Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Arbeiten, war trotz seines desolaten Zustands von Wohn parteien völlig besetzt, während die Riegersburg nach Abzug der Besatzungsmacht leer und vom Einsturz bedroht dastand. Hausschwamm und Holzschädlinge hatten die gesamte Konstrul^tion, soweit sie aus Holzteilen bestand, schwer in Mit leidenschaft gezogen. Nach den ersten Sicherungen blieb, vor allem wegen der Lage an der Grenze Niederösterreichs, jeder Versuch, eine Verwendung zu finden, ergebnislos. Es ist nun ein besonderes Verdienst der Niederösterreichischen Landes regierung, daß - ähnlich wie im Fall des Schlosses Heiligen kreuz—Gutenbrunn — die bauliche Instandsetzung durch die Beistellung öffentlicher Mittel erleichtert und das Gebäude einer musealen Verwendung zugeführt werden soll. Es ist daran gedacht, dort eine Sammlung von barocken Kunst werken und Mobiliar aus staatlichem Besitz unterzubringen und auf diese Weise das Baudenkmal zu beleben. Zu einem späteren Zeitpunkt wird es wohl auch möglich sein, die un förmigen Kuppelaufbauten auf den Seitenrisaliten, Umge staltungen des vorigen Jahrhunderts, durch einen entsprechen deren Abschluß zu ersetzen. Selbstverständlich ist die Erhaltung und neuerliehe Verwen dung jener Burgen und Schlösser, die nach dem Krieg als Deutsches Eigentum deklariert wurden, mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Aber auch bei einer großen Anzahl von Burgen und Schlössern in Privatbesitz, in den von Staats wegen nicht eingegriffen worden war, ergeben sich ganz ähn liche Probleme. Ein bezeichnendes Beispiel ist Schloß Pettenbrunn östlich von St. Pölten, eine bedeutende Wasserburg aus dem 16. Jahr hundert, deren Bergfrit jedoch noch auf die romanische Zeit zurückgehen dürfte (Abb. 125). Der Umbau im Charakter der Renaissance erfolgte unter Sebastian von Grabner, demselben Bauherrn, der die Rosenburg umgestaltet hat. Tragischerweise wurden der Eigentümer des Schlosses und seine Frau vor Ende des Krieges erschossen, imd so konnten an dem schwer beschädigten Baudenkmal vorerst keine Instandsetzungen vorgenommen werden (Abb. 126). Der Bergfrit wies starke Risse auf und hätte unmittelbar nach dem Krieg gerettet werden können. Da die Instandsetzungsarbeiten aber nicht rechtzeitig in die Wege geleitet werden konnten, stürzte er ein (Abb. 128), so daß der Schaden ein ungeahntes Ausmaß annahm. Es war wohl ein kühnes Unterfangen der Denkmalpflege, trotzdem an den Wiederaufbau der Schloß anlage zu schreiten. Heute sind die Schäden bereits zum Groß teil behoben; die Bekrönung des Turmes wurde jedoch nicht in jenen Formen wiederhergestellt, die der Turm im 19. Jahr hundert erhalten hatte, vielmehr wurden die Veduten des 18. Jahrhunderts zur Grundlage der Rekonstruktion des Turm abschlusses genommen, so daß nun wieder eine Kuppel den Abschluß bildet (Abb. 127). Nach dem Plan der Niederöster reichischen Landesregierung soll in dem Schloß eine Samm lung von Zinnsoldaten untergebracht werden. Die Aufgaben, welche sich die Niederösterreichische Landes regierung hinsichtlich der Burgen und Schlösser gestellt hat, sind so umfangreich, daß sie nur Zug imi Zug bewältigt werden können. Auch wäre es wohl gefehlt, wenn in einer zu großen Anzahl von Fällen eine museale Verwendung von Burgen und Schlössern vorgesehen würde. So ist es erforder lich, daß Privateigentümer darangehen, Schlösser und Burgen wieder als Wohnsitz auszubauen, wie dies bei Ebreichsdorf bereits der Fall und bei der Wasserburg (in unmittelbarer Nähe von Pottenbrunn) zu erwarten ist. Hier dachte der Eigen tümer zuerst daran, das Bauwerk musealen Zwecken zu widmen, es ergab sich aber keine richtige Verwendungsmöglichkeit. Wenn im folgenden beispielhalber Baudenkmale Erwähnung finden sollen, bei denen die Planung noch nicht in ein ent sprechendes Stadium getreten ist, deren Erhaltung aber relativ leicht möglich gemacht werden könnte, so muß an erster Stelle Schloß Raabs an der Thaya genannt werden. Es ist eine bedeutende mittelalterliche Anlage oberhalb der gleich namigen Stadt, die unmittelbar an der Grenze Niederöster reichs gelegen ist. Zu dem Baudenkmal gehörten noch vor zwei Generationen bedeutende Liegenschaften. Nach einer Familien tragödie zerfiel der Besitz, das Schloß kam ohne Fundus zuerst in das Eigentum einer Sparkasse, später in Privatbesitz und fristet seither trotz seiner augenfälligen Bedeutung ein kümmerliches Dasein. Das Schloß eignet sich kaum für einen Fremdenverkehrsbetrieb, zumal die Saison im Waldviertel nur auf wenige Monate des Jahres beschränkt ist. Die Hoffnung, daß eine geistliche Institution das Schloß übernehmen könnte, blieb unerfüllt. Es ist nun zu begrüßen, daß die Stadt Raabs das Gebäude erworben hat; damit ist wenigstens der Bestand gesichert und eine teilweise Verwendung für kulturelle Zwecke gewährleistet. Andere wichtige Bauten, wie Schloß Neulengbach, stehen nach abenteuerlichen Zwischenfällen immer noch ohne Widmung da. Die befürchtete Sozialisierung der Schlösser veranlaßte den Fürsten Liechtenstein nach dem ersten Weltkrieg, das Schloß der Gemeinde Wien zu verkaufen, die aus sozialen Gründen dort ein Kinderheim errichtete. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloß zuerst einem Verein übereignet, später ging es in die Hände von Privaten über, die es finanziell auswerten wollten. Wenn auch die eindrucksvolle Masse des Bauwerkes im einzelnen künstlerisch nicht besonders wertvoll ist, so müßte um der geschichtlichen Bedeutung dieses grundherr lichen Besitzes willen eine Widmung gefunden werden. Die Größe des Objektes verbietet freilich eine private Ver wendung. Dagegen ist es völlig unverständlich, wenn ein kleines »Schloß wieThernberg im Wechselgebiet, das gewiß als Sommersitz ausgebaut werden könnte, dem völligen Verfall preisgegeben wird. Die ganz kleine barocke Schloßanlage neben dem romanischen Bergfrit ist mitten im Wald gelegen; sie war das Exil Erzherzog Johanns, als er wegen seiner fortschrittlichen Bestrebungen bei seinem kaiserlichen Bruder in Ungnade gefallen war. Leider liegt das kleine Schloß nicht in der Steier mark; hier hätte der Lokalpatriotismus bereits eingegriffen und das im Verfall begriffene Batidenkmal wieder aufgebaut. Es ist durchaus kein Zufall, daß unter den Burgen und Schlössern, deren Weiterbestand noch nicht gesichert ist oder für die erst ein Verwendungszweck gefunden werden muß, vor wiegend Objekte aus Niederösterreich genannt wurden. Die Kriegsereignisse einerseits, die soziale Situation der früheren Besitzerschicht andererseits und nicht zuletzt die große Anzahl von Burgen und Schlössern in diesem Land haben hier die ungünstigste Situation für ihre Erhaltung geschaffen. In den westlichen Bundesländern, vor allem in Tirol und Vor arlberg, ist das Bild ein wesentlich günstigeres. Dies mag an den im folgenden ausgeführten Beispielen zum Ausflruck kommen, Beispielen für bereits gefundene Lösungen einer Wiederbelebung, die den Weg für ähnliche Lösungen weisen können.

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