erschöpfend und insoferne sogar verschwentlerisch, als auch kleinen ornamentalen Fragmenten ganzvseitige Abbildungen gewidmet sind (z. B. Taf. 138). Angesichts dieser Perfektion der Darbietung bedauert man, daß es nicht möglich war, wenigstens den Abbildungen jener Scheiben, in denen wesejitliche Teile ergänzt sind, schematische Zeichnungen des Erhaltungszustandes beizugeben, wie es den internationalen Richtlinien entspricht. Wenn auch die diesbezüglichen Katalogangaben zuverlässig sind, so bleiben doch immer Unklarheiten hinsichtlich der genauen Ausdehnung einer nur mit Worten umschriebenen Ergänzung, und überdies ist die unmittelbare optische Unterscheidung von echt und falsch durch Worte nicht zu ersetzen. Von allen bisher erschienenen Corpus-Bänden ist diesem Werk die reichste Ausstattung mit Farbtafeln zuteil geworden. Dies ist um so wichtiger, als gerade in der spätromanischen Glas malerei Gotlands der prächtigen und leuchtenden Farbigkeit eine wesentliche Rolle zukommt. Allerdings - und mit dieser Einschränkung setzt sich die Rezensentin zu dem überaus positiven Urteil Wentzels in Gegensatz - ist die Farbwiedergabe oft etwas derb und wenig nuanciert; gelegentlich treten auch merkliche Unscharfen auf. Diese kleinen Einwendungen verschwinden jedoch gegenüber der Gesamtleistung. Es ist Skandinavien zu gratulieren, daß es sich der vor einem internationalen Forum übernommenen Aufgabe so glänzend entledigen konnte: Dem wissenschaft lichen Gewicht des Bandes entspricht die Eleganz seiner formalen Ausstattung. 2. E. J. Beer, Die Glasmalereien der Schweiz aus dem 14. und 15. Jahrhundert, ohne Königsfelden und Berner Münsterchor, Corpus Vitrearum Merlii Aevi, Schweiz, Bd. III, Basel 1965. 267 Seiten, 202 Schwarzweiß-, 18 Farb tafeln, 53 Vergleichsabbildungen^. Die Schweiz, von der seinerzeit der Plan des Corpus Vitrearum seinen Ausgang genommen hat, ist dem Schwung des Anfangs treu geblieben: Als erstes Land hat sie vor Jahresfrist bereits einen zweiten - nominell den dritten — Corpus-Band heraus gebracht. Dies war dadurch erleichtert, daß für die Bearbeitung der gotischen Glasmalereien in der Person von Ellen J. Beer die bereits an den romanischen und einigen frühgotischen Glasmalereien® bewährte Autorin zur Verfügung stand. Mit jenem ersten Band, der die Reihe der Corpus-Publikationen eröffnete, hat Beer Pionierarbeit geleistet; bei der Arbeit am zweiten konnte sie nun die Früchte ihrer Arbeitserfahrung ernten. Es sei deshalb hier gleich vorweggenommen, daß diese Erfahrung in dem Band tatsächlich sichtbaren Niederschlag gefunden hat, und zwar in zweierlei Hinsicht: einmal in der Routine, die sich die Autorin auf einem ihr - wie allen anderen - ursprünglich fremden Arbeitsgebiet und bestimmten, genau festgelegten Arbeitserfordernissen gegenüber angeeignet hat, und dann in der Konsequenz, mit der jeder sachlichen Kritik am ersten Band nunmehr Rechnung getragen wurde. Die Schweiz gliedert ihr Corpus Vitrearum nicht topographisch wie die meisten anderen Länder, sondern chronologisch. Dies geht für den nun erschienenen ,,dritten" Band nicht ohne Ver legenheit ab, die sich schon im Titel ausdrückt; die Haupt- " Vgl. dazu die Rezension von H. Wentzel in: Kunstchronik, Juli 1966, Heft 7, S. 172-176, dazu die Abbildungen auf S. 181. ® E. J. Beer, Die Glasmalereien der Schweiz vom 12. bis zum Beginn des 14. Jhs., Basel 1956. Zyklen sowohl des 14. wie auch des 15. Jhs. mußten nämlich (wenn auch aus triftigen Gründen) ausgeklammert wer den: Königsfelden, dem einmal der zweite Band gewidmet werden soll, wurde bereits von E. Maurer unter Beachtung der Forderungen des Coipus-Unternchmens hervorragend publiziert'; den Chorfenstern des Berner Münsters aber (die als 4. Band geplant sind) hat nicht nur Hahnloser seinerzeit ein eigenes Buch gewidmet, sondern sie sind darüber hinaus neuerdings in der Kunsttopographie ausführlich veröffentlicht worden®. Aber noch ein weiterer Zyklus, der in diesem Band Heimatrecht hätte, fehlt: Münchenbuchsee hatte schon im ersten Band Aufnahme gefunden. Die Trennlinie zwischen beiden Bänden ist also nicht im Stoff selbst begründet, sondern mehr oder minder zufällig; bei einem Katalogwerk und dank dem günstigen Umstand, daß der Autor derselbe geblieben ist, bedeutet dies jedoch kaum einen Nachteil. Die nicht behandelten Bestände sind übrigens auch nicht in die dem Band dankenswerterweise vorangestellte Karte ein getragen . Unter Verzicht auf jedwede zusammenfassende kunst geschichtliche Einleitung beginnt die Darstellung sogleich mit den einzelnen Zyklen, die wiederum in chronologischer statt in alphabetischer Abfolge behandelt sind. Eine solche zumeist nur auf das Urteil des Autors sich gründende Reihung in einem Katalogwerk hat den Nachteil, daß sie durch neue kunst historische Erkenntnisse jederzeit umgestoßen werden kann. Die einzelnen Abschnitte, in die sich die Katalog-Einleitung gliedert, folgen zwar grundsätzlich, aber nicht streng schema tisch der durch die „Richtlinien" vorgeschriebenen Einteilung, die Eigenart des Bestandes und der jeweiligen historischen Situation schreibt vielmehr Titel und Abfolge der einzelnen Kapitel vor. Es sind aber bei aller Akribie, die in jedem Fall auf den historischen Teil (Baugeschichte, Stifter, Schicksale und Rekonstruktion der Verglasung) verwendet ist, die Fragen des Stils und der Werkstattbeziehungen am ausführlichsten behandelt. Dank der außerordentlichen Vertrautheit der Autorin mit der Buch- und Tafelmalerei gelingt ihr in vielen Fällen eine überzeugende kunstgeschichtliche Verankerung der Glasmalereien, die oft zugleich eine Revision der seinerzeit von Lehmann® vorgeschlagenen Datierungen mit sich bringt. Die Glasgemäldefolgen der ersten Hälfte des 14. Jhs. stellen einen stilistisch klar umrissenen Komplex dar, der sich inner halb der beiden Pole Konstanz und Königsfelden entfaltet. Für die Verglasung der Zisterzienserkirche Kappel am Albis^ die bisher allgemein ,,gegen 1340" angesetzt wurde, vermag Beer durch die Ableitung von der St. Galler Weltchronik eine frühere Entstehungszeit (,,nach 1310") wahrscheinlich zu machen, tlberzeugend wird der Stil von Krauenjeld-Oberkirch unter Heranziehung der einschlägigen Buchmalereien charak terisiert und die von Wentzel vorgeschlagene Datierung ,,wohl noch erstes Jahrhundertdrittel" übernommen. Bei den Glasgemälden der St. Nikolauskirche bei Blumen.<itein ist besonders auf die Technik eingegangen; in stilistischer Hln- ' E. Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. III. Das Kloster Königsfelden, Basel 1954. ® H. R. Hahnloser, Chorfenster und Altäre des Berncr Mün sters, Berner Schriften zur Kunst, V, Bern 1950; L. Mojon, Kunstdenkmäler der Stadt Bern, Bd. IV, Das Münster, Basel 1960. ® H. Lehmann, Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz, Mittigen. d. antic^uar. Ges. in Zürich, XXVI, Heft 4, Zürich 1908. 22 Denkmalpllege
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