der neuen Methoden dieser Forschungen bestrebt, einen neuartigen umfassenden Katalog-Typus zu schaffen. Der vorliegende Band beweist die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Der Autor beschränkt sich nicht auf die reine Beschreibung der Objekte mit Herkunfts- und Literaturangaben, sondern weist darüber hinaus dem Leser einen Weg zu ikonograj)hischer und stilistischer Einordnung. Die Katalogisierung erfolgt nach einem gut durchdachten Schema: Lokalisierung, Datie rung, Beschreibung. Mateiial (Maße), Zustand, Herkunft, Feststellungen der kunsthistorischen Literatur in zeitlicher Reihenfolge. Bibliographie. Besonders muß — als eines der größten Positiva des Kataloges — hervorgehoben werden, daß fast jedes Objekt abgebildet ist, die bedeutendsten Kunstwerke sogar in mehreren Ansichten. Kunstwerke, die ehemals Teile eines architektonischen Ganzen waren, sind häufig durch alte Aufnahmen des entsprechenden Bauwerks ergänzt, die noch den früheren Ziistand zeigen. So werden zum Beispiel die Figuren des hl. Petrus und der hl. Katharina durch eine Aufnahme des Westportals des südlichen Nebenschiffes, die Plastiken der Muttergottes und des hl. Sebaldus durch eine Ansicht des Brautportals der St. Sobalduskirche in ihrem ehemaligen Zusammenhang gezeigt. Ein weiterer Vorzug des Buches ist darin zu sehen, daß dem ICatalog der 233 heute vorhandenen Museums objekte auch eine Beschreibung der zehn 1945 zei'.störten oder teilweise zerstörten Plastiken, ebenfalls mit foto grafischer Dokumentation, angefügt ist. Diskutieren ließe sich vielleicht über die Frage, ob es nicht richtiger gewesen wäre, die Elfenbeinskulpturen aus ent wicklungsgeschichtlichen Gründen an den Anfang des Bandes zu stellen. Als besonders begrüßenswerte Neuerung ist die naturwissen schaftliche Einleitung mit einigen petrographischen Unter suchungen von W. M. Bausch zu werten, welche für die weiteren kunstgeschichtlichen Forschungen gewiß eine wich tige Basis abgeben werden. Der Katalog wird durch ein ikonographisches und ein Orts verzeichnis sowie eine Konkordanztafel für die Inventar- und Katalognummern ergänzt. G. Hajos Alfred May: Wien in alten Ansichten, Das Werden der Wiener Vedute, II. Band der Reihe ,,Österreich in alten Ansichten". Verlag für Jugend und Volk - Residenz Verlag, Salzburg 1965. 70 S. Text, 133 Abb., davon 67 Fai'btafeln. Der Verfasser führt flen Leser an Hand einer reichen Auswahl guter Abbildungen vom mittelalterlichen Wien bis in die Zeit der großen Umbauten nach dem Fall der Basteien am Ende des 19. Jahrhunderts. Die klare und übersichtliche Anordnung macht das Studium des Buches zu einem besonderen Genuß. Im Toxtteil ,,Das Werden der Wiener Vedute" wird nach der Definition des Begriffes als ,,die sachliche Wiedergabe land schaftlicher Gegebeiiheiten . . . mit den Mitteln der Malerei und Zeichnung" auf die beiden Komponenten hingewiesen, welche das Wesen der Vedute ausmachen: einerseits die topographi.sche Aufzeichnung des Stadtbildes oder eines Stadtteils in seinem jeweiligen hi.storischen Zustand - sie gibt der Vedute den Wert einer geschichtlichen Quelle andrerseits die künstlerische Gestaltung durch deii ausführenden Maler oder Zeichner, die der Vedute den Rang eines Kunstwerkes ver leihen kann. Mit genauester Sachkenntnis wird sodann die Entstehung der Vedute im allgemeinen erläutert: der Übergang von der mittelalterlichen Stadtkulisse als Hintergrund für die religiösen Darstellungen zur eigentlichen Landschaftskunst. Die Ent wicklung der Wiener Vedute im besonderen führt von den ersten malerischen Stadtansichten auf den Tafelbildern des Meisters des Albrechtsaltars und des Schottenmeisters, gefördert durch das Aufkommen von Holzschnitt und Kupfer stich, im 16. Jahrhundert zu den graphischen Darstellungen von Hirschvogel und. Lautensack. Im 17. Jahrhundert setzt die neue Darstellungsform der Vogelschaubilder ein. Obzwar aus topograiihischen Gründen geschaffen, sind sie mit ihrer miniaturhaften Treue der Detaildarstellung doch als künst lerische Stadtbilder zu werten und bilden eine gute Doku mentation des Wiener Stadtbildes im Zeitalter der Renaissance und des Barock. Profil- und Grundrißaufnahmen der Stadt stehen am Ende des 17. Jahrhunderts in engem Zusammen hang mit der Erbauung bzw. Verstärkung der Fortifikationen nach der zweiten Türkenbelagerung. Das 18. Jahrhundert bringt eine Hochblüte der Wiener Vedutenkunst, vor allem in den Prospekten von Johann Bernhard Fischer von Erlach und seinem Sohn Joseph Einanuel. Die intime Stadtbildsituation wird als Motiv gewonnen, der Mensch in dieser Umgebung aus dem Leben und seiner Tätigkeit heraus erfaßt. Damals entstanden auch die großartigen malerischen Veduten Canalettos, in denen die Theresianische Zeit in künstlerisch hervorragender Weise festgehalten ist, so wie am Ende des 18. Jahrhunderts in den Acpiarellen und kolorierten Stichen der Gru])pe SchützZiegler-Janscha das Leben der josephinischen Gesellschaft. Neben diesen künstlerischen Einzelansichten weist der Verfasser auf die ebenfalls in dieser Zeit entstandenen Gesarntstadtansichten hin, so auf den Grundriß von Joseph Nagel und das Vogelschaubild von Joseph Daniel von Huber, die in ihrer topographischen Genauigkeit als überaus aufschluß reiche baukundliche Geschichtscjuellen gewertet werden müssen. Breiter Raum ist dem Schaffen der Maler, Zeichner und Graphiker des Biedermeier gewidmet. Besonders hervor gehoben werden Künstler wie Jakob und Rudolf Alt, die ,,d0m topographischen Streben weitgehend gerecht werden, ohne je das künstlerische zu beeinträchtigen - sie sind echte Meister der Stadtvedute". Neben großartigen Fernsichten entstehen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundei'ts unzählige ,,gemütvolle" Biedermeierveduten vom Stadtinneren. Mit eingehender Gründlichkeit sind die Künstler angeführt und ihre Werke gewertet. Bei der Vedutenl^unst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhimderts wird schließlich auf die besondere Bedeutung der zahlreichen Darstellungen des Abbruchs der Befestigungswerke und der Erweiterung der Stadt hingewiesen. Sie sind in der Geschichte der Entwicklung des Wiener Stadt bildes von besonderer Wichtigkeit. Dieser Überblick über die Wiener Vedutenkunst wird unter stützt durch teils farbige Bildtafeln, für die durchwegs künstlerisch qualitätvolle Darstellungen ausgewählt wurden. Die Betrachtung dieser Abbildungen erweckt allerdings neben der Freude an der Vielfalt und künstlerischen Qualität der Veduten auch Wehmut und Bedauern. Zeigen sie doch in ihrer zeitlichen Abfolge nicht nur die naturgemäßen, durch die Entwicklung und das Wachsen der Stadt gegebenen Ver änderungen, sondern lassen auch, vor allem in den Dar-
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