58, 59. Kampf gegen Irrlehrer und Verfolger der Kirche; links: Ausschnitt aus der Ölskizze im Pfarrhof, rechts: Ausschnitt aus dem Deckengemälde im Langhaus der Wallfahrtskirche (G. Krämer, Wien) kapelle von Heiligenkreuz-Gutenbrunn, NÖ., und in dem benachbarten Stift Herzogenburg, dort von Domenico Maria Francia, geübt worden. Ihr Effekt besteht darin, plan wirkende Farbflächen durch den ,,Pointiiiismus" der Goldtupfen ,,impressionistisch" aufzulösen und überdies das einfallende Licht, vor allem an den Fenstergewänden, hell aufleuchten, aufblitzen zu lassen. Diese Goldtupfen und dazwischen eingestreute kleine vergoldete Nabelscheiben waren stark korrodiert und mußten einerseits, soweit dies noch möglich war, gereinigt, anderseits aber ergänzt werden, ohne daß sie indessen gegenüber dem pfleglich behandelten Altbestand auffallen durften. Die ,,Vorzeichnung" bzw. Grundierung für diese Ergänzung korrodierter G oldauf blitzungen erfolgte mit Eidotter, dem Glyzerin zugesetzt worden war. Wo Gold neu angeschossen werden mußte, wurde nach dem Trocknen dui'ch onts])T'eehendes Bürsten wieder leicht abgedunkelt®. Innerhalb der harmonischen, einheitlichen Kircheneinrichtung setzt ohne Zweifel der monumentale Hochaltar den trium phalen Hauptakzent; er trägt auch das 1.014 unter Abt Kaspar Plautz gemalte Gnadenbild (Abb. 50, 65). Das von denn Tiroler Baumei.ster und Erzgießer Melchior Hefele aus Kaltenbrunn 1766 geschaffene Kunstwerk besitzt höchst bemerkenswerte Qualitäten. Der eigentliche Altarbau, ein Rundtempel auf zwölf monolithen Marmorsäulen über massigem Fundamentund Sockelunterbau und mit hoher Volutenbekrönung, verrät sich als typisches Werk eines Baumeisters. Viel höher ist hingegen die Intention zu werten, die dahin zielt, dieses komplizierte, etwas abstrakt entworfene Gehäuse von innen her formal und inhaltlich zu erfüllen. Ein solches Konzept erfordert einen aufwendigen Apparat, der hier tatsächlich eingesetzt wurde. Für den kostbarsten Teil des Altars, den Tabernakel, holte Hefele, selbst Mitglied der Wiener Kunst akademie, den Akademieprofessor und damaligen Mitarbeiter von Georg Raphael Donner, Jakob Christoph 8chletterer. Er schuf die überaus innigen Anbetungsengel für den Tabernakel sowie ein das Gnadenbild schwebend emportragendes Engel paar. Über diesen Tabernakel baute Hefele seinen Altar und komponierte in ihm auf eine höchst sinnfällige Art ein theo logisches Programm, dessen Arrangement auch der künst lerisch gefälligen Entfaltung willig nachkommt. Die tragende Idee bildet eine in ein bauliches Gehäuse, in den Tempietto, gleichsam eingefädelte dekorative Anordnung auch der Figuren. Vor den Augen des Betrachters breitet sich das theologische Programm wie eine Rocaille fließend bewegt und zugleich anmutig und elegant aus; es lührt den Sinn zusammenhang von Altem und Neuem Testament buch stäblich vor Augen. Von Moses und Ezechiel (seitlich außen sitzend) als den beiden ruhigen, festen Polen des Gesetzes — hier auch des baulichen Entwurfs - erhebt sich der Be wegungsstrom über die Hohenpriester Aron und Jeremias, die das Opfer und den Glauben anfachen, und führt in das Tempelinnere, wo schwebende Engel anscheinend mühelos das ül^erreich geschmückte Gnadenbild emportragen. Die zwölf Marmorsäulen stehen ringsum, vergleichbar den zwölf Stämmen Israels als das sancta sanctorimi des Alten Bundes oder den zwölf Aposteln, den Zeugen des Neuen Bundes. Die Rauchsäule vom Opfer des Alten Bundes zieht gottgefällig als Wolkeusäule spiralig empor und schließlich aufwärts in den oberen, offenen Volutenaufsatz wie in ein Weihrauchgefäß. Im Sockel des Tempels aber liegt der Neue Bund beschlossen, allerdings noch nicht,,freiplastisch" sichtbar; vielmehr scheinen die Reliefs mit den Szenen aus dem Leben Christi darauf erst hinzudeuten. Dieses Programm wird zwischendurch noch verdichtet durch eingestellte Attribute und Symbole, wie z. B. den Siebenarmigen Leuchter über dem hier als Bundes lade aufgefaßten Tabernakel oder den legendären und hier hochverehrten sogenannten Zeichenstein. Hefele war aber nicht nur Baumeister, sondern auch Erz gießer. Und diese Kombination scheint ihn befähigt zu haben, sein baulich und figural nut hohen Inhalten schwer beladenes Programm so geschmeidig, um nicht zu sagen ,,flüssig", vorzu tragen. Die Schwerelosigkeit des ganzen Auf bauesist durch zahl reiche statische Tricks erreicht, von denen das monströse Eisengestänge an der Rückseite des Altares zeugt (Abb. 66)^. ® Diese Arbeit besorgte mit äußerst geschickter Hand der Ähnlich scheinbar schwerelos hat Johann Hetzendorf von Stiftsangestellte, ehem. Absolvent der Akad. f. angewandte Hohenberg 1757 seinen Hochaltar in Heiligenkreuz-GutenKunst, Herr Josef Rauchegger. brunn gebaut, einen komplizierten Apparat aus Eisenstangen, 5 Denkmalpflege
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2