Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

m-fi It-'* 12/ i Ä ' m\''i 55. Sonntagberg, Wallfahrtskirche; Einblick in die Kuppel und die Querhausarme mit den Fresken von Daniel Gran: Anbetung Gottes, Vier Evangelisten, Geburt Christi und Herabkunft des Hl. Geistes, nach der Restaurierung (BDA, V. Knuff) wurden, nach völligem Austrocknen, die figuralen Teile mit einer dünnen Kalkkaseinlösung grundiert und in dieser Technik auch retuschiert. Architekturmalerei wurde in KalkCaparoltechnik ausgebessert, hier zum Teil mit vorgemischten Farben; Lokaltöne, Licht und Schatten variieren nur wenig {Abb. 62, 63). In jeder Weise wertvolle technologische Hinweise gab dem Restaurator das Studium der im Pfarrhof aufbewahrten Pfarrchronik. Aus ihr waren nicht nur die Hauptdaten des Kirchenbaues, der Unterhandlungen zwischen dem Stiftsabt Paul II. und Daniel Gran della Torre zu entnehmen, sondern auch die Korrespondenzen, Kontrakte und Honorare an Sr. kaiserl. Majestät Hofmaler (,,mit Trunk und Wohnung für lo Gran"), die Honorare für Maurer, Farbenreiber, Auf leger, Feinputzzieher und einen Taglöhner, auch die Verträge mit Josef Wiedon, dem Architekturmaler, und schließlich das Datum der Fertigstellung des westlichen Langhausfreskos durch Daniel Gran, 1754, als er ,,schon ganz elend und kränk licht" war. Die in technologischer Hinsicht bemerkenswerten Nachrichten stammen vor allem aus dem 19. Jahrhundert: 1807 treffen drei Blitzschläge die Kirche, neuerliche Blitz einschläge 1812. Anfang April, zur Zeit der bekanntlich stärksten Bildung von Kondensfeuchtigkeit in Kirchen räumen, stürzt von der Decke des Gewölbes oberhalb der Kanzel ein großes Stück Bewurf. Der Waidhofener Maler Kandier ergänzt die Fehlstelle von einem hochgezogenen Korb aus. 1873 zündet ein Blitzschlag das Dach zwischen den Tüi'men an. Renovierung des Hochaltares durch Friedrich Pichler, Vergolder und Medailleur aus Wien (siehe unten). 1879—1883 restauriert Karl Striegels, Maler und Vergolder aus Waidhofen, die Wände. 1887 stürzt über der Franziskus kapelle, neben dem Zeichenstein, ein größeres Freskostück ab; akad. Maler Prof. Berthold Winder wird mit der Unter suchung der Schäden beauftragt. Winder stellt viele Hohl stellen fest und muß einige Partien abklopfen. 1888 führt der Sohn, Sigmar Winder, die Arbeit nach dem plötzlichen Tod seines Vaters fort und macht unter Lebensgefahr genaue Pausen; große Absturzgefahr gewaltiger Mörtelmassen. Einige bedeutende Stellen müssen geopfert werden: Die Köpfe des Erzengels Michael und einer allegorischen Figur werden unversehrt abgenommen und, in Holzkistchen mit Gips vergossen, als Andenken aufbewahrt (heute verschollen). Im technischen Gutachten von Baurat Hauser und Prof. Trenkwald vom 9. September 1888 wird die Ausführung des barocken Bewurfes als ungewöhnlich mangelhaft bezeichnet: Die Mörtelschichten seien bis 10 cm dick, daher völlig unelastisch; der Mörtel sei ohne Bindekraft, weich und mürbe; Grob- und Feinputz seien weder von guter Haftung am Ziegel gewölbe noch von guter Verbindung untereinander. Uber Vorschlag der inzwischen angerufenen k. k. Centraikommission wird an den zu ergänzenden Stellen vorerst ein ,,Argentandraht mit detto Nägeln" am Gewölbe befestigt. Darauf wird erst der Grobputz aufgebracht. Der ,,Malsand" (für den letzten Feinputz) mußte von Wallsee hergeführt werden, da der hiesige nach Meinung der Centraikommission zuviel Kalk enthielt. Die Suche nach einem der Aufgabe auch in künst lerischer Hinsicht gewachsenen Restaurator stößt zunächst auf Schwierigkeiten, bis Prof. Andreas Groll, von der Kunst gewerbeschule in Wien, gefunden wird. Er arbeitet ohne Drahtvernetzung und ohne Wallseer Sand. Zugleich malt Franz Bruscha aus Wien in Kalkfarbentechnik die fehlende Scheinarchitektur. Aber schon 1891 entstehen infolge von Gewölbeverspannungen neue Schäden. Auf Grund der Hinweise in der Pfarrchinnik imtersuchte akad. Maler und Restaurator Gustav Krämer die Gewölbe vor allem an den wieder entstandenen Rissen. Er mußte mehrere Setzungen konstatieren, die auf eine schon ursprüng-

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