Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

m "^1 V\ ••f 1 %■ • { • . 'U • I ..._ 71, 72, 73. Graz, Stadtpfarrkirche, Turm; links: Zustand vor der Restaurierung mit dem durch den abgefallenen Verputz sichtbaren Lattenrost; Mitte und rechts: Oberfläche eines Strebepfeilers neben dem Nordportal vor und nach der Reinigung von der rußigen Verschmutzung (BDA, Dr. G. Kodolitsch) nen, achteckigen, durchbrochenen Dachreiter aufzustellen, der mit Blei verkleidet und an der Spitze vergoldet werden soll.. Gegen solche Auffassungen wandte sich aus Anlaß der 1916 erschienenen Festschrift über die Stadtpfarrkirche (vgl. Anm. 7) Walter v. Semetkowski in einer ausgezeichneten, heute noch gültigen Abhandlung, die den Begriff des in historischen Zeitabläufen angereicherten,,gewachsenen" Denk males festlegte^^. Auftakt und Anlaß zu der 1967 bewerkstelligten gesamten Außenrestaurierung der Kirche gab die im Sommer 1966 ge troffene baupolizeiliche Feststellung ernstlicher und bedroh licher Putzschäden am Turm. Als erste Maßnahme mußte zur Sicherheit der Passanten um den Turmansatz und an der Vorderfront ein Schutzgerüst gebaut werden, welches auch die Möglichkeit näherer Untersuchungen bot^®. Der Zustand erwies sich in der Tat als gefahrdrohend, da sich der mürbe gewordene Putz vor allem an den Wetterseiten von der Holzrostung löste {Abb. 71) und die Steinskulpturen, die durch Witterung und auch Zementüberzüge vorangehender Behand lungen angegrifien waren, an manchen Stellen abbröckelten (Abb. 75, 76). Zuletzt waren die Fassaden 1951 gefärbelt worden; bereits 1931 mußte der Portalvorbau ausgebessert werden, da sich an der um die Jahrhundertwende mit MagnesitW. von Semetkowski, Die Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut in Graz, in: Mitt. der Zentralkommission für Denkmal pflege, XVI, Wien 1918, S. 84ff. Das stabile Stahlgerüst montierte die Firma Wagner, Wien, die Baumeisterarbeiten führte die Baufirma Ing. Sauer aus; die Dachdeckung besorgte die Firma Rußheim, die Spenglerarbeiten die Firma Kirchlechner und die Zimmerei arbeiten die Holzbauunternehinung Wallner, Leeb, Huber, alle Graz. Die Gesamtarbeit wurde aus Mitteln des Landes Steiermark (Förderungsbeitrag für Maßnahmen in der Altstadt von Graz) und der vStadtgemeinde Graz (Stadtverschönerungsreferat) namhaft unterstützt. zernent überzogenen, nur zum Teil aus Stein bestehenden Architektur Risse und Schäden gezeigt hatten. Die Aus besserungen erfolgten damals in Kunststein, unter Verzicht auf die beiden Engel am Gebälk und auf die Stuckornamentik über dem Eingangstor. Verfolgen läßt sich noch eine Außengesamtherstellung im Jahre 1885, wo von Ölfarbanstrichen auf Putz und Stein die Rede ist. Nach der vollständigen Einrüstung des Turmes und auch der Fassaden der Kirche im Sommer 1967 konnten die konkreten Schadenserhebungen abgeschlossen und auch Richtlinien für die nachfolgende Restaurierung festgelegt werden: Der auf einem drahtgebundenen Lattenrost aufgebrachte Verputz war an vielen Stellen abgefallen (Abb. 71). Als Ursache galt neben Zeit- und Witterungseinflüssen auch die beim Glockengeläute hervorgerufene Schwingung des schweren hölzernen Turmdachreiters, weshalb der Holzaufbau des Glockenstuhles vom Turmmantel getrennt und der Dachstuhl in der Turmzone verstärkt wurde. Die aus Stuckmörtel ge formten (gegossenen) Ornamente zeigten sich in besserem Zustand, hingegen erwiesen sich die aus Sandstein gebildeten Skulpturen und Vasen als überaus stark beschädigt und in ihrer Oberfläche schwer korrodiert (Abb. 74, 75). Zur Bestimmung des ursprünglichen Farbtones wurden an mehreren Stellen Freilegungsproben vorgenonmien, ehe der um die Stadtpfarrkirche und den Stadtpfarrhof seit vielen Jahren besorgte, stets bemühte und hochverdiente Stadtpfarrpropst Prälat DDr. Franz Fabian die endgültigen Arbeitsaufträge erteilen konnte: An den Flächen, an denen der Verputz die Haftung verloren hatte, und auf allen vier Säulen wurde neuer Putz auf Staußziegelgewebe, unter Beachtung der oft sehr zarten Putzgliederung, der Profilleisten, Vertiefungen und ge bänderten Umrandungen, aufgebracht. Die Stuckdekorationen konnten belassen werden, nötige Ausbesserungen und material gerechte Ergänzungen besorgte Bildhauer und Restaui-ator Heinz Hiebl, dem auch die Restaurierung der Steinskulpturen und die Reinigung der steinernen Strebepfeiler an der Süd-,

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