Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

grundsätzliche Verhältnis zum Stoff tatsächlich allgcjncino Gültigkeit beanspruchen können und sollen. Davon abgesehen, wird jeder Band immer ein Individuum für sich darstellen, und er wird dies um so eher, je ausgeprägter die Persönlichkeit des Autors und je abgerundeter und geschlossener das Material ist, mit dem er es zu tun hat. 3. E. von Witzleben: Färb wund er d eutscher Glasmalerei aus dem Mittelalter, Augsburg 1965. 263 Seiten {89 Seiten Einleitung mit zahlreichen Textabb., 10 Seiten Katalog, 87 Schwarzweißabb., 47 Farbtafeln, 1 farbiges Faltblatt). Das vorliegende Buch ist eigentlich in eine ganz andere Kategorie von Werken einzureihen, als sie das Ziel des CorpusUnternehmens bildet, an dem die Verfasserin übrigens eben falls mitarbeitet (der bedeutende Bestand der Regensburger Glasmalerei wurde von ihr bereits bearbeitet). Schon das Verhältnis der Abbildungs- zu den Textseiten macht klar, daß es sieh hier um ein Bildwerk, und zwar — dies sei gleich vorweggenommen - um ein sehr anspruchsvolles Bildwerk handelt. Die Verfasserin betont im Vorwort, daß es ihr nicht darum ging, eine gleichmäßige Übersicht über die in Deutsch land erhaltenen Glasmalereien zu geben, vielmehr will sie ,,nur eine Auswahl der schönsten deutschen Glasmalereien bringen". Das Hauptgewicht liegt auf den von Witzleben (im Zuge der Bestandsaufnahme und fotografischen Erfassung während des letzten Krieges) ,,selbst bearbeiteten Gebieten Rheinland und Bayern, während andere, genau so wichtige, wie Westfalen, Schwaben und Ostdeutschland, ganz fehlen, andere nur mit wenigen Beispielen vertreten sind". Diese Lücke in der Präsentation durch das Bild versucht der in der Einleitung gebotene chronologische Überblick zu schließen, wobei die Bemerkungen zu den einzelnen Glasmalereifolgen und die entsprechenden Literaturhinweise über den aktuellen Stand der Forschung unterrichten. Dadurch wird das Buch auch für den Fachmann zu einem Nachschlagewerk, dessen bequeme Benutzbarkeit allerdings das Fehlen eines Registers erschwert. Bei der Besprechung der Gemäldescheiben selbst ist freilich durch die oft sehr persönlich gehaltene Inter pretation dem Umstand Rechnung getragen, daß sich das Werk an einen breiteren Leserkreis wendet. Gerade im Hinblick auf einen Laien-Leserkreis sind auch die ausführlichen ikonographischen Erläuterungen (denen wiederum die eigenen Arbeiten der Verfasserin auf diesem Gebiet zugute kommen) sehr zu begrüßen, wird doch in populären Darstellungen über den komplizierten Bereich der Ikonogi'aphie meist großzügig hinweggegangen. Die Erläuterungen zum Bildteil sind in Katalogform abgefaßt. Sie sind für den Fachmann vor allem durch die Angaben über Erhaltungszustand und Restaurierungen sowie durch die ausführlichen Literaturnachweise wertvoll. Auch Inschrif ten sind genau transkribiert und ausgewiesen. Einen etwas zwiespältigen Eindruck macht der Abbildungs teil. Mit dem Druck der farbigen Abbildungen a\if glasklare glänzende Folien hat sich der Verlag auf ein Experiment eingelassen, und es ist leider das Schicksal von Experimenten, daß sie dazu neigen zu mißlingen. Die Beschränktheit in der Nuancierung der Details kommt andererseits den farbigen Gesamtaufnahmen zugute. So ist die erstmalige farbige Reproduktion des Augsburger Thrones Salomonis (auch als Umschlagbild verwendet) ein wirklicher Gewinn für die Glasmalereiforschung. Dies gilt ebenso für zahlreiche andere Abbildungen, die Witzleben offenbar mit Bedacht im Hinblick darauf ausgewählt hat, daß diese Zyklen oder Scheiben in den bisherigen Standard-Glasmalerei-Werken nicht im Bild vertreten sind (z. B. der bedeutende Zyklus von Münnerstadt). Diese Bereicherung ist freilich damit erkauft, daß Schärfe und Auflösung der (mit nur drei Ausnahmen) für die Farb tafeln verwendeten Kleinbilddias der Vergi'ößerung, die ihnen zugemutet wird, oft nicht gewachsen sind. Ein Weniger an Format hätte hier zweifellos ein Mehr an Qualität gebracht, und der Verlag, der in den Schwarzweißtafeln einen Be weis solider Leistung liefert, ist hier sichtlich ein Opfer seiner Ambitionen geworden. Der Glasmalereiforscher aber begrüßt dankbar, daß durch die Fülle der Abbildungen wieder ein weiterer Schritt zur Erschließung des Materials getan ist, dessen vollständige Erfassung im Corpus Vitrearum notgedrungen noch lange auf sich warten lassen wird. 4. Jean Lafond, Le Vitrail, Paris 1966 (Encyclopedie du Catholique au XXe siede). 119 Seiten. Ein größerer Gegensatz als der zwischen dem vorangehend angezeigten Buch und diesem soeben erschienenen schmalen Bändchen, das sich ohne die Unterstützung auch nur einer einzigen Abbildung unterfängt, über Glasmalerei zu handeln, ist kaum denkbar. Und doch vermögen die in einem klassisch klaren Französisch geschriebenen Seiten auf den, der sich in eigener Forschimgsarbeit um die Materie müht, jene Faszi nation auszuüben, die der vollständigen Beherrschung des Stoffes entspringt. Jean Lafond hat ein Forscherleben der mittelalterlichen Glasmalerei gewidmet, und er ist heute ohne jeden Zweifel ihr bester Kenner überhaupt. Daß er es unter nommen hat, die vorläufige Summe seines immensen Wissens um die Ursprünge («Origines»), die Technik («Technique») und die Schicksale («Destinees») — dies die drei Kapitel des Büchleins — der mittelalterlichen Glasmalerei zu ziehen, kann ihm nicht genug gedankt werden. Zu dem am Stoff selbst erworbenen Wissen tritt eine ebenso umfassende Kenntnis der internationalen Glasmalerei-Literatur, die es dem Autor gestattet, auch scheinbar fernliegende Fakten, die der all gemeinen Aufmerksamkeit bisher entgangen sind, heran zuziehen. Die Darstellung ist durchwegs von einem so gut wie lückenlosen Netz von Belegen getragen. Dies gilt nicht zuletzt für das im Abschnitt «Origines» behandelte wichtige Verhältnis des orientalischen Glasfonsters zum mittelalterlichen, das hier zum erstenmal ins richtige Lot gerückt erscheint. Das Büchlein ist dazu bestimmt, zum Vademecum jedes Glasmalereiforschers zu werden. E. Frodl-Kraft Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Die mittelalterlichen Bildwerke, Bd. I (Die Bildwerke in Stein, Holz, Ton und Elfenbein bis um 1450), bearbeitet von Heinz Stafski, Nürnberg 1965. 263 Seiten, 241 Ab bildungen. Das Germanische Nationalinuseum zu Nürnberg hat — nach einer drei Jahrzehnte währenden Zwangs]>ause — einen neuen Katalogband über die im Museum befindlichen Bildwerke herausgegeben. Der Bearbeiter dieses Katalogs, Heinz Stafski, ein guter Kenner der Materie, hat nicht nur die wissenschaft lichen Ergebnisse der letzten dreißig Jahre mit weitgehender Gründlichkeit zusammengefaßt, sondern er war mit Hilfe

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