84. Abdrücke der Holzbalkenlage im Westwall (H. Friesinger) Außenmauern über den Hang abgestürzt sein dürfte. Auch hier setzen die Wohnanlagen überall unmittelbar an die Walliimenkante an und zeichnen sich vor allem durch zahl reiche Mühlsteinfunde aus. Ebenso ist hier die in der Tor anlage festgestellte mittelalterliche Straße deutlich sichtbar; sie überlagert die Wohnobjekte. Ein hier festgestelltes Körpergi'ab in derselben Bestattungsfoi-m wie die erwähnten sechs Gräber des 9. Jahrhunderts in der Nordwestecke, eljonfalls %: -* . von einer Wohnanlage überlagert, läßt auf das gleiche Alter sehließen, wenn auch datierende Beigaben fehlen. Die vor der Westmauer der Wall bürg festgestellten Gräben sind lediglich flache, fast rundpingenartige Entnahmegruben, die, durch Stege voneinander getrennt, als Steinbrüche für die innere Außenmauer dienten. Der Innenraum der Wallburg war, wie Sondierungen ergaben, frei von Siedlungsbauten. Hier lagen nur ganz dünne Humus schichten direkt auf dem gewachsenen Fels auf. Es ergibt sich somit das Bild einer im Inneren leeren Befestigungsanlage, deren Siedlungsbauten samt und sonders nur unmittelbar an die Wallmauer gestützt erbaut worden waren. Aus der Analyse der bisherigen Untersuchung der ,,Schanze'' in Thunau ergibt sich folgendes chronologisches Bild: Urnenfelderzeitliche Brandbestattungen beweisen eine Be siedlung des Ortes in der Zeit um 1000 v. Chr. Dann sind menschliche Spuren erst wieder um die Mitte des 9. Jahr hunderts n. Chr. nachweisbar, und zwar in Form einiger ärmlicher slawischer Körpergräber. Über diese Bestattungen hinweglaufend und sie teilweise störend, wurde eine mächtige Befestigungsanlage, bestehend aus einer Erd-Holz-Steinmauer mit außen vorgesetzter Blendmauer aus ortsfremden Stein platten, erbaut, die durch zwei Tore (an der Nord- und der Südseite) zugänglich war (untersucht wurde bisher nur das Nordtor). An der Innenseite des Mauerringes angebaut lagen, mit diesem unmittelbar verbunden, Holzblockhäuser. Da diese Anlagen die Gräber des 9. Jahrhunderts überlagerten und zum Teil störten, müssen sie wohl beträchtlich jünger als diese sein. Die Bauweise mit der der Wallkonstruktion vorgelagerten Blendmauer aus sauber geschichteten vSteinplatten ist eine Technik, die im 10. Jahrhundert sowohl im westdeutschen als auch im mährisch-böhmischen Raum allgemein verbreitet war. Dafür bieten im deutschen Raum Bauten aus der Zeit König Heinrichs I. gute Beispiele^, im mährischen z. B. die Wallburg Pohansko in den Thayaauen bei Lundenburg. Letztere, noch unpubliziert, wird von ihrem Ausgräber Prof. Kalousek und von Prof. Poulik den ersten Jahren des 10. Jahrhunderts, also der Zeit knapp vor der Zerstörung des Mährerreiches durch die Magyaren, zuge schrieben. — Wann die zerfallene Burganlage in Thunau dann wieder neu aufgebaut und durch 8teinanschüttung sowie Palisadenbekrönung wieder wehrhaft gemacht wurde, kann vorläufig auf Grund der Grabungsbefunde noch nicht präzisiert werden. Wir vermuten dafür, wie bereits oben gesagt, die Zeit nach 1000. — Die ,,Holzwiese" (das heißt, die noch nicht planmäßig untersuchte ,,Vorburg") zeigt, dem bisher von ihr bekannt gewordenen Fundmaterial nach zu schließen, ebenso wie das Gräberfeld in der Winkelhoferschen Ziegelei im Tale, slawischen Charakter des 10. Jahrhunderts, wobei seine Zugehörigkeit zur südlich-karoUngischen und nicht zur böhmischen Kulturprovinz deutlich ist. Versuchen wir nun noch eine Einordnung unserer bisherigen Grabungsergebnisse in den historischen Ablauf der Umgebung des mittleren Kainptalgebietes: Die ärmlichen Grabfunde auf der ,..Schanze" können zweifellos etwa der Mitte des 9. Jahr hunderts zugewiesen werden, sie gehören offenbar slawischen ,,Waldbauern" der nördlichen (böhmischen) Kulturprovinz 85. Die Blendmauor an der Außenseite des Westwalles (H. Friesinger) ^ Z. B. M. Claus, Grabungen aiif der Wallanlage ,,König Heinrichs Vogelherd" bei Pöhlde, Kr. Osterode/Harz, in: Neue Ausgrabungen und Funde in Niedersachsen, Hildesheim 1903, S. 152 ff.
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