Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

210, 211. Wiener Neustadt, 8t. Peter a. d. Sperr; links: Grundriß; rechts: Entwurf für die Gestaltung der neuen Decke {BDA, Dipl.-Ing. Dr. A. Machatschek) Commission" treffend Aufschluß**: ,,Die Kirche ... ist bereits in einem so verfallenen Zustande, daß über das nächste Schicksal dieser Ruine kein Zweifel sein kann." Unter anderem heißt es weiter, daß die Gewölbe zerstört seien, die Fenster jedes Maß werkschmuckes entbehrten; abschließend werden noch jene Stücke aufgezählt, die nach der Demolierung am zweck mäßigsten in der städtischen ,,Alterthumssammlung" auf bewahrt werden sollten. Die Central-Commission hatte das Denkmal damals bereits aufgegeben! Die Kirche wurde jedoch kurz darauf von der Stadtgemeinde Wiener Neustadt im Ver steigerungswege erworben und blieb, allen düsteren Prophe zeiungen zum Trotz, erhalten. Sie überdauerte sogar die schwe ren Bombenangriffe des zweiten Weltkrieges, welche die ganze Umgebung in einen Trümmerhaufen verwandelt hatten. Selbst das seinerzeit errichtete Notdach hatte verhältnismäßig wenig Schaden erlitten; es wurde jedoch im Jahre 1945 zur Gewin nung von Bauholz abgetragen und die Kirche neuerlich für den Abbruch bestimmt. Daß sie trotzdem erhalten blieb, ist nur dem unermüdlichen Bemühen des Bundesdenkmalamtes und vor allem auch dem ,,Verein für Denkmalpflege von Wiener Neustadt" zu danken. Nachdem die Kirche vierzehn Jahre lang ohne Dach und Decke jedem Witterungseinfiuß ausgesetzt gewesen war, wurde end lich im Jahre 1959 mit den nötigen Sicherungsarbeiten an der Mauerkrone begonnen und in der Folge ein — allerdings zu flaches - Dach aufgesetzt. Die Errichtung einer Decke hatte die Baupolizei damals aus statischen Gründen (!) untersagt. Der von rmten sichtbare Dachstuhl bildete jedoch keine Be einträchtigung des Innenraumes. Als Abschluß der Sicherungs arbeiten wurden 1963 noch die vermauerten Fensteröffnungen freigelegt, das zerstörte Maßwerk ergänzt und die Fenster ver glast. Kurz vorher, 1962, war das Stadtarchiv in das ehemalige NF. 1, Wien 1875, S. XV/7. Klostergebäude eingezogen, so daß auch dessen Fortbestand endgültig gesichert ist. Als für die Ausstellung ,,Friedrich III., Kaiserresidenz Wiener Neustadt" ein Standort gefunden werden mußte, fiel die Wahl auf das leerstehende Gebäude, das infolge seiner günstigen Lage nahe dem Zentrum der Stadt, seiner Weiträumigkeit und Helligkeit, aber auch wegen seiner Verbindung zu Friedrich III. vortrefflich dafür geeignet ist. Dabei ergab sich aus Gründen der Sicherheit für die auszustellenden Kunstwerke und Archivalien die zwingende Notwendigkeit, unter dem offenen Dachstuhl eine feuersichere Decke einzuziehen. Schon im Hinblick auf den schlechten Zustand des Mauer werks und den knappen Termin bis zur Ausstellungseröffnung war jeder Gedanke, die ursprüngliche Einwölbung rekonstru ieren zu wollen, von vornherein ausgeschlossen; ganz abgesehen davon, daß eine Gewölberekonstruktion auch aus methodischen Gründen bedenklich gewesen wäre, weil man über die früheren Gewölbeformen nicht genau informiert ist. Es war auch un möglich, Lösungen zu erwägen, die einen Umbau des Dach stuhls zur Folge gehabt oder andere hohe Kosten verursacht hätten. Die einzige Möglichkeit war daher der Einbau einer entsprechend gestalteten Flachdecke, deren Konstruktion so zu wählen war, daß sie aus Fertigteilen ohne besonderes Gerüst verlegt werden konnte. Der dem Bundesdenkmalamt von der Ausstellungsleitung vor gelegte Entwurf sah eine Stahlbetondecke vor, bei der kreuz weise verlegte Balken im Chor die Horizontalprojektion eines Kreuzgewölbes, im Langhaus die eines Netzgewölbes ergeben hätten. Dieses an sich nicht neue und bereits mehrfach ange wendete Prinzip mag vor allem dort vertretbar sein, wo es gilt, ehemalige reiche Gewölbeformen, die auch in der Horizontal projektion ornamental wirken, zu dokumentieren. Dies war in St. Peter nicht der Fall; ein zu dokumentierendes Netz gewölbe war hier sicher nie vorhanden, außerdem hätten die diagonal verlegten horizontalen Träger des ,,Kreuzgewölbes" einen gewissen Widerspruch im technischen Sinn ergeben.

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