Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

110. Schloß Röthelstein bei Aclmont, Steiermark; Gesamtansicht (Bildarchiv der Östorr. Nationalbibliothek Schlösser aus ehemaligem Habsburgerbesitz In der kritischen Situation nach dem Jahre 1918 spielte die Vorstellung eine große Rolle, daß nun das Vermögen der Habsburger dem Volke dienen müsse und gewissermaßen eine Art Entschädigung für die Leiden des Krieges darstelle. Deutlich wurde dieser Gedanke in der Gründung des ,,Kriegs geschädigtenfonds", dem umfangreiche Liegenschaften aus ehemaligem habsburgischem Besitz übergeben wurden. Daß die Erhaltung der Schlösser mit Kosten verbunden sein könnte, daran scheint man damals nicht gedacht zu haben. Eine wirklich brauchbare Lösung wurde nur dort gefunden, wo Schlösser aus habsburgischem Besitz dem für öffentliche Bauten zuständigen Ministerium übergeben, als Repräsen tationsbauten des Staates betrachtet und als solche auch erhalten wurden. Freilich war auch da die Widmung nicht immer eine adäquate, so etwa, wenn in der Hofburg und im Schloß Schönbrunn zahlreiche Privatwohnungen eingerichtet wurden; doch war die Lösmig, bei welcher immerhin die Prunkräume dem Publikum zugänglich gemacht wurden, unter den gegebenen Umständen die optimale. In vielen anderen Fällen standen bei der Zuweisung an ein bestimmtes Ministerium wirtschaftliche Ziele im Vordergrund; Acker imd Forst sollten genutzt werden, der kulturellen Bedeutung des Schlosses aber wurde nicht die richtige Beachtung geschenkt. Der größte Denkmälerkomplex dieser Art ist wohl die Schloßanlage von Laxenburg mit ihrem Park sowie den barocken und neugotischen Bauten" (Abb. 113). Dieser Sommersitz der Habsburger wurde mit seinem reichen Ackerland dem ,,Kriegs geschädigtenfonds" übergeben, sollte später dem Habsburgerfamilienversorgungsfonds dienen, wurde während des zweiten Weltkrieges als Reichseigentum eingezogen und der Stadt Wien übergeben. Die Gefährdung hatte bereits 1918 ein gesetzt, wenngleich noch immer ein Teil der Bauten zugänglich blieb. Die militärische Besetzung zwischen 1938 und 1945 und zwischen 1945 und 1955 ließ den Verfall langsam, aber sicher fortschreiten. Nach 1955 schienen die Eigentumsverhältnisse vorerst ungeklärt, und es wurde aus diesem Grunde viel kostbare Zeit versäumt. Durch die Initiative der 1960 ge gründeten Schloß-Laxenburg-Betriebsgcsellschaft ist nun endlich die Rettung und Wiederherstellung dieses Gesamt donkmales gesichert. Es handelt sich um eine gemeinsame Aktion der Bundesländer Wien und Niederösterreich. Nur durch die Zusammenfassung der finanziellen Zuschüsse beider Bundesländer wird es möglich sein, die notwendigen großen Aufwendungen zu bestreiten. Die Schloß-Laxenburg-Betriebsgesellschaft hat bis jetzt 36,000.000.— Schilling aufgewendet, um den Bestand der Anlage zu retten und nutzbar zu machen. Über den Umfang und die Ziele dieser Arbeiten soll gesondert berichtet werden. Aus Bundesmitteln wird der kostbare bewegliche Bestand an Kunstwerken restauriert. Auch diesem umfangreichen Vorhaben wird in Kürze ein eigener Aufsatz in dieser Zeit schrift gewidmet werden. Eine besondere Sorge der Denkmalpflege ist das kleine Jagd schloß Niederweiden bei Engelhartstetten im Marchfeld " Vgl. ÖZKD, XI, 1957, S. 30ff., und XV, 1961, S. 57-96.

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