Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

AKTUELLE DENKMALPFLEGE NIEDERÖSTERREIGH Die neue Decke in der ehemaligen Dominikanerinnenkirche „St. Peter an der Sperr" in Wiener Neustadt* Der Name der gotischen Klosterkirche ,,iSt. Peter an der Sperr" entspricht dem Standort dicht an der ehemaligen Stadtmauer, neben der „Sperre" des Wiener Tores. Obwohl die Ausmaße des Bauwerks keineswegs bedeutend sind, ist der Eindruck des einschiffigen Innenraumes dennoch ein sehr weiträumiger (Abb. 210, 211, 212, 214). Das Licht fällt heute ungebrochen durch die hohen und breiten Fenster der Südwand ein — die der Stadtmauer zugekehrte Nordwand hat begreiflicherweise keine Fenster - und verleiht dem Raum eine Helligkeit und erfaßbare Klarheit, die gar nicht der üblichen Vorstellung einer mittelalterlichen Nonnenklosterkirche entspricht. Sehr wesent lich für den Eindruck der Weiträumigkeit mag allerdings auch das Fehlen der mittelalterlichen Einwölbung sein. Diese war 1834 bei einem Brand, dem fast die ganze Stadt zum Opfer * Der Ideenentwurf für die Gestaltung der neuen Decke wurde vom Verfasser im Auftrag des Bundesdenkmalamtes ausgearbeitet; die schwierige Ausführung oblag Herrn Baurat Dipl.-Ing. Wilhelm Zotti von der Niederösterreichischen Landesregierung, der auch die Gestaltung der Ausstellung ,,Friedrich III., Kaiserresidenz Wiener Neustadt" besorgte. Die Arbeiten wurden von der Neuen Reform-Bau AG. aus geführt. fiel, eingestürzt^. Die Kirche erhielt in der Folge wohl ein neues Dach, blieb aber sonst nur als Ruine stehen und konnte daher für den Gottesdienst nicht mehr verwendet werden. Weil das Interesse an der Erhaltung fehlte, war das wertvolle Bau denkmal dem Verfall preisgegeben. Die Baugeschichte ist nicht eindeutig geklärt. Nach R.K. Donin^ wurde die Kirche in ihrem Hauptbestancl im frühen 14. Jahr hundert erbaut, jedoch um die Mitte des 15. Jahrhunderts, zur Zeit Friedrichs III., durch den in Wiener Neustadt wirkenden Baumeister Peter Pusica umgebaut. Aus der Zeit des Umbaus dürften vor allem die Gewölbe gestammt haben. Die bedauer licherweise nach dem Brand abgeschlagenen Gewölbeansätze gestatten nur eine sehr grobe Rekonstruktion der Formen. Es dürfte sich um einfache Kreuzrippengewölbe mit Birnprofil gehandelt haben, und zwar im Langhaus mit drei, im Chor mit zwei querrechteckigen Jochen und einem normalen 5/8 Chor abschluß. Ob früher, vor der Einwölbung durch Pusica, mög licherweise eine Flachdecke vorhanden war, läßt sich heute nicht mehr feststellen®. Über den Zustand des ehemaligen Gotteshauses um das Jahr 1875 gibt eine Notiz in den ,,Mittheilungen der k. k. Central- ^ Nach K. Lind, Die Ruinen des JSt. Peters-Klosters zu Wiener Neustadt, in: Berichte und Mittheilungen des Alterthums vereines zu Wien, 2/1857, S. 228ff., sogar schon früher, und zwar infolge des Erdbebens im Jahre 1768. ® R.K. Donin, Die Bettelordenskirchen in Österreich, Baden bei Wien 1935, S. 83ff.; siehe auch W. Buchowiecki, Die gotischen Kirchen Österreichs, Wien 1952, im Register genannte Seiten. ® Auf einem Plan des Bundesdenkmalamtes, verfaßt von Prof. Dr. A. Klaar, sind die Strebepfeiler des Langhauses als spätgotischer Zubau eingezeichnet. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, wäre die Annahme einer Flachdecke zumindest über dem Langhaus begründet. Der Verfasser konnte aller dings keine Anzeichen füi' einen späteren Zubau der Strebe pfeiler feststellen. 1=^ ijH 209. Wiener Neustadt, St. Peter a. d. Sperr; Ansicht von Süden, vor der Restaurierung . (BDA, W. Wellek)

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