In den einzelnen Referaten dieser Tagung^ hat sich die in Fachkreisen bereits bekannte Tatsache immer wieder bestätigt, daß gerade eine so umfangreiche und künstlerisch bedeutende Gruppe von Bau denkmalen wie die Schloßbauten - und hier vornehmlich die Landschlösser - durch die Veränderung der sozialen Verhältnisse in ihrem Bestand äußerst bedroht ist. (Nur in Schweden, Dänemark und der Schweiz scheinen diese Bauwerke nicht gefährdet zu sein.) Eine Rettung solcher Denkmäler kann im allgemeinen nur dann erfolgen, wenn fm sie ein neuer Verwendungszweck gefunden wird, der sie den heutigen Bedürfnissen unentbehrlich macht. Durch rechtzeitige Erkenntnis und Tatkraft wurden in einigen Ländern bereits bemerkenswerte Erfolge erzielt: So kann man in England auf beispielgebende Aktionen privater Initiative hinweisen, während in Spanien der Staat Baudenkmäler erworben und der Nutzung durch den Tourismus zugeführt hat; in Italien wurde ein interessanter Versuch initiiert, der die Rettung der ,,Ville Venete" zum Ziel hat und hiefür Institutionen halbamtlicher und privater Natur einsetzt. (Über diese Versuche handeln ausführlich die in diesem Heft wiedergegebenen Referate der Herren Watkin, Barbera und Gazzola.) Zukunftsweisende, neuartige Formen des Zusammenwirkens zwischen staatlichen Stellen und Privaten aber wurden in Frankreich erprobt. Die 1962 erflossene ,,Loi Malraux" hat bisher auf dem Gebiet der Sanierung und Wiederbelebung städtischer Wohngebiete ganz bedeutende Erfolge erzielt; die großen Einzeldenkmäler können allerdings vorläufig nur dann berücksichtigt werden, wenn sie Teil eines städtischen Ensembles sind. Im Grundsätzlichen wirkt diese Gesetzgebung aber bereits beispielgebend für ganz Europa, weshalb sie hier besonders hervorgehoben werden soll. M. Sorlin, einer der wichtigsten Mitarbeiter an diesem Gesetz, hat in seinem Referat interessante Realisierungen aufgezeigt. Weitere Referate beschäftigten sich mit Spezialfragen juridischer, technischer und propagandistischer Art. Einhellig wurde hiebei der Einsatz eines größeren und wirkungsvolleren Apparates als notwendig erkannt; eine Forderung, die sich schließlich sogar auf die Popularisierung des Denkmalpflegegedankens erstreckte. Als Ergebnis der Referate und eingehender Aussprachen haben die Delegierten im Verlaufe der Tagung eine Reihe von Empfehlungen und Erklärungen ausgearbeitet, die sich auf die bereits oben genannten Punkte 1 und 2 beziehen. Die eindringlichste richtet sich an das Ministerkomitee des Europarates und regt den sofortigen und ausreichenden Ausbau der öffentlichen Institutionen der Denkmalpflege durch Gesetzgebung, administrative, finanzielle und fiskalische Maßnahmen an. Eine Erklärung ähnlichen Inhalts wurde an die UNESCO gerichtet, um auch diese mit der alarmierenden Situation vertraut zu machen und verschiedene konkrete Maßnahmen zur Rettung von Bauwerken, historischen und künstlerischen Stätten, ja ganzen Kulturgebieten zu erbitten. Eine am Ende der Wiener Tagung an den CCC des Europarates gerichtete Empfehlmig, die ,,Recommandation de Vienne", stellt im Bewußtsein aller akuten Gefahren ein umfangreiches Programm für sofortige Maßnahmen zum Schutz des europäischen Denkmälerbestandes auf und richtet an das Ministerkomitee des Europarates den Antrag, dieses Programm den Regierungen zu unterbreiten. Eine weitere Empfehlung regt die zielgerichtete Erziehung der Allgemeinheit, insbesondere aber der Techniker, für die Aufgaben der Denkmalpflege an. Beeindruckt von einer besonders geglückten Lösung zur Erhaltung des Ortes Dürnstein — dem Bau einer Umfahrungsstraße —, gleichzeitig aber auch alarmiert von der Gefahr einer weiteren Be einträchtigung der Donaulandschaft durch die Anlage von Wasserkraftwerken, haben die Tagungs- ® Die Vortragenden und ihre Themenkreise waren: Doz. Dr. Peter Leisching (Österreich): Vergleichende Studien über die europäische Denkmalschutzgesetzgebung Prof. Raymond M. Lemaire (Belgien): Technische Aspekte der Wiederbelebung von Baudeukmalen Dep. Secr. Bruce Watkin (England): Realisierungsbeispiele: National Trust Arch. Fernando M. Barbera (Spanien): Realisierungsbeispiele: Paradores Prof. Arch. Dr. Pietro Gazzola (Italien): Realisierimgsbeispiele: Villo Venete Dr. Carl Putz (Österreich): Möglicher Beitrag privater und halböffentlicher Stellen Dr. Karl Stiglbauer (Österreich): Einsatz der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften für die genannte Aufgabe Insp. Gen. Frani^ois Sorlin (Frankreich): Wiederbelebung von Baudenkmalen in ihrem ästhetischen Rahmen Dr. Josef Zykan (Österreich): Maßnahmen zur Verhindei'ung schwerer Schäden durch Verkehrsbauten etc. Prof. Conrad Andre Beerli (Schweiz): Beitrag des Tourismus zur Lösung des Problems Secr. Gen. Henri de Mun (Frankreich): Mittel zur Aufrüttelung der Öffentlichkeit Der Wortlaut dieser Referate ist im Rapport des Europarates über diese Konfrontation wiedergegeben.
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