Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Anfang des 16. Jahrhunderts und hat sich wohl seit seiner Entstehung hier befunden^'. Man braucht nicht anzunehmen, daI3 diesem Relief ein romanisches vorangegangen sei, weil gerade für eine Reihe von Zisterzienserportalen des 12. Jahrhunderts das Fehlen des Türsturzes und des Bogenfeldes charakteristisch ist^®. Der innerste Bogenwulst in Baumgartenberg ist in der Barockzeit verstümmelt worden und findet keine Fortsetzung im Portal gewände nach unten. Denkt man sich ihn ergänzt und allenfalls noch einen zweiten kapitollosen Rundstab dieser Art dem Portalgewände als ursprünglich zugehörig, ergibt sich eine große Übereinstimmung mit dem Portal des Kapitelhauses in Zwettl. Da wie dort fehlt jeglicher figurale Schmuck, die Gewände sind rechtwinkelig abgestuft, die vorderen beiden Säulenpaare tragen Würfelkapitelle, die attischen Basen sind mit Eckblättern besetzt. Das Zwettler Portal gehört zum ältesten Bestand des Stiftes und ist in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zu setzen. Im Baumgartenberger Portal ist unseres Erachtens eine etwa zeitgleiche zisterziensische Schöpfmig zu sehen^®. Ein Unterschied besteht darin, daß die Zwettler Würfelkapitelle nicht die starke Längung der Baum gartenberger Exemplare aufweisen. Allerdings kommt diese Aufsteilung auch anderweitig in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bei figurierten Kapitellen vor®". Die rückwärtigen Teile des gestuften Portals sind im wesent lichen in kräftigem Rot angelegt, während die Säulen, Kapi telle und Wülste in helleren Tönen gehalten sind. Vorherr schend sind Rot, Gelb, Grün und Blau, Farben, die sich auch bei den Resten der gotischen Bemalung der Vorhalle nach weisen lassen. Die Wülste im Bogen zeigen stellenweise un deutliche Reste einer Bemalung: Fugensti'iche, ferner kleine Rosetten am inneren Wulst (Abb. 188). Die Scheiben dieses Motivs alternieren in Rot und Blau, die Rosettenzentren umgekehrt. Die herzförmigen Blätter sind braungelb, der Bogenwulst, auf den sie gemalt sind, ist rot. Ein weiteres, nur noch verschwommen ausnehrnbares Motiv sind die punktierten Scheiben an den Schildern der Würfelkapitelle; das am besten erhaltene hat grüne Punktierung auf weißlichem Grund. Das Pigment dieser Fassungsreste, die direkt auf dem Stein auf liegen, staubte stark ab und wurde mit einer dünnen Dis persionslösung (Caparol) fixiert. Es sollte einer späteren technologischen Untersuchung vorbehalten bleiben, über die Reste am Portal und auch an der Architektur der Vorhalle Genaueres auszusagen. Einige Überlegungen scheinen noch angebracht. Zweifellos waren auch romanische Portale gefaßt®^. Es ist aber die Frage, ob es sich bei den vorhandenen Resten um Teile der ursprüng lichen Bemalung des 12. Jahrhunderts handeln kann. Wir haben anzunehmen, daß das Portal vor der Errichtung des gotischen Vorbaues (Paradies), welcher nicht in das 15., sondern noch in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu H. Blumenthal in: Heimatgaue, IX (1928), S. 279, Anm. 6. R. K. Donin, Romanische Portale in Niederösterreich, in: Jahrb. d. Kunsthist. Institutes der k. k. Centr. Comm. für Denkmalpflege, IX (1915), S. 35f. Donin, a.a.O., S. 36f. und Fig. 40; P. Buberl, a.a.O., 8. 18, 148f., Abb. 131. ®" Donin, a. a. O., 8. 6 und 16, Fig. 2, 3, 12. ®i Vgl. das frühere Conversenportal in der 8tiftskircho von Heiligenkreuz: G. Pöck, Ein neu entdecktes romanisches Portal der Stiftskirche in Heiligenkreuz, in: Ztsch. für Denk malpflege, 6 (1932), 8. 117; hiezu A. Schmeller. a. a. O., 8. 4. 189. Baumgartenberg, ehemalige Stiftskirche; Querschiff-Südarm, Rip penprofil datieren ist®®, entweder frei stand oder lediglich einen kleinen Vorbau besaß, für den es allerdings trotz der seitlich heraus gezogenen Basen an der Westwand keine eindeutigen Belege gibt. Es ist kaum wahrscheinlich, daß sich die ursprüngliche Fassung des Portals in einem ähnlichen Grad der Verwitterung erhalten haben sollte, wie er bei der farbigen Behandlung der gotischen Vorhalle festzustellen ist. Vielmehr muß ange nommen werden, daß die vorhandenen Reste ebenfalls dem 14. Jahrhundert angehören, wobei die Übernahme von Motiven einer damals in Resten vorhanden gewesenen roma nischen Fassung nicht ausgeschlossen werden müßte. 8o ist das Motiv der Rosette, obzwar es sich sehr ähnlich bei dem gotischen 8chlußstein des östlichen Joches des Nordarms der Vorhalle wiederfindet, auch der romanischen Portalbehandlung im plastischen Schmuck, dort allerdings hauptsächlich in den Kehlungen oder an den Flächen, eigen®®. Die Fassung der gotischen Vorhalle, welche ebenfalls im Pig ment stark abstaubte und fixiert worden ist, zeigt, wie bereits erwähnt, im wesentlichen die Farben der Portalbernalung. Es fanden sich an den Rippen von Fuge zu Fuge verschieden gefärbte und marmorierte Felder in Weiß, Rot, Schwarz, Braun und Grün. Entlang den Rippen verlaufen verschieden farbige Bänder, während die Gewölbezwickel selbst eine blaue Färbung aufweisen. Sie dürfte ursprünglich sehr kräftig ge wesen sein und zeigt verstreut graue sternförmige Flecke, in deren Mitte einzelne verrostete Nägel gefunden wurden. Es ist anzunehmen, daß hier ursprünglich hölzerne Sterne ange bracht waren. Die Fehlstellen an den Gurtbogen, Fenster gewänden und Rippen wurden in einem neutralen Ton ge schlossen. Ansonsten ist im Hinblick auf den dokumentarischen Wert der Fassung der VoT'halle und des Portals rein konser vierend vorgegangen worden. Norbert Wjbiral ®® Die alte Datierung bei J. Gradt in: Mitt. d. Centr. Comm., XVII (1872), S. 87; A. Bretschneider, Ein Beitrag zum Bauschaffcn der landständischen Stifte Oberösterreichs im 17. u. 18. Jh., Weida i. Th. 1914, S. 103 u. 107; P. Leitner, a. a. O., S. 18f. Dagegen: H. Blumenthal in: Kirchenkunst, a.a.O., S. 45, der auf handschriftlichen Quellen fußt. Der Rosettenschlußstoin im östlichen Joch des Nordarmes wäre etwa zu vergleichen mit dem Schlußstein des kreuzrippengewölbten Chors der Pfarrkirche St. FiliiDpen ob Sonegg in Kärnten (14. Jh.); hiezu W. Frodl, Die gotische Wandmalerei in Kärnten, Klagenfurt 1944, 8. 68, Abb. 9. ®® E. Panofsky, Die deutsche Plastik des 11.-13. Jahrhunderts, Florenz-München 1924, Tafel 114 (Tympanon des südlichen Querschilfportals des Münsters zu Straßburg, etwa 1230-1235); H. Karlinger, a. a. O., 8. 46-48 und Abb. 8. 65 (Regensburg, ehem. Westportal zu St. Ulrich, bloß in einer späteren Zeich nung erhalten, etwa 1240-1250 zu datieren); ebenda, S. lOOff. und Abb. 158 (Westportal des ehem. Prämonstratenserklosters Windberg nördlich Straubing, datierbar in die erste Hälfte des 13. Jhs.); R. K. Donin, a. a. O., S. 98, Fig. 45 (Heiligenkreuz, Portal des südlichen Seitenschiffes, zweite Hälfte des 13. Jhs.); F. Novotny, Romanische Bauplastik in Österreich, Wien 1930, S. 86.

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