Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

DIE AUSGRABUNGEN IN DER WALLBURG „SCHANZE" IN THUNAU BEI GARS, NÖ. Ein Vorbericht Der den Kamp westlich der Ortschaft Thunau begleitende Höhenrücken trägt eine ausgedehnte Befestigungsanlage. Sie zerfällt in zwei Teile, deren westlicher, von einem zum Teil hohen Wall umgebener, den Flurnamen ,,Schanze" (ehemals ,,BurgstaH") trägt und ein etwa 150 x 100 m großes recht eckiges Areal imifaßt. An dieses schließt dann, durch einen schmalen Kücken mit der ,,Schanze" verbunden, eine in ver schieden steilen Terrassen gegen Norden und Osten zu ab fallende Hochfläche, die ,,Holzwiese" genannt, deren Südseite gleichfalls durch einen manchei'orts deutlich sichtbaren Wall begrenzt ist. An der Südostecke liegt, etwas von der Holzwiese abgesetzt und etwa 50 m tiefer, an einem senkrecht zum Kamp abfallenden Felsen eine durch drei Halsgräben vom Hinterland abgeschnittene mittelalterliche Burg. Die Flur trägt den Namen ,,Schinmielsprung". - Die ,,Schanze", ehedem von Hochwald bewachsen, war bereits lange bekannt (schon 1916 hat sie A. Hrodegh beschrieben), auf der ,,Holzwiese" haben die Heimatforscher Krahuletz und Höbarth (letzterer zuletzt 1949) verschiedentlich gegraben und die Besiedlung des Ortes seit dem Neolithikum nachgewiesen. Wie leider ehedem bei Lokalforschern üblich, sind über diese Grabungen keinerlei Pläne oder Detailnachrichten vorhanden. Nachdem im Jahre 1964/65 der Hochwaldbestand auf dem Gebiet der ,,Schanze" abgeholzt worden war, wurde der Beschluß gefaßt, die günstige Situation auszunützen und noch vor der Wiederaufforstung des Geländes eine planmäßige Untersuchung der Wehranlage durchzuführen. Bereits im Sommer 1965 konnte cand. phil. Herwig Friesinger im Auftrage des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien die ersten diesbezüglichen Probesondierungen durchführen. Ihre Ergebnisse schienen historisch und archäologisch so be deutsam, daß man für 1966 eine größere planmäßige Grabung ins Auge faßte. Schon im Winter 1965/66 erklärte sich das NÖ. Landesmuseum bereit, einen größeren Betrag für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen, worauf das Institut für Urund Frühgeschichte Prof. Mitscha-Märheim mit der Leitung der Arbeiten betraute, die in Zusammenarbeit mit dem NÖ. Landesmuseum und dem Bundesdenkmalamt durchzuführen waren. Das letztere bzw. das Bundesministerium für Unter richt stellten in richtiger Erkenntnis der Vordringlichkeit des Vorhabens größere Beträge zur Verfügung, auch die öster reichische Frühmittelaltergesellschaft schloß sich mit einer kleinen Subvention an. Dankbar erwähnt sei auch die äußerst wertvolle Unterstützung des Österreichischen Bundesheeres, das durch die Vermittlung des Herrn General-Trupj^eninspektors Fussenegger aus seinen Beständen Zelte und Maschinen kostenlos zur Verfügung stellte. In zwei Grabungskampagnen, Juni/Juli und August/Sep tember 1966, arbeiteten unter der Leitung H. Friesingers Gruppen von Studenten und einheimischen Arbeitskräften abwechselnd am Fundort, wobei Arbeitsstab und Studenten in Zelten am Arbeitsort kampierten und sich dort auch selbst verpflegten. Im Herbst 1967 untersuchte H. Friesinger mit Mitteln des NÖ. Landesmuseums noch ein paar Detailpro bleme, deren Klärung im Herbst 1966 nicht mehr hatte durch geführt werden können. Wenn auch in den kommenden Jahren weitere Untersuchungen, insbesondere auf der ,,Hoizwiese", wo kein Waldwuchs sie behindert, durchgeführt werden müssen und sollen, so kann doch heute bereits auf Grund der bisherigen Arbeiten auf der ,,Schanze" ein ziemlich klares Bild der Entstehung bzw. zeit lichen Einordnung der dortigen Befestigimg gegeben werden. Großflächige Abdeckungen im Räume des hohen Westwalles und des Nordtores sowie des unmittelbar an die Befestigung anschließenden Geländes, aber auch Sondierungen im Innen raum der Wallburg ergaben zum Teil klare Ergebnisse. 81. Thunau,Schanze ;Grundriß des Nordtores (H. Frie singer) 82. Thunau, Schanze; schematischer Schnitt durch den Wall; 1 = urnenfelderzeitliches Grab, 2 = Körpergräber d. ersten Hälfte des 9. Jhs., 3-= Siedlimgsanlage nach 900, 4^Holzbalken des ersten Walles, 5-Felssteinmauer des ersten Walles, 6-Blendmauer des ersten Walles, 7-innere Steinmauer des Wallum baues (zweite Phase), 8 —Erdwall über der zerstörten SteinErde-Mauer, 9-Palisadenreihen des jüngsten Walles (H. Frie singer)

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