Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

y. v mm fir^< 65. Entwurf für den Hochaltar der Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg, Aquarell von M. Hefele (BDA, V. Knuff) Eine den ganzen Kirchenbau betreffende Frage war schließlich die graduelle Aufpolierung des Kunstinarmors. Es waren etwa 1500 an Kunstmarrnorfiächen, die Pilaster, Lisenen, Gesimse und Zwischengesimse sowie der umlaufende Architrav, zu bewältigen. Der Kunstmarmor war durchwegs weitgehend erblindet und wies zahlreiche Teilschäden infolge Saliterbildung und normaler Vermorschung auf. Hatte man bei anderen bedeutenden Restaurierungen (Wien: Kunsthistori sches Museum, Hofburg, Burgtheater usw.) auf vollen, möglichst neuwertigen absoluten Hochglanz des Kunst marmors hingearbeitet, so durfte hier in Hinsicht auf den allgemeinen Alterswert nur eine relative Glanzintensität hergestellt werden. Diese wurde ebenfalls nicht willkürlich gewählt, sondern ergab sich wie von selbst 1. aus der Glanz intensität der alten, lediglich zu reinigenden Kapitäle, 2. aus der Glanzintensität der Goldakzente (,, Goldauf blitzungen") in der dekorativen Freskenrahmung, 3. aus dem Schimmer der Freskenoberfläche nach ihrer Reinigung. Diese Schleif und Polierarbeiten^^ wurden der Fa. Karl Schärf, Wien, Schleifen: Glätten mittels härteren, polieren: Glanz verlei hen mittels weicheren Materials, als es das zu bearbeitende ist. übertragen. Erkrankte Partien mußten abgeschlagen und behutsam ergänzt werden. Nach der Grundierung in Kalkzeraentmörtel wurde passend eingefärbte Kunstmarmormasse neu aufgetragen, Profile mußten nachgeschnitten werden. Die Aufpolierimg geschah, wie üblich, in mehreren Arbeits gängen, mit erst weicheren, dann zunehmend härteren Polier steinen. Dabei bestimmt die Zahl der Arbeitsgänge den Grad der erreichten Glanzqualitäten; beginnend mit der Beseitigung der sogenannten Feinrauhigkeit mittels Bimsstein bis zum Seidenschiminer, Schimmer, Glanz, Hochglanz^^. Das Grobschleifen geschieht mit Bimsstein (Härte 2/II, 3/II, 4/II), die sogen. Feinrauhigkeit gealterten Kunstmarmors wird sodann mittels (nach handwerklicher Bezeichnung) Gelbstein, erstem und zweitem ,,Zieher", beseitigt; zum Polieren dienen Glanzstein oder Schlangenstein und schließ lich ,,Blutstein". Petrographisch handelt es sich beim Gelb stein um einen feinstkörnigen Serizitquarzit von etwa ^/•joo Korngröße, von der Härte 7, beim ,,Blutstein" aber nicht etwa um Hämatit (der petrographisch als Blutstein bezeichnet wird), sondern vielmehr um einen Schleifstein von besonderer Feinkörnigkeit, um einen Quarzit (Quarz schiefer) mit einem dichten kieseligen Bindemittel; je mehr kieseliges Bindemittel dieser Schleifstein enthält, umso

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