Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

verschleierten. Neben dem Studium der schon veröffentlichten Darstellungen des Brandes gelang eine weitgehende Klärung der traurigen Ereignisse durch die zahlreichen und eingehenden Befragungen von noch überlebenden Zeugen des Geschehens. Im Dokumenten-Anhang finden sich noch unveröffentlichte Augenzeugenberichte, wie z. B. die Aufzeichnungen des Feuerwehrmannes Leopold Meister, der mit einigen Kamera den, entgegen den Befehlen der abziehenden SS, nach Wien zurückkehrte, um den Dienst als Türmer von St. Stephan zu versehen. Wie die Untersuchung ergab, wurde der Brand des Domes weder direkt durch Beschüß noch durch Bombardierung von deutscher oder russischer Seite ausgelöst, sondern griff von den brennenden Häusern am Stephansplatz zunächst auf das Gerüst um die Glockenstube des Nordturmes über, von wo aus sich das Feuer auf das durch Beschüß zerlöcherte Dach des Domes ausbreitete. Es ist ein Anliegen dieses im Rahmen des Kirchenhistorischen Instituts der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien erschienenen Buches, die Ereignisse um den Dom nicht ohne Zusammenhang mit der kirchlichen Zeitgeschichte dar zustellen. Zahlreiche Details des gottesdienstlichen Lebens in St. Stephan wurden aufgezeichnet. So läßt die flüssig geschrie bene Chronik ein farbiges Bild der schweren Geschichte des Domes von der nationalsozialistischen Machtergreifung an bis in unsere Tage erstehen. Ein umfangreicher Dokumenten-Anhang und die zahlreichen, zum Großteil noch unveröffentlicht gewesenen Abbildungen erhöhen den Wert der sorgfältig gearbeiteten Publikation, wenn es auch sicherlich noch Tatsachen gibt, die nirgends einen schriftlichen Niederschlag gefunden haben. Ganz abge sehen davon, ist es nicht die Absicht des Buches, alle tech nischen und denkmalpflegerischen Details des Wiederaufbaus aufzuzeigen, doch können die erfaßbaren realen historischen Daten als lückenlos bezeichnet werden. Die bisher nur spärlich vorliegenden Restaurierungsberichte sind voll ausgewertet. So ist die in Zusammenarbeit zwischen einem Kirchen- imd einem Profanhistoriker entstandene Chronik und Dokumen tation über Zerstörung und Wiederaufbau des Stephansdomes sowohl für den Fachmann, der auf historischem oder kunst geschichtlichem Gebiet Forschungen betreibt, als auch für einen breiteren, am Schicksal des Domes teilnehmenden Leserkreis von großem Wert. M. Zykan Robert Fleischer, Antike Bronzestatuetten aus Carnuntum. Römische Forschungen in Niederösterreich, Band IV. Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Graz-Köln 1966. VIII und 58 8., 94 Abb. auf 32 Tafeln. Rund ein Drittel des gesamten aus Österreich bekannt gewordenen Bestandes an Bronzekleinplastiken der römischen Zeit stammt aus Carnuntum. Insgesamt sind 94 Statuetten und Statuettenbruchstücke in der vorliegenden Arbeit erst mals zusammenfassend als ,,Gesamtbestand'' beschrieben und in ihrer Bedeutung gewürdigt. Nur ein Teil davon war schon vorher ausreichend publiziert; viele Fundstücke sind bisher in fachlichen Arbeiten lediglich erwähnt worden, manche unveröffentlicht gewesen. Der Autor berücksichtigt auch jene im MuseumCarnuntinurn, imSchloßmuseum Petronell und im Niederösterreichisehen Landesmuseum befindlichen Stücke (nur von einem einzigen ist der derzeitige Aufbe wahrungsort unbekannt), bei denen genaue Fundortangaben nicht oder nicht mehr vorhanden sind, von denen aber anzu nehmen ist, daß sie aus Carmmtum stammen. Alle 94 Statuet ten, die fast durchwegs in den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung entstanden sind, finden sich auf den Tafeln aus Kunstdruckpapier abgebildet. Mit Recht weist der Autor darauf hin, daß ein größerer Fimdkomplex, wie er aus Carnuntum vorliegt, auf die Beliebtheit der einzelnen dargestellten Gottheiten, auf den künstlerischen Geschmack der Bevölkerung und die Popularität der ver wendeten Vorbilder Hinweise gibt; wurden doch derartige Statuetten vielfach als Massenware in großen Produktions zentren hergestellt. Um einen weiten Kreis von Interessenten anzusprechen, sind die Beschreibungen der Fundstücke sehr ausführlich gehalten; stets wird auf gleichartige oder ähnliche Statuetten von anderen österreichischen, gelegentlich auch aus ländischen Fundorten verwiesen. Der Band bildet einen beachtenswerten Beitrag zur Formung des Bildes vom Leben in Carnuntum, das sich uns aus den systematischen Ausgrabungen und der Auswertung der Funde immer deutlicher erschließt. Der Druck des Bandes erfolgte mit Unterstützung des Kulturreferates des Amtes der Nieder österreichischen Landesregierung. H. Trimmel Giorgio Torselli: Palazzi di Roma, Milano 1965. 329 S., 387 Abb. Torsellis Buch ,,Palazzi di Roma" füllt erfreulicherweise eine Lücke, die seit langem mit Bedauern empfunden wurde. Seit Callaris nur unzureichend bebilderter Publikation von 1944 ist keine zusammenfassende Bearbeitung der römischen Paläste mehr erschienen. Auch diesmal ist es nicht die Absicht der Herausgeber, eine erschöpfende wissenschaftliche Behand lung des Materials vorzulegen. Der Autor nennt sein Buch ein ,,Panorama dei Palazzi di Roma" und will offenbar in über sichtlicher Form mit den Objekten bekanntmachen. So werden in alphabetischer Reihenfolge die wichtigsten römischen Paläste vorgestellt, durch informative Photos belegt und in kurzen Textabschnitten beschrieben. Man findet in knapper Form Baugeschichte und Besitzverhältnisse erläutert, wenn nötig, Angaben über die Innenausstattung und fallweise auch Hinweise auf historische Ereignisse. Auf eine Diskussion der kunsthistorischen Forschungslage wird bewußt verzichtet, Datierungsfragen und Zuschreibungsprobleme werden nur andeutungsweise berührt. Immerhin wären Literaturangaben zu den einzelnen Palästen wünschenswert, zumal die etwas unsystematische Bibliographie am Schluß des Bandes sehr knapp gehalten ist. Die Auswahl der besprochenen Werke ist gut getroffen, und unter den zahlreichen Abbildungen, die zum Teil auf neuen Aufnahmen von Nicola Oscuro beruhen, findet man viele bisher unpublizierte Ansichten. Diese Illustrationen werden oft durch die Wiedergabe von Stichen glücklich ergänzt. Allerdings würde man gerne mehr Grundrisse vorfinden, da es bei kompli zierteren Anlagen unmöglich ist, aus dem beigefügten Abbil dungsmaterial eine Vorstellung des ganzen Baues zu gewinnen. Die übersichtliche Anordnung und ein Register erleichtern die Benützung des Bandes, der sicherlich viele Interessenten finden wird. G. Schikola Farbige Bildwerke des Mittelalters im Rheinland. Gesarntkatalog zur Ausstellung des Landoskonservators Rheinland im Rheinischen Landesmuseum Bonn, bearb.

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