Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

tragen bekam; der obere Teil der Säule mit demtoskanischen Kapital wurde fast ganz von Zwischenwänden verbaut, die das hier neu gewonnene Geschoß in einzelne Räume aufteilten. Die Vermutung Richard Schlegels^, daß die Säule identisch sei mit einer von Stainhauser erwähnten Marmorsäule, die in Wolf Dietrichs Domsakristei von 1589 stand und beim Abbruch des alten Domes 1606 hierher gebracht worden sein könnte, hat sich erst zwanzig Jahre nach seinem Tod durch die Feststellung bestätigt, daß die Säule im Wallis-Trakt ein Monolith ist und Stainhausers Beschreibung, ,,so ain ainiges Stuck gewesen und achtzehn Schuech in die Lenge gehalten", entspricht. Ferner hat Richard Schlegel erkannt, daß der Saal ursprünglich gegen Osten, also gegen den Domplatz, mit zwei großen Rundbogen geöffnet war, die an die Rundbogen der schon erwähnten Pfeilerhalle anschlössen^"; erst im Vorjahr hat sich gezeigt, daß ursprünglich zwei ebensolche Öffnungen auch gegen Westen bestanden, wo sich damals noch ein Garten befand. Der Saal scheint also die Funktionen einer Vorhalle und einer sala terrena erfüllt zu haben; Spuren von Stuck dekorationen vom Anfang des 17. Jahrhunderts — an den Gurten der Gewölbe und in den Leibungen der westlichen Bogenöffnungen - ermöglichten uns eine Vorstellung von der einstigen Innenausstattung dieses Säulensaales, dessen Konzeption den an südlichen Vorbildern gereiften Baugedanken des Erzbischofs Wolf Dietrich durchaus entsprochen haben muß. Die spätere Verwendung des Wallis-Traktes dürfte damit zu sammenhängen, daß er von dem eigentlichen Repräsentations und Wohntrakt der Erzbischöfc^^ ziemlich weit abgelegen, aber mit diesen Räumen über deren ersten großen Vorsaal, den Karabinieri-Saal, intern unmittelbar verbunden war. Dadurch scheint sich der Wallis-Trakt für die Unterbringung der ,,Wahlgesandten" besonders geeignet zu haben; jedenfalls erhielt sich in den früheren Bezeichnungen der Zimmer im Wallis-Trakt als ,,Bayrische Gesandtenzimmer" oder als ,,Königliche Gesandtenzimmer"eine Erinnerung an die Ver wendung dieses Traktes, bevor er am Ende des 18. Jahrhunderts der Schwester und Hofdame des Erzbischofs Hieronymus Graf Colloredo, Gräfin Maria Franziska Wallis, als Wohnung diente und seinen noch heute gebräuchlichen Namen bekam. Zuletzt, bis vor wenigen Jahren, waren im ältesten Teil des Wallis-Traktes Hörsäle der theologischen Fakultät, im übrigen Wohnungen, Werkstätten und Ateliers untergebracht. Als im Sommer 1964 begonnen wurde, den Wallis-Trakt für Zwecke der Salzburger Universität umzubauen^®, ergaben sich ® Vgl. Mitteilungen, a. a. O., S. 133. Vgl. Mitteilungen, a. a. O., S. 132ff. Vgl. Franz Martin, a. a. O., S. 15ff. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Landesarchivdirektor Hofrat Dr. H. Klein ist die Bezeichnung,,Königliche Gesandtenzimmer" darauf zurückzuführen, daß es sich um die Gesandten Märia Theresias als Königin von Ungarn handelte. Planverfasser; Architekt Professor Otto Prossinger, Salz burg; Bauleitung: Bundesgebäudeverwaltung I, Salzburg - Hochbauamt der Salzburger Landesregierung; Baufirma: Ing. H. Bandian, Salzburg. Die Umbau- und Adaptierungsarbeiten bestanden im wesent lichen aus internen Umgestaltungen im mittleren und im südlichen Drittel des an der Westseite des Domplatzcs ge legenen, von Norden nach Süden gerichteten Traktes von 1606 und aus dem Neubau der drei Trakte, die im Süden, Westen und Norden den westlich an das südliche Drittel des Traktes 138. Salzburg, Wallis-Trakt, eingemauert gefundenes Gußmodell von J. B. Hagenauer füi' den Ko[)f der Teufelsfigur an der Ma riensäule am Domplatz (1766— 1771) (Dr.Th. Hoppe, Salzburg) nicht nur interessante Einblicke in die Geschichte dieses kleinen Bereichs und in die Baugeschichte des Wallis-Traktes selbst, sondern auch bedeutende Gewinne für die Denkmalpflege. Zunächst kamen bei Aushebungsarbeiten im Hof des WallisTraktes in einer Tiefe von 2,50 m sehr bedeutende Reste eines ziemlich großen römischen Wohnhauses zum Vorschein; neben Mauerzügen und Teilen einer Hypokausten-Anlage ließ sich eine Folge von Räumen erkennen, die vermutlich mit dem im Jahre 1906 in der Südwestecke des Domplatzes gefundenen römischen Mosaik-Fußboden zusammenhängt und jedenfalls durch die Fundierung des von Erzbischof Wolf Dietrich er richteten Traktes unterbrochen und gestört worden war. In der Richtung von Westen nach Osten folgten aufeinander: ein mit Ziegeln gepflasterter Raum; ein kleines Atrium mit Irapluvium; zwei kleinere Räume mit Mosaikböden, von denen der erste eine Dekoration aus Blattinotiven in Kreisforrnen, schwarz auf weißem Grund, der zweite kleine rote Kreuze auf grauem Grund aufwies; schließlich ein großer, in der Ost-WestErstreckung mindestens 6 mlangerRaurn^'^, dessen Mosaikboden von 1606 anschließenden Hof umgeben (vgl. Lageskizze, Abb. 133). Die äußeren Außenmauern dieser Trakte im Norden (gegen die Franziskanergasse) und im Westen (gegen den Durchgang nach St. Peter) blieben mit deii unverändert bei behaltenen Fassaden im Originaibestand erhalten; die inneren (hofseitigen) Außenmauern des Süd-, West- und NordtraUtes sind neu, die Fläche des Hofes wurde geringfügig verkleinert. Der Blick aus dem Hof auf den Helm des Turmes der Stifts kirche von St. Peter blieb erhalten. Die Fundstelle lag längs der hofseitigen Außenmauer des südlichen Hoftraktes und war durch die Fundamente der nördlichen Außenmauer des hier angrenzenden, zur Erzabtei St. Peter gehörenden Traktes gestört. — Vgl. Martin Hell, Über römische Mosaiken aus Salzburg, in: Salzburger MuseumsBlätter, Jg. 27 (Neue Folge 5). Nr. 1/2, Dezember 1964. 15 Denkmalpflege

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