an. Die Tatsache, daß sie zu Anfang des 10. Jahrhunderts durch die Anlage von Befestigungs- und Wohnbauten gestört bzw. überbaut wurden, zeigt wohl einen Bevölkerungswechsel an; denn Leute desselben Stammes hätten ihre Bauten kaum in rücksichtsloser Weise über den Gräbern ihrer Vorfahren errichtet. Dieser Gedanke wird durch folgende Tatsachen bestätigt: Bereits vor 900 war der baierisch-karolingische Machtbereich kampaufwärts ausgedehnt worden. In Stiefern a. K. (nur etwa 7 km südlich von Thunau) hatten schon im späteren 9. Jahrhundert slawische Grundherren Güter an das baierische Hochstift Freising geschenkt, welche Gutsvergabung in Zusammenhang mit einer Neuschenkung um 902/03 von den Nachkommen (sie tragen zum Teil biblische Namen) bestätigt wurde^. Auch sonst läßt sich in jenem Gebiet gegen 900 ein Vordringen karolingischer Siedlung von der Donau her nach Norden nachweisen: Eggenburg ist wohl die Grün dung eines Egino, Bruders eines Grafen Mangold, nach 870 (alte Ortsnamen mit der Endung ,,burg" sind fast alle karolingischen Alters), Ortsnamen auf -ing, wie Gumping bei Eggenburg und vielleicht auch Kühnring, verdanken ihre Entstehung sicher der Zeit vor oder um 900®. Mit deutschen Siedlern sind somit um diese Zeit auch Slawen aus den ,,karantanisch" besiedelten Gebieten im Süden der Donau kampaufwärts gedrungen und haben die vorher hier wohnenden nordslawischen Elemente überlagert. Denn daß das Thunauer Fundmaterial des 10. Jahrhunderts südlichkarolingischen Typus aufweist, haben wir bereits ausdrücklich hervorgehoben. Die weiteren Schicksale der Thunauer Wallburg liegen noch im dunkeln. Mag sein, daß sie mit jener Burg identisch ist, die zufolge einer Nachricht der Altaicher Annalen um 1038 vom Böhmenherzog dem österreichischen Markgrafen Adalbert entrissen und dann 1041 von dessen Sohn Leopold wieder zurückerobert und zerstört wurde. ,,Er führte unabsehbare Beute an Menschen und Vieh hinweg, ließ den Sohn des Präfekten binden und machte die Burg dem Erdboden gleich", lautet der Text, der immerhin eine größere Wehranlage vermuten läßt. Die Lage wird mit den Worten ,,an der Grenze der Marken Böhmens und Baierns gelegen" präzisiert, was mit den damaligen politischen Verhältnissen in unserem Raum wohl zusammenstimmen könnte^. Ihre Bedeutung hat die Wallbm*g Thunau sicherlich nach der Mitte des 11. Jahrhunderts eingebüßt, als die öster reichischen Markgrafen an ihrer Stelle ihre Burg Gars errichteten. Das Aufgeben der alten großräumigen Wall burgen als Zentren ehemaliger Burgbezii-ke und ihre Ersetzung durch Herrenburgen mit Kirche und Markt ist eine Er scheinung, die wir auch im slawischen Raum Mährens (siehe Lundenburg) in jener Zeit immer wieder beobachten können. H. Frtesinger und H. Mitscha-M.^iiheim ® Th. Bitterauf, Traditionen des Hochstiftes Freising, I, München 1905, Nr. 1037. — Vgl. dazu: K. Lechner, Besiedlungs- und Herrschaftsgeschichte des Waldviertels, ed. E. Stepan, Bd. 7, Wien 1937, S. 26 und 33. ® H. Mitscha-Märheim in: Jb. f. Landeskunde von NÖ., 32, 1956, S. 33. ^ E.Klebel und H. Mitscha-Märheim (in: Jb. f. Landes kunde von NÖ., 32,1956, S. 36) wollten die Annalenstelle auf den Oberleiserberg beziehen. Mitscha-Märheim ist jedoch heute eher der Ansicht, daß sie die Wallburg in Thunau betreffen könnte. •* •JT •T'" ' ' *. , • -Si 86. Teil der Ost-(Außen-)flanke des Torbaues. Im Hintergrund der Versturz von der Torzerstörung (H. Friesinger) 87. Die West-(lnnen-)fiank0 des Tores (H. Friesinger) 88. Die Mühlsteine im Haus am Nordtor (H. Friesinger)
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