J 52. Wien IX, Votivkirche; Antwerpener Altar, Mittelteil, Gesamt ansicht. Das Gesprenge, der Hintergrund und das Sookelmaßwerk stammen aus dem 19. Jahrhundert {BDA, E. Mejchar) werden. Seit dem grundlegenden Werk des Jean des Bosschere über die Antwerpener Plastik des 15. und 16. Jahrhunderts^ gibt es bisher keine zusammen fassende Arbeit über dieses Thema; Bosschere gibt wohl wertvollste Aufschlüsse, muß jedoch als ver altet gelten, zumal zu seiner Zeit keineswegs der Gesamtbestand an Antwerpener Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts erfaßt werden konnte. Dieser war im Mutterlande durch den Bildersturm stark ge schmälert worden®, doch haben sich wertvolle Stücke durch den Export zur See und zu Land in Skandina vien, Deutschland, im heutigen Polen® und in anderen Ländern erhalten. Es mag hier genügen, den Altar der Votivkirche als ein besonders schönes Beispiel seiner Art in gutem Erhaltungszustand und mit originaler Polychromierung der Kunstwissenschaft zugänglich zu machen. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammen hang dem Bericht des Restaurators zu, dem es gelungen ist, viele technische Einzelheiten des Werkes festzustellen und aufzuklären, die bisher unbekannt gewesen sind. Dieser Bericht soll daher ungekürzt zum Abdruck kommen, weil jede seiner Feststellungen für weitere Untersuchungen von Wichtigkeit sein kann. Die Auflösung der Brokatmuster (Abb. 177a-e, 178a-e) an den Draperien der Figuren sowie der Versuch klarzulegen, wie sie hergestellt wurden, sind von allgemeinem Interesse. Die zuerst von Mojmir S. Erinta gemachten Beobachtungen' wer den durch diese Feststellungen überaus bereichert. Es besteht nun die Möglichkeit nachzuweisen, welche Gewebe dem Faßmaler tatsächlich bekannt Jean des Bosschere, La scuipture anversoise aux XVe et XVIe sieclos, Brüssel 1909. ® In Antwerpen hat sich ein einziges Retabel erhalten (Grablegung Christi, im Musee des Antiquites); Bosschere, a.a.O., fig. 20. Weitere in Hulshout (fig. 22) und Tongres, Eglise Ste Materne (fig. 23) und schließlich das Retabel aus Pailhe in Bruxelles, Musees Royaux des Arts decoratifs (fig. 24). Das Retabel des Grafen van der Straeten-Ponthoz (fig. 21) mit Szenen aus dem Marienleben und der Passion weist Züge auf, die an das Retabel der Votivkirche erinnern, ist aber ohne Zweifel jünger. ® J. H. de Smedt hat in den ,,Mededelingen van de Geschied- en Oudheidkundige Kring voor Leuven en omgeving", Lustrumuitgave 1965, als erste Frucht seiner durchgreifenden Studien einen Artikel über ,,De verspreiding der Brabantse retabels in oostelijke richting" geschrieben. Die Passionsaltäre in Waase (Bezirk Rostock) und Sviety Wojcieck bei Gdansk bringen Anklänge an unseren Altar, scheinen aber jünger zu sein. ' M. S. Frinta, The use of wax for applique relief brocade on wooden statuary, in: Studies in conservation, November 1963.
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