Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

4. Salzburg, Museum Carolino Augusteum; Weibliche Heilige (Museum Carolino Au gusteum, Salzburg) 5. Cleveland, Ohio, Museum; Schöne Madonna aus Mariapfarr; (Cleveland Museum of Art, J. H. Wade Fund) 6. Marseille, Musee Grobet-Labadie; hl. Margareta, älterer Zustand (Musee Grobet-Labadie, Marseille) Streben nach einer Blickverbindung zwischen Margareta und ihrem Attribut rechtfertigt, das bei korrekter Anbringung des Drachenkopfes so unverkennbar ist und zunächst ein wenig überrascht (Abb. 3). Eine solche raumgreifende, dem Schreiten nahekommende Bewegung ist nun bei Schönen Madonnen höchst selten. Andeutungsweise gewahren wir sie bei der Madonna aus Altenmarkt, hier motiviert durch das Gewicht des ungewöhnlich großen und überdies extrem weit ausgelagerten Bandes®. Viel radikaler noch ist das Schreitmotiv an der sicher salzburgischen Madonna von Mariapfarr ausgeprägt (Abb. 5); gerade in den Seitenansichten vdrd hier eine kraftvoll aus der Tiefe nach vorne führende Bewegung spürbar, die — wie bei unserer Margareta - durch ein entschiedenes Vorsetzen des rechten Beines hervor gerufen wird. Die Holzmadonna der Sammlung Pasetti, Wien, zeigt eine spätere, seitenverkehrte Abwandlmig der gleichen Grundidee®. Wir zögern zwar, uns Rossachers Meinung anzuschließen, der in der Madonna von Mariapfarr ein frühes Werk des Thorner Meisters erkennen möchte', halten sie aber für eine charakteristische und entwicklungsgeschichtlich sehr wichtige Vertreterin einer bestimmten Salzburger Richtung, die sich nicht mit der Wiederholung schon vorge]3rägter Typen begnügte, sondern diese schöpferisch abwandelte. Die Mariapfarrer Madonna mag von der Thorner angeregt gewesen sein, doch ist bei ihr die dort nur von Schultern und Armen vollführte Bewegung in eine sehr andersartige Aktion des ganzen Körpers übertragen. Hierin und in den mehr zentrifugal schwingenden als weich fallenden Faltenkurven ihres Mantels dürften - wie schon Rossacher vermutete - gewisse italienische Erfahrungen ihres Autors zur Geltung kommen®. ® Kutal (zit. Anm. 3), Taf. 138; vgl. auch die Schrägansicht im Salzburger Ausstellungskatalog, Abb. 9. Für unsere Frage ist es irrelevant, ob die Altenmarkter Madonna ein böhmisches oder ein salzburgisches Werk ist. Wir halten (mit Kutal) ersteres für wahrscheinlicher, doch dürfte sich diese Statue schon 1393 an ihrem heutigen Ort befunden und daher erheblich in die Ent wicklung der Salzburger Plastik eingegriffen haben. ® Salzburger Katalog, Nr. 38, Abb. 28. Diese Figur ist kaum salzburgischer, dot^h sicher alpenländischer Herkunft. Kossacher (zit. Anm. 4), S. 9f. ® Gerade das aus dem Schreiten entwickelte Standmotiv der erwähnten Salzburger Beispiele hat zweifellos trecenteske Wurzeln. Diesbezüglich ist etwa ein Vergleich aufschlußreich, wie er sich zwischen der Statue der Sammlung Pasetti und der Marmor-

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