurde. Wahrscheinlich haben eigene bittere Erfah rungen Adolf Loos dazu gebracht, von Urteilen über Architektur, die sich mehr auf Äußerliches als auf das Wesentliche beriefen, so wenig zu halten wie von vergänglichen Moden. Und infolge einer ^ Aus den (von Adolf Loos gegebenen) Erläuterungen zu dem Konkurrenz-Entwurf für das Projekt des Kriegsministeriums in Wien, Kennwort ,,Homo", 1907. ® Der Vortrag wurde in Wien am 11. Dez. 1911 gehalten, anläßlich der Vollendung seines aus ästhetischen und allen möglichen anderen Gründen hart umstrittenen Hauses am Michaelerplatz.

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