Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Der iin Auftrag des Bundesdenkmalamtes ausgearbeitete Vor schlag ist ein Versuch, dem Charakter des auch im oberen Bereich sehr hellen Kirchenraiimes in anderer Weise gerecht zu werden: Um den Rhythmus des Raumes nicht zu ver ändern, ist die frühere Jocheinteilung durch doppelte quer liegende Träger wieder aufgenommen. Jedes Joch ist durch ein System von niedrigeren Trägern weiter unterteilt, und die einzelnen Felder sind durch in der Längsachse des Raumes verlegte, stark plastische Faltenelemente gegliedert (Abb. 211, 213, 215). Die beträchtlichen Unregelmäßigkeiten der Wand wurden durch horizontale neutrale Streifen ausgeglichen. Das Trägersystem verbürgt die technisch notwendige Aussteifung des Bauwerkes an der Mauerkrone, während die im gesamten doch ruhig wirkenden Faltenelemente einerseits große, unge gliederte Flächen vermeiden, andererseits aber jenen erwünsch ten Kontrast ergeben, der die Verbindung von alt und neu wesentlich erleichtert. Überdies vermitteln die Faltenelemente die für mittelalterliche Flachdecken meist charakteristische Längsrichtung. Als Material waren für das Trägersystem Stahlbeton oder Stahl, für die Faltenelemente Betonfertigteile oder Holz vorgesehen. Im Hinblick auf die weiche Struktur der Bruchsteinwände und die abgeschlagenen Steinteile bzw. den rauhen Putz wäre allerdings mit dunklem Firnis behandel tem Holz der Vorzug zu geben gewesen; dieses hätte gleich zeitig als verlorene Schalung einer Stahlbetonplatte dienen können. Die grundsätzliche Idee des Entwurfs wurde mit einigen Ände rungen verwirklicht. Als sichtbares System wurden nur die querliegenden Hauptträger (I NP 38, an den Seiten mit Blech verkleidet) mit den aufliegenden Faltenelementen (Stahl betonfertigteile) verwendet — die notwendige Querversteifung wurde über Wunsch des Statikers als eine durchgehende und zusätzlich von Stahlträgern getragene Stahlbetonplatte aus geführt. Dies schien dem Techniker im Hinblick auf die mög liche Trümmerlast des Dachstuhls und größere Erdbebenkräfte erforderlich, weil das schlechte tragende Mauerwerk statisch nicht erfaßbar war. Vor allem der außerordentlich knappe Termin bereitete große Schwierigkeiten. Mit den Arbeiten konnte erst im Jänner, fünf Monate vor Ausstellungseröffnung, begonnen werden, die Decke mußte man aber in kürzester Zeit fertigbringen, um noch die anderen Arbeiten — Wandputz, Fußboden, Ausstellungs einrichtung etc. — rechtzeitig vollenden zu können. Es konnten keine Muster angesetzt werden, und vor allem war es nicht möglich, dem Anschluß der Decke an die unregelmäßig ver laufenden Wände die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken. Durch die fehlenden, teilweise klaffenden Anschlüsse entlang der Wände erweckt die fertige Decke fraglos einen ,,proviso rischen" Eindruck, der als starke Beeinträchtigung der optischen Wirkung empfunden werden könnte. Andererseits hat eine provisorisch wirkende Decke den Vorteil, keinerlei Anspruch auf besondere ästhetische Qualitäten zu erheben; sie wird eher als etwas Untergeordnetes, Nebensächliches empfunden. In dieser Beziehung sollte den technischen Unzulänglichkeiten auch nicht allzu große Bedeutung beigemessen werden. Ent scheidend ist die Gesamtwirkung des Raumes, und diese wird durch die neue Decke nicht beeinträchtigt, obwohl es sich um eine durchaus moderne, zeitgemäße Lösung handelt. A. Machatschek KÄRNTEN Abbruch und Neubau des Palais Porcia in Klagenfurt (Kritische Überlegimgen zur Frage der Stilnachahinung) Die Bewilligung zum Abbruch wurde bereits erteilt: Noch in diesem Jahr wird das Palais Porcia am Neuen Platz in Klagenfurt, fraglos eines der schönsten Häuser der »Stadt^, demoliert. Nach dem Abbruch soll auf der Parzelle ein Neubau errichtet werden, dessen Fassaden mit Rücksicht auf das Stadtbild jenen des alten Hauses nachempfunden sind, und es sollen vor allem die beim Abbruch sichergestellten Archi tektur- und Stuckteile bei den neuen Fassaden wieder verwendet werden. Es handelt sich dabei nicht um eine Kopie des alten PorciaHauses, sondern um eine der nicht zu Unrecht geschmähten Stilnachahmungen — um eine Stil-Travestie^, die im all gemeinen wohl dazu dienen soll, ein zweifellos vorhandenes Unbehagen, ein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Man könnte fast von einem Denkmal unserer Unzulänglichkeit, Kunstwerke tatsächlich zu erhalten, sprechen. In diesem besonderen Fall ist eine solche Notlösung jedoch als letzter Ausweg, das Stadtbild an entscheidender Stelle zu wahren, nicht nur zu rechtfertigen, sondern sogar zu fordern. Das Gebäude, unbestritten eines der wertvollsten Bau denkmale der Stadt, bestimmt schon durch seinen mächtigen Baukörper, insbesondere aber durch seinen reichen Fassaden schmuck mit ionisierenden Pilastern, Fensterverdachungen, feingliedrigen Gesimsen find Stuckdekor wie kaum ein anderes Haus das Bild des Neuen Platzes, des Hauptplatzes von Klagenfurt (Abb. 216). Das Bauwerk steht gerade in der Mitte jener Gruppe von Althäusern, die für den besonderen Stimmungswert des Platzes von entscheidender Bedeutung sind. Würde diese schöne Fassade verschwinden, wäre der Zusammenhang der Denkrnalgruppe verloren und damit der Abbruch der anderen, wesentlich einfacheren Häuser, die selbst nur als Rahmen dieses einen, künstlerisch wertvollen Baudenkmals wichtig sind, kaum aufzuhalten. Obwohl beim Porcia-Haus fraglos auch von einem künstlerischen Wert gesprochen werden kann, tritt dieser - vom Standpunkt der modernen Denkmalpflege aus gesehen — doch hinter jener Bedeutung zurück, die es als Mittelpunkt einer für das Stadt bild wichtigen Denkmalgruppe besitzt. Nicht der Kunstwert rechtfertigt also die Stilnachahmung, sondern die besondere Lage des Baudenkmals! Warum aber überhaupt eine Stilnachahmung, warum wird ein Gebäude, welches für das Stadtbild von so entscheidender Bedeutung ist, nicht restauriert und damit in seiner Original substanz erhalten? Sanierimgen von wesentlich baufälligeren und dabei minderwertigeren Baudenkmalen sind in vielen Staaten Europas zur Selbstverständlichkeit geworden. Die moderne Bautechnik bietet jede Möglichkeit hiezu, und beim Palais Porcia wären überdies die Kosten einer vollständigen Sanierung weitaus geringer als die eines Neubaues. ^ Das Gebäude wurde offensichtlich in der Zeit von 177U-17S0 aus zwei älteren Bauten zum Palais Porcia umgestaltet. Der Baukörper umschließt einen dreiseitigen Arkadenhof. ^ H. Sedlmayr, Die demolierte Schönheit, Salzburg 1965.

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