Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

184. Baumgartenberg, ehem. Stiftskirche; Prälatenportal nach der Restaurierung (E. Werner) Der Zustand des Stuckdekors war dort, wo keine Wassereinbrüche erfolgt sind, relativ gut. Harter Mörtel, scharf profilierte Oberfläche, nur zweimal dünn mit Kalk über strichen. In den unteren Partien mehrfache Übertünchung; allgemein starke Ausblühungen, Korrosionen und Verfäi'bungen, zum Teil durch frühere oberflächliche Restau rierungen verdeckt. Die Maßnahmen® bestanden im Reinigen, Ausbessern der stellenweise großen Schadensstellen und Lasieren mit Kalk milch. Von einer vollkommenen Freilegung wurde vor allem in den oberen Partien Abstand genommen, da die Tünche schichten hier nur sehr dünn waren und die frühbarocke Großformigkeit des Dekors ein solches Vorgehen vertretbar erscheinen ließ. Stärker übertünchte Teile, wie z. B. die Plastik des Prälatenportals (Abb. 184), wurden freigelegt. Die vornehmlich bei der Entfernung lädierter Stuckpartien zutage getretenen Funde mußten mit Ausnahme von B und C wieder geschlossen werden. Die wichtigsten sind in unserem Plan (Abb. 183) eingetragen^". A. Choru7ngang: Scheidbogen über dem Fenster mit gotischem Profil. Der Erstbau ist auf Grund heute nicht mehr im Original erhaltener Urkunden in die Zeit zwischen 114U^ und 1243^^ zu setzen. Quellen zur Baugeschichte hat H. BlumenthaP" angegeben. Das Querschiff der Nordseite imd einen geraden Chorschluß im Osten zeigt eine der beiden Miniaturen des Baumgartenberger Urbars von etwa 1335^^, womit die Annahme, daß der erste Chor, wie bei Viktring und Wilhering, dem Typus Clairvaux II (Fontenay)^® folgt, vom Bildzeugnis her eine Stützimg erfährt. Nach den Verwüstungen der Hussiten von 1428-1432 wurde unter Stephan II. (1419-1451) der alte, baufällige, gerade ge schlossene Chor abgebrochen und ein neuer mit Umgang errichtet. Das ganze, jetzt barookisierte Chorhaupt ist eine ziemlich getreue Nachbildung von Zwettl; wahrscheinlich sind im 17. Jahrhundert die Trennwände des Kapellenkranzes abgebrochen worden^". Das gotische Rippenstück belegt, daß im 185. Baumgartenberg, ehem. Stiftskirche; Querschiff-Nordarm, Ostwand, rechts unten Ausschnitt aus der weiß gefugten roten Wandfläche (E.Werner) ® Durchgeführt von den akacl. Restauratoren E. u. H. Werner (Wien) für die ganze Kirche, mit Ausnahme der Gewölbe des Chorumganges (akad. Bildhauer H. Schmidinger, Linz). Den folgenden Angaben liegt ein ausführlicher Bericht von E. u. H. Werner zugrunde. Fotografische Dokumentation im Archiv des Landeskonservatorats Linz. Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Öster reich, vorher, von O.v. Mitis, bearb. von H. Fichtenau und E. Zöllner, I (Wien 1950), S. 21-23, Nr. 16. Oberösterr. Landesarchiv, Stiftsarchiv Baumgartenberg, Bd. 1 (Protocollum Archivii Pomariensis von P. J. Lebitsch), fol. 35 recto (C/11). Vgl. die von B. Pez in der Stiftsbibliothek gefundene Weihenotiz für das gleiche Datum; zitiert bei H. Blumeiithal, Die ältesten bildlichen Darstellungen der Stiftskirche von Baumgartenberg, in: Heirnatgaue IX (1928), S. 278, Anm. 4. H. Blumenthal, Die mittelalterliche Baugeschichte des ehem. Cistercienserstiftes Baumgartenberg in Oberösterreich, in: Kirchenkunst, 4. Jg., Heft 2 (Wien 1934), S. 43ff., bes. S. 46. Oö. Landesarchiv (früher Stiftsarchiv Kremsmünster), Stiftsarchiv Baumgartenberg, Handschrift V, fol. Iv; H, Blumenthal in: Heimatgaue IX (1928), S. 276ff., Taf. 24, Abb. 1. W. Buchowiecki, Die gotischen Kirchen Österreichs, Wien 1952, S. 9; H.Hahn, Die frühe Kirchenbaukunst der Zisterzienser, Berlin 1957, S. 140, 146f., 319, Nr. 9; ferner: M. Anselme Dimier, Kecueil de plans d'eglises cisterciennes, Grignan 1949, I, p. 8, II, pl. 24. H. Blumenthal in: Kirchenkunst 4 (1934), S. 46; W. Bucho wiecki, a. a. O., S. 37.

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