ft \ \ * l ' '' 21, 22. Wien, St. Stephan; die Abbildung links zeigt die in der Dombauhütte angefertigten Kopien und Bossen von Schluß steinen für den Süd- und Mittelchor, die Abbildung rechts die Montage der neuen Stücke beim Wiederaufbau der Gewölbe {Foto B. Beiffenstein, Wien) beim Abbruch der romanischen Westempore erfolgte. Über den Verwendungszweck können nur Ver mutungen angestellt werden. Diese wenigen Funde lassen ahnen, was alles noch im Mauerwerk der Stephanskirche verborgen sein mag. 2. ScHLXJSSTEINB Die oben behandelten plastischen Teile waren bisher nicht sichtbar gewesen, konnten also auch nicht beschrieben werden. Erstaunlich aber ist es, daß wichtige Bauplastiken von St. Stephan, die jederzeit wahrnehmbar waren, bis heute keine Erwähnung in der Literatur gefunden haben. Es handelt sich um die Schlußsteine des Chores, die weder bei Hans Tietze in Band XXIII der Österreichischen Kunst topographie, 1931, genannt sind noch anderswo aufscheinen. Wahrscheinlich war es Tietze unmöglich, sich Photographien dieser Schlußsteine zu beschaffen, auch dürfte die Dunkelheit des Chores die Betrachtung zu sehr erschwert haben. Wohl sind vor der Katastrophe im Jahre 1945 einige Aufnahmen gemacht worden; sie genügten jedoch nicht, um nach Kriegsende die Ikonographie aller Schlußsteine vollständig zu klären. Im allgemeinen zeigen die Schlußsteine die Stilstufe der Plastiken des Frauenchores, wobei anzunehmen ist, daß die Fertigstellung in der Reihenfolge Frauenchor, Hauptchor, Zwölfbotenchor erfolgte. Im Haupt des Frauenchores ist das Antlitz Clrristi (Abb. 15), im Chor selbst sind Physiologus-Szenen: die Jungfrau mit dem Einhorn (Abb. 18, 19), der Vogel Phönix und der Pelikan mit den Jungen (Abb. 27)1" dargestellt. Sie beziehen sich auf die Menschwerdung Christi, die Auferstehung und die Einsetzung der Eucharistie. Im Chorschluß des Hauptchores ist über dem Altar das Lamm Gottes mit dem Kreuz dargestellt. Über dem großen anschließenden Joch findet sich eine weitere symbolische Darstellung aus dem Physiologus: der Löwe, der seine Jungen anbrüllt und zum Leben erweckt^^ (Abb. 24), eine Anspielung auf die Auferstehung Christi, auf die sich auch die Darstellung im Schlußstein des nächsten Joches, Jonas, der dem Walfisch entsteigt (Abb. 23), bezieht. Welche Gegenstände die zwei weiteren J. Hermann, Beschreibendes Verzeichnis der illustrierten Handschriften in Österreich, VIII, II. Teil, Die deutschen romani schen Handschriften, Leipzig 1926, S. 352ff. Die leoninischen Verse des ,,Renner Musterbuches" lauten zum Einhorn: ,,Virgineis digitis capienda fit hic fera mitis Qui mundum salvuni feeit intrat virginis alvum", Leoninische Verse des ,,Reuner Musterbuches" zum Löwen: ,,Emittit flatum quo vivificat deo natum luce quidem terna surgit virtute paterna", zum Phönix: ,,Phenix sponte perit repit volitando recedit Christus morte cadit surgit super ethera vadit". Zum Pelikan enthält das ,,Reuner Musterbuch" keinen Vers.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2