Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ängere Dauer dem Tageslicht ausgesetzt werden dürfen. Die Gobelins entsprechen auch nicht den Ausmaßen der Wand flächen, so daß sie in dem Raum ohnedies als Provisorium wirkten. Die mit der gleichen Groteskenmalerei wie im Roten Salon versehene Lamberie erweist sich durch ihre Übereinstimmung mit der Zeichnung Kleiners als original. Sie wurde jedoch, wahrscheinlich bei einer im Jahre 1889/90 vorgenommenen Restaurierung, in sehr ungünstiger Weise durch Anfügen eines Sockelstreifens erhöht. Wann die übrige originale Wand gliederung entfernt wurde, läßt sich nicht mehr feststellen. Es ist wohl anzunehmen, daß diese Veränderung bereits bald nach dem Tode des Prinzen Eugen erfolgte, ebenso die durch Entfernimg der Einrichtungsgegenstände notwendige Ergän zung der Lamberie. Bei den jetzt im Gange befindlichen Instandsetzungsarbeiten wird die Überhöhung der Lamberie wieder etwas verringert und durch ein zartes Profil in der Wirkung verbessert. Für die Restaurierung der Lamberie, der Tür- und Fensterrahmungen sowie der Türflügel (Vergoldung und Groteskenmalerei) gilt dasselbe wie für den Roten Salon. Der auch hier im 19. Jahrhundert über den Fenstern angebrachte gemalte Fries wurde belassen, aber gereinigt und vorsichtig ausgebessert. Bedeutend schwieriger als im Roten Salon war jedoch die Restaurierung der Deckenmalerei. Schon mit freiem Auge war erkennbar, daß der Deckenspiegel nicht eben war und an einer Stelle eine besonders starke Durchhängung aufwies. Die Unter suchungen ergaben, daß hier einige Dippelbäume angemorscht und bereits bei einer früheren Instandsetzung an Flacheisen verhängt worden waren. Bei Freilegung der Balken traten an verschiedenen Stellen Risse im Holz zutage. Außerdem war die Decke durch eine überaus starke Beschüttung zu sehr belastet. Nach deren Entfernung wurden die gefährdeten Deckenbalken an neu eingezogenen Stahltraversen aufgehängt. Die umfangreichen baulichen Arbeiten erforderten natürlich auch besondere Vorkehrungen für die Erhaltung des Decken freskos. Die gesamte Decke wurde vor Entfernung der Be schüttung durch eine Holzschalung gesichert, um zusätzliche Beschädigungen während der Arbeit zu verhindern (Abb. 44); ferner mußte vor dem Einziehen der neuen Verhängung an dieser Stelle die Malerei abgenommen werden. Hiebei kamen bereits zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführte Aus besserungen von Rissen und Ergänzungen in der Malerei zum Vorschein (Abb. 45, 46). Die eigentliche Restaurierung des Freskos, das die Vermählung des Herkules mit der Göttin Hebe darstellt, umfaßte zunächst eine sorgfältige Reinigung von Verschmutzung, während der auch verschiedene Übermalungen mit Ölfarbe, vermutlich von der im Jahre 1840 erfolgten Restaurierung, festgestellt wurden. Sodann hat man die abgenommenen Teile des Freskos wieder appliziert und die notwendigen Ergänzungen und Retuschen in den Stößen vorgenommen (Abb. 47)®. Nun zur Frage der ausführenden Künstler: Heinz hat sich in seinem bereits zitierten Aufsatz ausführlich mit diesem Pro blem auseinandergesetzt. Sein genaues Studium zeitgenössi scher Fachliteratur ergab, daß die Architekturmalerei in beiden Räumen das Werk des Bologneser Malers Marcantonio 44. Wien I, Himmelpfortgasse, ehem. Winterpalais des Prinzen Eugen; Blauer Salon; Unterfängung der Decke vor der Durch führung von Sicherungsarbeiten an der Deckenkonstruktion (BDA, V. Knuff) Chiarini ist, des führenden Freskanton des Prinzen und Leiters des Unternehmens. Er galt zu seiner Zeit als Meister der Architekturmalerei. Die figurale Malerei im Roten Salon führte Andrea Lanzani aus, den Chiarini im Jahre 1695 in Mailand kennengelernt hatte. Auch an der Ausmalung des Blauen Salons waren, wie Heinz feststellt^®, mehrere Künstler beteiligt. 1709 vom Prinzen wieder nach Wien berufen, brachte Chiarini den jungen Giuseppe Gambarini als Mitarbeiter mit. Auf ihn gehen die vier allegorischen Figuren des Ruhmes und die Grisaillen mit Darstellungen der Taten des Herkules in der Scheinarchitektur zurück, während die Malerei im Mittelfeld durch den fran zösischen Maler Louis Dorigny ausgeführt wurde. Dorigny, von dem auch die Leinwandbilder im Stiegenhaus des Palais stam men, hat möglicherweise auch einige im Mittelfeld von Gambarini bereits begonnene Figuren weitgehend übermalt. Die Bereicherung beider Räume durch große Ölgemälde, die sicherlich erst aus dem 19. Jahrhundert stammt, soll ebenfalls beibehalten werden. Es handelt sich um die Porträts des Prinzen Eugen und jener Herrscher, unter denen der Feldherr diente, also Leopolds I., Josephs I. und Karls VI. Kaiserin Maria Theresia, die das Palais im Jahre 1752 erwarb, spielte bei der Gestaltung des Gebäudes und der Räume ebenfalls eine so entscheidende Rolle, daß es richtig erscheint, auch ihr Bildnis und das des Kaisers Franz Stephan von Lothringen zum Schmuck dieser beiden Prunkräume heranzuziehen. Der von Seiten des Ministeriums geäußerte Wunsch, auch einen Überblick über Leben und Wirken des Prinzen zu geben, etwa in Abbildungen seiner sonstigen Bauten, seiner Feld herrentätigkeit, seiner Zeitgenossen und dergleichen, soll nach Möglichkeit bei Restaurierung und Gestaltung der weiteren Räume berücksichtigt werden. W. Blaüensteiner ® Restaurator Josef Fastl hat auch hier mit großer Ein fühlungsgabe den ursprünglichen Zustand weitgehend rekon struiert. Heinz, a. a. O., S. 75.

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