Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

' ' y \ t: 74, 75, 76. Graz, Stadtpfarrkirche; links und Mitte: Kopf einer Figur und Vase vom Giebel der Turmfassade vor der Restau rierung; rechts: die Vase nach der Restaurierung (BDA, Dr. G. Kodolitsch) Ost- und Nordseite der Kirche anvertraut war. Die Steinfiguren wurden zuerst mit Bürsten und Wasser unter Zusatz von ver dünnter Essigsäure gereinigt, Zementplomben entfernt und gröbste Fehlstellen, welche die Silhouette wesentlich verunklärten oder die Standfestigkeit beeinfiußten, durch Führungen aus Sandstein ersetzt. Ansonsten wurde die redu zierte Rohform der Vasen und Figuren im Ursprungsmaterial belassen, da Ergänzungen einer Neuanfertigung gleich gekommen wären, und da auf die weite Distanz die Wahrung der Umrißform zu genügen scheint (Abb. 76). Die Stein oberfläche wurde zur Konservierung mit einer Kalkkasein schlämme (Kalksinterwasser und Magermilch) bei geringem Zusatz von sandsteinfarbener Erdfarbe getränkt. Schokotniggs auf Nahsicht berechnete Heiligenstatuen in den Erdgeschoß nischen zeigten sich trotz eines dünnen Zementanstriches, der großenteils abgenommen werden konnte, glücklicherweise in besserer Verfassung. Strebepfeiler und Nordportal, in das seit 1887 recht qualitätvolle Steinfiguren (die Heiligen Christoph, Elisabeth, Nikolaus und Katharina) des Bildhauers Hans Bi'andstetter eingefügt sind, wurden durch Besprühen mit reinem Wasser aus Düsen unter 0,5 bis 2,0 atü von der starken rußigen Verschmutzung befreit (Abb. 72, 73). Die darnach umso stärker hervortretenden Zementkittungen mußten mit einer für alten Zement geeigneten Fassadenfarbe eingestimmt werden. Schließ lich war die Farbgebung für Turm und Fassade anzugeben. Die erwähnten, durch Restaurator H. Hiebi vorgenommenen Proben ergaben unter der obersten satinoberfarbenen Tünche des Jahres 1951 eine einheitliche Gelbfärbelung (1885) und darunter einen wiederum einheitlich über Wandfiächen, Pflaster, Säulen, Gesimse und Ornamente gezogenen hellen Grauton. Die Feststellung dieser originalen Farbgebung, die sich auch mit der Farbvorstellung des beginnenden Klassizis mus (1781) deckt, enthob den Denkmalpfleger auch aller unzulänglichen Versuche, die reich gegliederte und in ver schiedene Ebenen zerlegte Fassade in zweifärbiger Gestaltung zu präsentieren. So wurden, nach vorangehender Weißigung, die gesamten Schauseiten in hellgrauem Kalkfarbenton gefärbelt, von dem sich die steinfarbenen Skulpturen, Strebe pfeiler und das schon zuvor (1931 und 1951) mit Kimststein und Edelputz behandelte Westportal einerseits, die in Weiß gehaltenen Gesimsbänder imd Umrandungen der östlich ange fügten barocken Johannes Nepomuk-Kapelle andererseits abheben. Es versteht sich von selbst, daß Kirchen- und Pfarr dächer inmitten der vielzitiertenGrazer Dachlandschaftim Ziegelmaterial belassen und ausgebessert wurden. Sowohl in Hinsicht auf die Erhaltung des Bestandes als auch auf die architektonische Wirkung bedeutet die gesamte Außen herstellung der Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut im Jahre des Grazer Altstadtsymposions, 1967, einen bedeutsamen Beitrag zur Stadtbilderhaltung. U. OcHERBAtJER DIE RESTAURIERUNG EINER ARMENISCHEN EVANGELIEN-HANDSCHRIFT (COD. 242) AUS DER BIBLIOTHEK DER MECHITARISTEN-CONGREGATION IN WIEN* Die Instandsetzung dieser illuminierten Handschrift, eines Tetraevangeliars mit 118 in den Text eingestreuten Miniatu ren, konnte über Initiative von Univ.-Prof. Dr. Otto Pächt mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes in Wien im Institut für Restaurierung an der Österreichischen National bibliothek durchgefülirt werden (Abb. 77—80). Die armenische Handschrift wurde w^ohl im 14. Jahrhundert vom Presbyter Simon geschrieben und von mehreren Miniatur- * Die vorzügliche Photodokumentation, an Hand derer die Fixierung des Pigments an die Papierfaser nachgewiesen wer den konnte, wurde von Dr. Franz Mairinger, Meisterschule für Konservierung und Technologie an der Akademie der Bilden den Künste in Wien durchgeführt. Die Beschreibung des Codex besorgte Melanie Mihaliuk.

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