Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Nebenräumen, ferner Verwaltungsräume und Lager. Beiden Trakten wurde hofseitig ein Gang vorgelegt, um eine Ver bindung mit dem Hauptgebäude zu schaffen. Das Dachgeschoß des Schlosses konnte infolge der besonders steilen Dachneigung ausgebaut und ebenfalls für Gästezimmer ausgenützt werden. Für die Dachgauben, deren Anordnung sorgfältig überlegt werden mußte, wurde eine schlichte Aus führung in Giebelform gewählt. Nach Festliegen der Plammg waren dann vor der Ausführung die verschiedensten technischen Probleme zu lösen. Weitere Schwierigkeiten tauchten naturgemäß häufig im Zuge der Arbeiten auf^. So mußte bei den notwendigen sanitären Anlagen, den Elektro- und Wasserinstallationsarbeiten mit besonderer Sorgfalt vorgegangen werden, um die in den Räumen vorhandenen barocken Stuckdekorationen möglichst zu schonen. Darüber hinaus ergab sich bei Verlegung des Kanalsystems wegen des erforderlichen Gefälles eine besondere Schwierigkeit, da das Schloß nicht unterkellert ist. Deswegen mußte auch für Isolierung der Fußböden im Erdgeschoß gesorgt werden. Zur Einleitung einer Zentralheizungsanlage waren Mauerdurchbrüche und Schächte für die Heizungsrohre erforderlich, deren Anlage in dem Mischmauerwerk, aus welchem das Gebäude besteht, oft besonders mühsam und ^ Die Einzelangaben verdanke ich Herrn Arch. Pretterhofer. zeitraubend war. Die Hauptstiege konnte beibehalten, die Nebenstiege mußte verlegt werden, da sonst eines der Apartments nicht direkt zugänglich gewesen wäre. Ferner war der Einbau eines Aufzugs einzuplanen. Für die Repräseiitationsräume und Gästezimmer wurden Stilmöbel gewählt, während die Wirtschaftsräume selbst verständlich neuzeitlich eingerichtet wurden. Ein besonderes Positivum für den neuen Verwendungszweck als Hotelbetrieb stellt der weiträumige Park dar, zu dem an der Rückseite des Schlosses eine neu angelegte Terrasse überleitet. Eine zusätzliche Sorge bereitete die barocke Toranlage, die nach bereits vollendeter Wiederherstellung wegen Verbreiterung der Straße um 1,60 m zurückverlegt werden mußte. Die seitlich vom Schloß liegenden alten Wirtschaftsgebäude und Stallungen wurden völlig instand gesetzt. Die über aus drücklichen Wunsch des Eigentümers erfolgte Erneuerung des kleinen, wohl aus späterer Zeit stammenden, aber sehr reiz vollen Salettls in dem das Schloß umgebenden Wassergraben und die Wiederherstellung der Mauerbrüstung auf der Brücke über diesen Graben sind zwar Details, sollen aber nicht unerwähnt bleiben, da sie zur Geschlossenheit des Bildes beitragen. Das Ergebnis dieser Adaptierung, das ,,SchloßHotel Laudon", rechtfertigt jedenfalls die vielen damit verbunden gewesenen mühevollen Arbeiten und Über legungen. W. Blauensteiner SCHLOSS PETRONELL - EIN NEUES MUSEUM IN NIEDERÖSTERREICH Schloß PetronelP erhebt sich unmittelbar vor dem Steilabfall der verhältnismäßig hohen, das Augebiet überragenden Donauuferterrasse unweit der freigelegten Baureste der Zivilstadt des Römerlagers Camuntum (Abb. 144). Prähistorische Streufunde, die Ruinen des einstigen mili tärischen Hauptquartiers und Sitzes des Statthalters der Provinz Pannonien, ferner die im 12. Jahrhundert entstandene Pfarrkirch© und die gleichfalls in romanische Zeit zurück reichende Rundkirche von Petronell dokumentieren, daß sich das Schloß in einer sehr bedeutenden alten Kulturlandschaft befindet. In seiner heutigen Gestalt geht Schloß Petronell auf den im Jahre 1660 von Graf Ernst III. von Abensperg und Traun begonnenen Umbau einer älteren, möglicherweise mittelalter lichen Anlage zurück^. Im Zuge der von 1660 bis gegen Ende der siebziger Jahre durchgeführten Bauarbeiten, die anfänglich Dominico Carlone und später Carlo Canevale leitete, wurden um einen regelmäßigen Rechteckhof vier langgestreckte Trakte angeordnet®. Während die Baukörper im Süden, ^ Literatur zu Schloß Petronell: H. Gollob, Führer durch Karnuntum, Wien 1966. J. Grubmüller, Geschichte von Petronell, Petronell 1933. V. Griessmaier-W. KitlitschkaF. Windisch-Graetz, Kunstgewerbemuseum im Schloß Petro nell. Katalog mit Geschichte des Schlosses, Wien 1965. F. Wintermayr, Schloßarchiv Petronell — Archiv-Verzeichnis. Maschinschriftexemplar im Petroneller Schloßarchiv, o. J. ® Der Verfasser hat die Baugeschichte des Schlosses auf den Seiten 7 bis 18 des 1965 erschienenen Kataloges des Kunst gewerbemuseums im Schloß Petronell dargestellt. Norden und Osten mit einer analogen Fassadengliederung versehen sind, ist der den zweigeschossigen Festsaal ent haltende Westtrakt reicher gegliedert und durch die vor gelagerte doppelläufige Steintreppe mit dem darüber auf ragenden Uhrturm zum künstlerischen Höhepunkt der gesamten Anlage gesteigert (Abb. 145). Wenn auch das Schloß nach dem verheerenden Brand des Jahres 1683 mancherlei Veränderungen erfuhr, so darf es dennoch zu den bedeutendsten Baudenkmälern aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf dem Boden Öster reichs gezählt werden. Gemeinsam mit dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg'^ und dem Schloß in Eisenstadt® ® Im Schloßarchiv haben sich die Rechnungshefte mit den genauen Eintragungen der für den Bau ausgegebenen Gelder sowie eine Anzahl wesentlicher Kontrakte und Quittungen erhalten (Fasz. 56-64). Baupläne und den mit Dorninico Carlone abgeschlossenen Kontrakt konnte der Verfasser nicht auffinden. Der Fasz. 56 (1659—1662) enthält jedoch zwei andere, äußerst wichtige Dokumente: eine Tarifaufstellung, betreffend die erforderlichen Maurerarbeiten, die aller Wahrscheinlichkeit nach Dominico Carlone verfaßt hat, und einen — wie die Überschrift besagt - ,,Gegen Anschlag Deß Maister Sigmundt Mitterlehners, Yb deß Carlen Pauwmaisters in Wien eingeraichten Anschlag, weg deß Vorhabenten Schloßgebeus Zu Petronell . . .". ^ Vgl. Harry Kühnel, Die Hofburg in Wien, Graz-Köln 1964, S. 44-47. ® Österr. Kunsttopographie, Bd. XXIV, Die Denkmale des Politischen Bezirkes Eisenstadt und der freien Städte Eisen stadt und Rust, Wien 1932, S. 55ff.

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