64. Sonntagborg, Wallfahrtskirche; f)eckenfresko im Ge wölbe des Langhau ses mit Eintragung der Tag werksgren zen durch Hestaui'ator G. Krämer (Archivfoto) 5^' ziseliert werden und wurden sodann am »Stein in der oben erwähnten Art befestigt uird verlötet; anschließend wurden sie ölvergoldet und dem Originalzustand angeglichen. Der »Siebenarmige Leuchter: Von der teilweisen Erhaltung des originalen hölzernen »Siebenarmigen Leuchters hatte man bisher keine Kenntnis. In der Pfarrchronik konnte eine Nachricht gefunden werden, wonach der alte Siebenarmige Leuchter im Jahre 1S3S zerbrochen war und verbrannt wurde. Später wui'do ein eiserner Leuchter angefertigt, der bis 1963 in Verwendung stand, aber sowohl stilistisch wie auch formal als Fremdkörper wirkte. Eine zweite Notiz in der Chronik besagte jedoch, daß noch einzelne Teile des originalen Leuchters im rechten Oratorium aufbewahrt würden. Tatsächlich fanden sich dort desolate Bruchstücke eines äußerst komplizierten Schnitzwerkes, das sich nach mühevoller Zusammensetzarbeit als die eine, allerdings schwerstens beschädigte Hälfte des alten Siebenarmigen Leuchters erwies. Außerdem war auf Melchior Hefeies eigen händigem Aquarell des Hochaltars^" der Leuchter sehr gut zu erkennen (Abb. ()5). Die fehlenden Teile konnten danach ohne weiteres rekonstruiert werden. Der Leuchter war ursprünglich mit Öllämpchen versehen, er wurde jetzt elektrifiziert. Lichtschwache Leuchten strahlen nun aus MessingreHektoren ein warmes Licht aus; so wurde ein dem Original nahekommender Effekt erzielt. Dieser Leuchter, Symbol für den alttestamentlichen Sieben armigen Leuchter, verweist auf die Idee der Wurzel Jesse und bildet daher im Altaraufbau ein Bindeglied zwischen Expositorium (Tabernakel, der hier mit der Bundeslade verglichen wird, flankiert von Cherubim und Seraphim) und Zeichonstein sowie dem darauf ruhenden Gnadenbild. Im Besitz des Pfarramtes Sonntagberg. Kostbekämpfung: Auch infolge Rostes traten große Schäden auf. So war die Alabaster-Leuchterbank und ein Fuß des linken Alabasterengels, der das Gnadenbild trägt, von den verrosteten Eisendübeln durch Volumen Vergrößerung völlig zersprengt. Zur Sanierung wurde der Rost entfernt, der auf die ursprüngliche Größe zurückgeführte Dübel mußte mit Hilfe von Primer-Rostanstrichen entsprechend rostgeschützt werden. Sämtliche Verschraubungen wurden bei dieser Restau rierung mit Messingschrauben vorgenommen, um Rost schäden künftig zu vermeiden. Darüber hinaus wurden alle am Altar befindlichen Eisenteile (Halterung der Silberwolke, Versteifungen des Silberrahmens und Träger der Strahlen an den Strahlenkränzen) mit Rostschutzanstrichen versehen. Marmorierung: Die Holzarchitekturteile des Altares waren unter den Übermalungen mit einer noch zu etwa 95% erhal tenen originalen Marmorierung versehen. Sie bestand aus drei auf eine Grundierung gelegten Farbschichteii (Kasein-Tempera). Der Aufbau war ähnlich dem der Branntweinvergoldung: Holz-Leimtränkung-Steingrund-Bolognesorgrund; darüber Ka sein als Bindemittel zu einem Farbton (Grundton), der in der Hauptsache aus einem Weiß, gcl)rochen mit Ocker, Schwarz und Englischrot bestand, und darüber ein Weiß, mit Ocker und Schwarz gebrochen. Diese Schicht war inter mittierend mit einem Schwamm oder Lappen aufgebracht worden, wodurch sie eine lockere Oberfläche erhielt. Die Marmorierung war jedoch mit vier kompakten, völlig ver gilbten Lackschichten überzogen, so daß der Eindruck entstand, der Altar sei in einem Braun-Gold-Akkord gefaßt. Die origijiale Marmorierung wurde jetzt wieder freigelegt. Als Lösungsmittel wurde eine Mischung von Tetrachlor kohlenstoff und Chloroform, Trichloräthylen und Athylcellulose verwendet. Abschließend wurde die Oberfläche mit einer stark verdünnten Firnislage überzogen. Bewußt wurde von der Verwendmig von Wachs Abstand genommen, da der Wachsüberzug durch die schon einige Male erwähnte relativ hohe Luftfeuchtigkeit milchige Flecken bekommen könnte. Außerdem setzt sich auf einer gewachsten Oberfläche erfahrungsgemäß leicht Staub an, der ohne Gerüst schwierig zu entfernen wäre. Der Silberrahmen: Sämtliche Teile wurden demontiert und entoxydiert, sodann aufpoliert und mit Cellonlack über zogen. Zusammenfassend ist zu sagen, daß es im Verlauf dieser Restaurierung gelungen ist, den Altar in allen seinen Teilen, mit Ausnahme eines Blattornaments, das mit größter Wahr scheinlichkeit um den Sockel gelaufen sein dürfte, in die ursprüngliche Form zu bringen rmd konservierungstechnisch zu sanieren. Erst dieses sorgfältige Vorgehen hat in ein in jeder Weise komplexes Kunstwerk, das Martin Riosenhuber zu den ,,großartigsten und geistreichsten Schöpfungen des 18. Jahr hunderts auf dem Gebiete des Altarbaues in ganz Öster reich"^^ zählte, auch technologisch-analytisch völlig neue Einsichten gebracht. Hier wurde nach Entfernung der Renoviei'ungsspiu-en aus dem 19. Jahrhundert nicht nur der Originalzustand wiederhergestellt, sondern auch dessen nobler Alterswert respektiert, der die bruchlose Einfügung in das Ganze gewährleistet. Mai'tin Riesenhuber, Die kirchlichen Kunstdenkmäler des Bistums St. Pölten, St. Pölten 1923, S. 316ff.
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