Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

53. Sonntagberg, Wallfahrtskirche; Herabkunft des Hl. Geistes, Fresko von Daniel Gran im Gewölbe des südlichen Querhauses, nach der Restaurierung (BDA, V. Knuff) den Alterswert des komplexen Kunstwerks bedeutete das aber, alle seine restauratorisch einzeln zu behandelnden Elemente — Fresken, Kimstmarmor, Vergoldung, Ölbilder, Altäre usf. — in graduell gleicher Weise im ,,Niveau" zu heben; um so viel nämlich, daß die unbestreitbar auch in dem zuvor ,,abgesunkenen Zustand" noch einigermaßen bestehende Harmonie sich auf neuer, gehobener Ebene nicht nur wieder einfinde, sondern ihre zuvor — nicht durch Alters-, sondern durch Zerstörungserscheinungen — etwas aus dem Gleichgewicht gebrachte Balance möglichst gänzlich wieder gewinne. Dieses neue Niveau durfte jedoch den Alterswert nicht völlig ignorieren. Jede Neuwertigkeit mußte daher strikte vermieden werden; imd dies ganz zwangsläufig, weil vor allem die Fresken Paul Trogers oder die Ölbilder des Kremserschmidt niemals mehr auf einen Zustand der Neu wertigkeit hätten gebracht werden können. Die Fresken gaben somit den Ansatzpunkt, von dem aus sich der angestrebte Alterswert ,,einpegeln" ließ. Der mit den sehr umfassenden Arbeiten betraute akad. Maler und Restau rator Gustav Krämer, der als ständigen Mitarbeiter akad. Maler Wilhelm Ulrich zur Seite hatte, gibt hierzu folgenden Arbeitsbericht (stark gekürzter Auszug): 1. Arbeitsabschnitt, Presbyterium, Deckenfresko ,,Paradies" (Abb. 51): Malerei hier am besten erhalten. Schleierartiger Schiminelpilzbefall mit pusteiförmigen Ausblühungen bedeckt die gut versinterte Oberfläche. Wenige Risse im Mauerwerk. Größere Rißbildungen an den Rändern der vier Stichkappen (Konvexwölbmigen). Kleine, hohlliegende Feinputzzone in linker vorderer Kappe. Architekturmalerei in Fenster leibungen durch Feuchtigkeitseinwirkung stark korrodiert. Blumenmotive, Füllhörner, Blumenkörbe al secco gemalt, nur im Langhaus al fresco. Die leuchtend blauen Farbpartien sind wahrscheinlich infolge Feuchtigkeitseinwirkung sehr wischempfindlich; es handelt sich um Azurit oder eher Lapislazuli (da keine Verfärbungen ins Grüne wie bei Azurit, einem basischen Kupferkarbonat). Dieser Gewölbeteil noch imrestauriert, nur die Goldaufblitzungen in der Apsiswölbung oberhalb des Hochaltares einmal erneuert, die Scheinarchitekturmalerei in den Fensterleibungen vom Gesims aus in erreichbarer Höhe 1873, 1891 oder 1896 überholt. 2. Querhausarme, Evangelienseite (nördlich) Fresko ,,Geburt Christi", Epistelseite (südlich) ,,Herabkunft des Hl. Geistes" (Abb. 53, 55). Malerei insgesamt von dichten Schimmelpilz kolonien überzogen. Vielleicht durch Zusatz organischer Bindemittel (es handelt sich z.T. um Temperamalerei!) ein besonders guter Nährboden. Ausschlaggebend dürfte aber sein, daß in diesen Gewölben keine Entlüftung besteht. Hl.-Geist-Taube und umgebender Himmel 1890 von Professor Groll al fresco erneuert. 1891 Gewölbespannungen über den beiden großen Rundfenstern neu gemauert und bemalt. Sehr störende Lusterlöcher (eines im Hals Mariens). Sie werden vermauert und tiefer, am unteren Bildrand, neu gebohrt. Der allenthalben florierende Pilzbelag wurde schon 1891 mittels Spirituswaschungen bekämpft. Aus den Nachrichten in der Pfarrchronik ist zu schließen, daß der Belag seither tatsächlich schwächer geworden ist. Über dem Gesims südseitig große Signatur: ,,Daniel Gran della Torre Vienensis fecit 1743" (Abb. 54); seitlich davon Bleistift- und Ritzsignierungen von Maurern usw.; sie wurden entfernt. 3. Kuppel mit vier Pendentifs, Fresken ,,Anbetung Gottes" und ,,Vier Evangelisten" (Abb. 55). Dichter Schimmelbelag, im Zenit zusätzliche Verunreinigungen durch Insekten. Schwiindrißbildung im Bereich des Dreifaltigkeitssymbols infolge allzu kalkreichen Feinputzmörtels. Größere Risse mit kleinen Ausbröckelungen. In der südlichen Kuppelhälfte größere Abblätterungen der Malschicht mit lockerer Um gebung infolge zu spannungsreicher Bindemittel oder Wasser schäden. Teilweise al secco fertiggestellt. Interessante Ver änderungsprozesse bei Grünfarben, das Blau wischernpfindlich. Auf einzehien Gewändern mit Kreide aufgesetzte Lichter! Anstelle der nicht mehr intakten großen Uhr wurde ein starker Ventilator eingebaut, über den die äußere Zifferblattscheibe wieder montiert wurde, welche ihn der Sicht entzieht, ohne aber seine Wirksamkeit zu beeinträchtigen (Bediemmg von der Sakristei aus). 4. Langhausfresko ,,Kampf gegen Irrlehrer und Verfolger der Kirche" (Abb. 56). Starker Schimmelpilzbefall (Abb. 60, 61). Großflächige Übermalungen und al-fresco-Einfügungen. Ein 1887 abgestürztes Freskostüek gut al fresco ergänzt.

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