haltenen Bestandes nicht ohne weiteres erkennen lassen. Ohne diese Änderungen hätte freilich der Gedanke an die Erhal tung der Burg in ihrer einzigartigen landschaftlichen Situation wohl aufgegeben werden müssen. Eine weitgehende Um wandlung seines Inneren war die Voraussetzung dafür, daß das Schloß Gayenhofen in Bludenz als Amtshaus der Bezirks verwaltungsbehörde in Verwendung genommen werden konnte, nachdem es schon eine Weile als Kaserne gedient hatte. Die bestimmende Rolle des Baues im Stadtbild recht fertigt jede Mühe, die zur Erhaltung seiner Außenerscheinung aufgewendet werden mußte. Bei dem historisch wertvollen wie in künstlerischer Hinsicht kuriosen Palast in Hohenems sind die begonnenen technischen Sicherungsmaßnahmen noch zu vollenden; hoffentlich gelingt es, die zahlreichen vom Schloßherrn nicht unmittelbar benützten und durch das kleine Schloßmuseum nicht belegten Räume so zu verwenden, daß sich daraus eine brauchbare Existenzbasis für das Bau werk ergibt. Demgegenüber scheint die Zukunft für das sehr reizvolle Liechtensteinsche Barockpalais in Feldkirch ge sichert zu sein. Hier wäre dringend zu wünschen, daß Einzel heiten der Ausstattung des 19. Jahrhunderts nicht den unvermeidbaren Adaptierimgen geopfert werden. Mit den Problemen der Altstadtsanierung wurde die Tagung in Bregenz und Feldkirch konfrontiert. Mit besonderem Dank haben wir gerade hier das Referat des Architecte en chef M. Donzet aus Paris über den derzeitigen Stand der aus der Durchführung der Loi Malraux erwachsenden Maßnahmen cjuittiert. Mit Restaurierungsprinzipien, die von jenen abweichen, welche sich die bundesstaatliche Denkmalpflege in Österreich zu eigen gemacht hat, hatten sich die Tagungsteilnehmer gelegentlich außerhalb der österreichischen Staatsgrenzen auseinander zusetzen. Um zur umfangreichen Restaurierung der ehe maligen Stiftskirche von St. Gallen gründlich Stellung nehmen zu können, war die Zeit, die für die Besichtigung zur Ver fügung stand, wohl zu knapp bemessen. Unbezweifelbar ist, daß der wissenschaftlichen Gründlichkeit, mit der die Doku mentation betrieben wird, höchste Anerkennung zu zollen ist. Im Falle des Wiederaufbaus der 1963 abgebrannten ehemaligen Klosterkirche in Kreuzlingen hat sich denn auch dieses System, nachdem der Entschluß, die Kirche als getreue Kopie wiederaufzubauen, gefaßt war, in bewunderungswürdiger Weise bewährt. ,,Das zu Bewahrende gestalten" ist (in Variierung des Titels der Ausstellung der Denkmalpflege 1966 in der Bundesrepublik) die in der Reichenau vorzugsweise angewendete Restaurierungsmethode. Dies schien dem über wiegenden Teil der Tagungsteilnehmer nicht zuletzt deswegen bedauerlich zu sein, weil die einzigartige historische und künstlerische Quelle, als welche wir die Denkmale der J^eichenau zu betrachten haben, durch diese Methode un kenntlich gemacht, wenn nicht gar verschüttet wird. Wenn man sich auf die Bedeutung besinnt, die allein der Fresken zyklus in St. Georg in Oberzell für die Kunst der ganzen Welt besitzt, so werden die Maßnahmen, die getroffen wurden, um eine ,,einheitliche künstlerische Wirkung" des Raumes und seiner Ausstattung zu erzielen, für Konservatoren, die sich von den in der Carta del restauro (Athen 1931 und Venedig 1964) formulierten und eigentlich international anerkannten Einsichten leiten lassen, vollends unver.ständlich. Scheint der wissenschaftliche Aufwand für die Bauforschung etwa in Mittelzell bedeutend, so mag die Restaurierung der Wallfahrtskirche 8t. Maria in Birnau ohne ausreichende Voruntersuchung des Bestandes in Angriff genommen worden sein. Das Färbehingsergebnis am Neuen Schloß in Meersburg zeigte in technischer Hinsicht, wie nötig es wäre, eine Art Studienzentrum zu besitzen, in dem technische Daten und Erfahrungen gesammelt werden, ein Zentrmn, das vor der Verwendung noch wenig bewährter Restauriermittel befragt werden könnte und sollte. Zu eindrucksvollen Erlebnissen wurden die Besichtigungen der ehemaligen Klosterkirche von Weißenau und dei' Abtei kirche Weingarten, und als einen Höhepunkt der Tagungs woche hat dort wohl jeder die Vorführung der großen Orgel J. Gablers von 1635 durch Pater Gregor Klaus empfunden. In liebenswürdiger Weise hat schließlich Se. Durchlaucht der regierende Fürst Franz Josef II. von und zu Liechtenstein die Tagungsteilnehmer in der Burg Vaduz em2)fangen und selbst durch die Räume und Sammlungen geführt. W. Fkodl BUCHBESPRECHUNGEN Mittelalterlichci Glasmalerei Erforschung I. Corpus Vitrearum Medii Aevi Die Hinausschiebung der Besprechung des bereits 1964 er schienenen Bandes ,,Skandinavien" des CoriDus Vitrearum Medii Aevi schafft nun einen unerwarteten Vorteil: 1965 nämlich ist diesem skandinavischen CorjDUS-Band der zweite (der Numerierung nach dritte) Band der Schweiz gefolgt. So bietet sich die Möglichkeit, aus dem Vergleich dieser beiden inhaltlich so verschiedenen und. in so großer räumlicher Ent fernung voneinander entstandenen Corpus-Publikationen einen Maßstab dafür zu gewinnen, inwieweit die für dieses inter nationale Unternehmen gemeinsam erarbeiteten Richtlinien wirklich allgemeine Gültigkeit beanspruchen dürfen; mit anderen Worten: bis zu welchem Grad es überhauj^t wünschens wert ist, das sehr verschiedenartige Material, mit dem es die Autoren in den einzelnen Ländern zu tun haben, in ein fest gefügtes Schema zu 2:)ressen; machen sich also die Autoren der Abweichungen von den Richtlinien, die in ihren Bänden anzutreffen sind, ,,schuldig", oder muß nicht vielmehr jeder Band, dem Charakter seines Materials entS23rechend, zu einer eigenen Individualität werden? Es wird leichter sein, auf diese Frage zurückzukommen, nachdem jeder der beiden Bände für sich gewürdigt wurde.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2