der reich stuckierten und bemalten Innenräuine in Aussicht genommen. Das Objekt wird ebenfalls für museale und repräsentative Zwecke Verwendung finden. Einer der bedeutendsten Renaissance-Paläste Österreichs, das Schloß Porcia in Spittal/Drau (Kärnten), ging 1954 an die .Stadtgemeinde über. Diese hat das Gebäude seither nicht nur systematisch restauriert, sondern es auch von der bisherigen unzweckmäßigen Nutzung freigemacht und darin ein Heimat museum, Ausstellungsräume und andere kulturelle sowie Fremden Verkehrseinrichtungen etabliert. Im prachtvollen Arkadenhof (Abb. 132) finden im Sommer Theateraufführun gen statt. In Niederösterreich konnte das ehemalige Palffyschloß Marchegg durch die Einrichtung eines Jagdmuseums gerettet werden. Es sollte nach dem zweiten Weltkrieg aus rein wirtschaftlichen Gründen ohne weitere Veranlassung geschleift werden. Die mutige Bevölkerung mit einem klugen Bürgermeister an der Spitze hat das Vorhaben verhindert. Heute ist in den Prunkräumen das Museum untergebracht, während die untergeordneten Gebäudeteile Wohnzwecken dienen. Der Einrichtung von Schloß Petronell zu einem Museum ist ebenfalls ein eigener Beitrag dieses Heftes gewidmet. Zwei gleichfalls bereits mit Erfolg beschrittene Wege zur Wiederbelebung von Burgen und Schlössern bestehen in der Adaptierung zu Erholungsstätten für die Jugend, zu Fach schulen und Volksbiklungsanstalten. Allerdings ist die erst genannte Lösung nur dann in Betracht zu ziehen, wenn keine kostbare Innenausstattung vorhanden ist. Sie hat sich aber in Fällen wie dem des Schlosses Lengberg in Osttirol (Jugendherberge und hauswirtschaftliche Schule) durchaus bewährt. Anknüpfend an solche bewährten Beispiele wäre zu erwägen, daß einzelne Mittelschulen die Patronanz über eine Burg oder ein Schloß übernehmen, es mit gesammelten Mitteln und Subventionen instand setzen und sich für Jahrzehnte das Recht sichern, während der Sommerfellen dort zu hausen. Der Fall der Burg Liechtenstein bei Mödling beweist, daß ein solches Abkommen für den Eigentümer mit keinerlei Nachteil verbunden ist. Pfadfinder halten die Burg bestens instand und wissen sie für ihre Zwecke zu nutzen. Durch die Funktion als Volksbildungsheim, in dem ständig Tagungen und Lehrgänge stattfinden, könnte z. B. das Renaissance-Schloß St. Martin bei Graz wiederbelebt werden. Gerade im Land Steiermark wäre noch eine Reihe weiterer Beispiele für ähnliche, und zwar geglückte Verwendungen von Schlössern anzuführen, so die Schlösser Kirchberg am Walde, Retzhof bei Leibnitz, Feistritz in der Ober steiermark, Eibiswald, Burgstall bei Wies und schließlich der Grabnerhof im Ennstal. Die zunehmende Rolle, die nun auch in Österreich inter nationale Studienzentren und Stätten des Kulturaustausches spielen, bietet, da für solche Zwecke immer ein repräsentativer Rahmen gesucht wird, eine nicht zu unterschätzende Möglich keit für die Rettung von Burgen und Schlössern. In den beiden salzburgischen Schlössern Leopoldskron und Kiesheim hat sich die Inanspruchnahme für UniversitätsSommerkurse seit Jahren bestens eingespielt und ist bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Aber auch in Nieder österreich ist durch die Erwerbung der Burg Wartenstein am Semmering für die Wenner-Glenn-Stiftung ein Beispiel gesetzt worden. Freilich wird es - welchen Verwendungszweck ein solches Objekt auch immer gefunden haben mag — letzten Endes entscheidend auf den Takt und das Einfühlungsvermögen ankommen, mit dem die notwendigen Adaptierungen und Veränderungen ausgeführt werden. Unter einer solchen Voraussetzung werden sogar Verwendungs zwecke, die a priori ungünstig erscheinen, wie die Nutzung als Ämter der öffentlichen Verwaltung, tragbar; dafür kann die kürzlich erfolgte Adaptierung von Schloß Gayenhofen in Bludenz, Vorarlberg, zum Sitz der Bezirkshauptmann schaft als Beispiel dienen. J. Zykan mit Beiträgen von allen Landeskonservatoren ZUM UMBAU DES WALLIS-TRAKTES DER SALZBURGER RESIDENZ FÜR DIE UNIVERSITÄT SALZBURG In der baulichen Gesamtstruktur der alten Salzburger fürsterzbischöflichen Residenz^ verbinden sich architektonische und stadtbaukünstlerische Motive von hohem Rang mit sehr simplen funktionellen Momenten in einer recht eigenartigen Weise: Der aus verschiedenen Etappen einer sieben Jahr hunderte umfassenden Baugeschichte^ stammende ResidenzKomplex wird in der Hauptsache aus sechs geradlinig langgestreckten Trakten gebildet, die in den Richtungen Nord-Süd beziehungsweise Ost-West liegen, einander mit ^ Grundriß der Residenz in: Österr. Kun.sttopographie, Bd. Xm, Fig. 3. ^ Baugeschichte und Beschreibung der Residenz in: Franz Martin, Die Salzburger Residenz, Wien—Augsburg 1928. unterschiedlichen Längen zwischen 50 und 150 m annähernd rechtwinkelig durchkreuzen oder verbinden und drei große Höfe umschließen; dieses zumindest im Grundriß verhältnis mäßig einfache Gebilde, das nur in der Fassade des am Residenzplatz gelegenen Haupt-Traktes^ einen bescheiden dominierenden Akzent erhielt, wurde aber zu einer einzig artigen architektonischen und insbesondere stadtbaukünstlerischen Wirkung gebracht, indem sein ,,piano nobile" mit dem Dom, der Erzabtei St. Peter und der Franziskanerkirche unmittelbarverbundenwurde. Wenn auch die interne direkte Verbindung der Residenz einerseits mit der Franziskaner kirche kaum eine stadtbaukünstlerische Bedeutung hat, ® Vgl. Franz Martin, a. a. O., Abb. 1.
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