Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

107—109. Links: Attikafigur vom ehem. Palais Erzherzog Ludwig Viktor, Wien I, Schwarzenbergplatz 1; Mitte und rechts: Ausschnitt aus einem Eckpavillon und Karyatide des ehem. Palais Ephrussi, Wien I, Luegerring 14 (BDA, V. Knuff) der bildenden Künste gleichsam durch einen bühnenartigen Rahmen erblickt. Dieser theatralische Effekt wurde noch gesteigert, als man dem 1876 aufgestellten Schiller-Denkmal im Jahr 1900 dasjenige Goethes gegenüberstellte und durch die Aufeinanderbezogenheit der beiden Dichterfürsten auch eine vom Schillerplatz über den Ring hinweggreifende Achse zur Entfaltung brachte. Abgesehen von derartigen optischen Bildwirkungen, kannte der Stadterweiterungsplan von 1859 kein Ubergreifen der städtebaulichen Einheiten von einem Ringstraßenufer zum anderen. Meist wurden die Plätze an Stelle von Häuserblöcken angelegt, wie dies etwa beim Beethovenplatz der Fall ist. Da dieser außer dem Akademischen Gymnasium von Friedrich von Schmidt nur von Wohnhausbauten eingefaßt wird, scheint er in seiner Anlage auf die Front dieses ,,Monumentalbaues" bezogen zu sein. Durch die Aufstellung des Beethoven-Denkmals, 1880, das damals stadtwärts, gegen die Kantgasse, blickte, erhielt der Platz eine neue Hauptachse, die auf die vorherige senkrecht stand. Mit der Wientaleinwölbung und der Ausweitung des an den Platz anschließenden Geländes aber empfand man eine Wendung des Denkmals um 180 Grad als angemessen. Dieser außerordentlich intime und für die städte bauliche Konzeption seiner Epoche sehr aufschlußreiche Platz hat also bereits dreimal seine Orientierung gewechselt, allerdings immer nur im Rahmen seines durch den Rastergrundriß festgelegten Bezugs systems. Sein Charakter wäre vernichtet, wollte man das Denkmal aus diesem System herauslösen und etwa schräg stellen. Trotz eingehender Planung verblieb im Bereich der Glacisbebauung doch auch Platz für gewachsene städtebauliche Einheiten. Eine solche entstand in Form der Trias: Handelsakademie, Künstlerhaus, Musikvereinsgebäude(Abb. 105). Die Handelsakademie, der älteste der drei Bauten, wurde 1862 eingeweiht. Ursprünglich um ein Geschoß niedriger, wandte sie die Hauptfront in der Akademiestraße einem Felde zu, welches nach dem Plan von 1859 als Park gestaltet werden sollte - somit eine Situation, Hans-Christoph Hoffmann, Die Wiener Handelsakademie — das erste öffentliche Gebäude der Ringstraße und sein Architekt Ferdinand Fellner d. Ä., in: Alte und moderne Kunst, 1967 (94), S. 14.

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