Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

—m* T» 1 J fcÄBBijUJuEtÄi IVW'JT ir 118. Blick auf den Dr. Karl Kenner-Ring mit dem Parlament im Vordergrund links (Bildarchiv der Osten'. Nationalbibliothok) Am tiefsten in das Stadtbild griff die Einwölbung des Wienflusses ein, da sie, im Stadterweiterungsplan von 1859 nicht berücksichtigt, eine etwa ein Drittel der Innenstadt umziehende eindeutige Begren zungslinie aufhob und durch ein neu geschaffenes Terrain ersetzte, welches den Außenrand der Stadt erweiterungszone mit dem Areal der Vorstädte niveaugleich verband. Es gehört wohl zu den Konstanten des Wiener Städtebaues, der etwa die Lage an der Donau nur äußerst zögernd auszunutzen bereit ist, daß man die verschiedenen Schwierigkeiten, welche das Bett des nur ungleichmäßig Wasser führenden Wienflusses mit sich brachte, durch Überbauung löste und damit - ebenso wie bei der Einwölbung der verschiedenen Gewässer, die von den Abhängen des Wienerwaldes der Donau zustreben - zum Ver schwinden brachte^®. Bei dieser Wieneinwölhung wurde der sanitäre Nutzen mit beträchtlichen städtebaulichen Schwierig keiten erkauft, die sich beim Karlsplatz als schier unüberwindlich erweisen. Hier ist durch die Ver schmelzung der Stadt- und Vorstadtseite ein sehr weites, nach allen Seiten ausfließendes Gebiet ent standen, dem jede natürliche Grenze fehlt. Man könnte vielleicht auch in dieser mit starker vegetabiler Durchsetzung rechnenden Anlage eine Auswirkung des Zeitstiles im städtebaulichen Konzept sehen, wenngleich die Zeitgenossen sich davon wenig befriedigt zeigten und selir bald in eine eifrige Diskussion des Problems eintraten. Die Hauptschwierigkeit liegt ja darin, daß durch die Beseitigung der Stadt und Vorstadt trennenden Zäsur das künstlerische Übergewicht der Karlskirche auf einmal für ein Gebiet wirksam wurde, für das es niemals berechnet war. Die gegen die Hofburg hin orientierte Karlskirche war von der Stadterweiterung 1859 nur in einem kleinen Wirkungsfeld berücksichtigt worden, nämlich durch die Parkanlage, die heute vom Künstlerhaus eingenommen wird und von wo aus eine Brücke zur Kirche hinüber geschlagen werden sollte. Sie als einen Point de vue in einen größeren Zusammenhang hineinzustellen, scheiterte offensichtlich an der Schwierigkeit, das Rastersystem und die sich aus ihm ergebenen Radiallinien mit der Schrägstellung der Karlskirche in Einklang zu bringen. Paul Kortz, Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts, Wien 1905, I. Bd., S. 193.

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