Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

NEUES LEBEN FÜR BURGEN UND SCHLÖSSER Als man in den Jahren nach dem Krieg nach Mitteln und Wegen sann, um den durch das Alter, durch Jahre oder Jahrzehnte der Vernachlässigung, durch Kriegs- und Besatzungsschäden schwer mitgenom menen Burgen und Schlössern zu helfen, hätte kaum jemand zu denken gewagt, daß dieses Problem einmal ein europäisches Thema werden und daß man in Europa gemeinsam beraten würde, auf welche Weise dieser historisch und vielfach auch künstlerisch so wertvolle Baubestand gesichert und erhalten werden könne. Bis vor kurzem stand jedes Land, ja gelegentlich auch jeder Konservator mit seinen Überlegungen und seinen Versuchen allein, ganz abgesehen davon, daß Hilfen, die außerhalb des unmittelbaren Einflußbereiches und der materiellen Mittel der Denkmalpflege-Organisationen lagen, zumindest in Österreich kaum zu mobilisieren waren. Trotz dieser, angesichts der gar nicht präzise feststellbaren großen Zahl der Burgen und Schlösser, fast aussichtslosen Situation, sind, durch freund liche Umstände gefördert, gelegentlich Maßnahmen geglückt, die den weiteren Verfall einer Burgruine verhindert, die Sicherung einer Burg gewährleistet und die Erhaltung eines Schlosses ermöglicht haben. Es soll nicht vergessen werden, daß das Bedürfnis des Publikums nach Romantik sich am Thema ,,Burgen und Schlösser" vorzugsweise entzündet, und daß dieser Zug - von den Feuilletonisten der Tagespresse immer wieder ausgenützt - eine grundsätzlich wohlwollende Haltung gegenüber allen Bemühungen um die Bewahrung dieses Teiles unseres historischen und künstlerischen Erbes schafft. Wissenschaftliche Unternehmungen — wie etwa die der Burgenkommission der Österreichischen Aka demie der Wissenschaften in Wien, die des Steirischen oder des Österreichischen Burgenvereines - fallen, so hoch wir sie schätzen und so wenig wir ihrer entraten können, in diesem gegebenen Zusammen hang weniger ins Gewicht als jene verschiedenen Anregungen und konkreten Vorschläge, die, vor allem vom Österreichischen Burgenverein ausgehend, darauf hinzielen, verwaltungstechnische Maßnahmen und steuerliche Regelungen zu erreichen, welche es den Eigentümern solch umfangreicher und oft exponiert gelegener Bauwerke überhaupt erst ermöglichen, diese zu erhalten. In unserer Zeitschrift ist zum Thema ,,Burgen und Schlösser" wiederholt Stellung genommen und des öfteren im Zusammenhang oder über einzelne Fälle berichtet worden. Das Interesse, das der Gegen stand findet, dokumentiert sich am besten darin, daß das ,,Burgen und Schlösser in Österreich" betitelte Sonderheft der Zeitschrift (Jg. 1954, Doppelheft 3/4) binnen kurzer Frist vergriffen war. Der ,,Wieder verwendung von Burgen und Schlössern" (S. 54ff., T. Tripp) und der Adaptierung von ,,Burg und Schloß als Schauobjekte und Museen" (S. 58ff., W. Prodi) sind damals schon gründliche Uberlegmigen gewidmet worden. Uber den Erfolg der Bemühungen in Österreich während der letzten beiden Jahr zehnte unterrichtet der Aufsatz auf S. 97 ff. von J. Zykan in diesem Heft. Hier kann nachgetragen werden, daß seit Beendigung des Manuskriptes einige der darin genannten Vorhaben zum Abschluß gebracht worden sind. Es konnten das Keramik-Museum in Schloß Gobelsburg (Mai 1966), eine Ab teilung des Völkerkundemuseums in Schloß Matzen (Juni 1966) der Öffentlichkeit übergeben werden. Es versteht sich von selbst, daß die Instandsetzung der Bauten der Einrichtung der Museen voraus gegangen war. Auch die Franzensburg im Komplex von Laxenburg konnte mit fast allen Räumen dem Publikum zugänglich gemacht werden (Juli 1966). Nur der Vollständigkeit halber ist zu vermerken, daß das Bundesdenkmalamt das Verdienst an dem beachtenswerten Ergebnis selbstverständlich nicht für sich allein in An.spruch nehmen kann. Es verteilt sich auch auf Landes- und Gemeindeverwaltungen, auf private Eigentümer und auf Stellen des Bundes. Die Wiederbelebung von Baudenkmalen zu planen und zu realisieren, ist längst zu einer Aufgabe der Allgemeinheit, insbesondere jener Instanzen der öffentlichen Verwaltung geworden, in deren Obhut heute das kulturelle Leben gelegt ist. Daß gerade diese Stellen, die ihre Forderungen vor der politischen Führung zu vertreten haben, der moralischen Stütze bedürfen und über Argumente verfügen müssen, welche die Erhaltung der Denkmäler zum sinnvollen, sich auf lange Sicht bewährenden und auch in materieller Hinsicht gerechtfertigten Unter nehmen machen, wird fast täglich durch die Auffassungen bestätigt, die in den vom Bundesdenkmalamt geführten Routineverhandlungen immer wieder von Parteien, Sachverständigen oder Oz'ganen der 8 Denkmalpflege

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2