Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

- ^mW: . s 111—113. Ausschnitt aus der Fassado und Attikastatuen vom ehem. Palais Erzherzog IVühelm, AAien I, Parkring 8 (BDA, Archiv, Y. Knuff) nicht nur optisch, sondern auch räumlich sich ausweitenden Platz, dieses Prinzip durchbrochen und damit eine neue Großräuinigkeit in die Gestaltung der Stadterweitung und der Ringstraße getragen (Abb. 106). Dieser neuen Dimensionierung im Städtebaulichen entsprach eine gewandelte Auffassung in der Architektur. Hatte man bisher bei Monumentalbauten ebenso wie bei Wohnhäusern die Wand gliederung unmittelbar vom Boden an aufwachsen lassen, so verwendete man nun einen deutlich akzentuierten Sockel, über dem dann der Baukörper durch die zuvor ebenfalls wenig gebräuchliche Riesenordnung zusammengefaßt und in seinen Stockwerken differenziert wurde. Die damit erreichte Steigerung der Monumentalität und Distanzierung vom Betrachter eröffnete ganz neue Möglichkeiten der städtebaulichen Wirkung. Zudem hat Semper durch die Aufnahme einer gekurvten Front in die Hofburg-Planung das strenge Rastersystem überwunden. Mit diesem gewaltigen Schritt, der in der Abfolge der Stilphasen an der Wiener Ringstraße eine neue Ära markierte, war auch eine gesteigerte Bedeutung der Plastik verbunden. Dies zeigt sich nicht nur darin, daß die beiden Reiterdenkmäler von Fernkorn, Erzherzog Carl und Prinz Eugen, zu den Brenn punkten des geplanten, gleichwohl Torso gebliebenen ovalen Heldenplatzes wurden und damit eine verblüffende Sicherheit in der Abstimmung von Monument und Burgbau dokumentieren, daß ferner auch das vielfigurige Maria-Theresien-Denkmal großartig auf die Architektur der sie rahmenden Museen abgestimmt ist^^, sondern auch im Heraustreten der Bauplastik aus ihrer bisher relativ gebundenen Funktion und in ihrer formal wie inhaltlich größeren Bedeutung. Ansätze dazu finden sich schon vorher, vor allem im Palastbau: bei Forstels Palais Erzherzog Ludwig Viktor (Abb. 107), bei Hansens Palais Erzherzog Wilhelm (Abb. 111-113) oder beim Palais Ephrussi (Abb. 108-110), wo die oberste Zone des Baues in auffallender Weise mit plastischem Schmuck bedacht Rudolf Zeitler, Die Kunst des 19. Jhs., Propyläen-Kunstgeschichte, Bd. II, Berlin 1966.

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