sondern auch ein annehmbarer Verwendungszweck gefunden werden. Der Minister hat deshalb in seinem Ministerium ein „Historie Buildings Bureau" eingerichtet, das bemüht ist, alte Gebäude neuen Ver wendungszwecken zuzuführen. Wenn sich der Minister zu einer Finanzhilfe bereit erklärt hat, begibt sich ein Inspektor des Ministeriums an Ort und Stelle und bespricht die Angelegenheit mit dem Eigen tümer; dann gibt er Details an die Presse weiter, insbesondere an den ,,Daily Telegraph", der am Schicksal historischer Denkmäler besonders interessiert ist. Auf diese Art und Weise wurden Verwen dungsmöglichkeiten für etwa dreißig Gebäude gefunden. Freilich teilen ebensoviele Gebäude dieses glückliche Schicksal nicht. Aber in diesen Fällen ist meist ein unverständiger Eigentümer, der die ihm vorgeschlagenen Mieter zurückweist, der Grund für eine nicht gelungene Lösung, da die Möglichkeiten einer Zwangseinweisung oder einer Enteignung sehr begrenzt sind. So kommt es, daß bei der jetzigen Gesetzgebung ein Haus wohl vor dem Abbruch, nicht aber vor lang samem Verfall geschützt werden kann; das ist ihr größter Nachteil. Die bedeutendste der privaten Gesellschaften Englands mit dem Ziel der Erhaltung historischer Bauten ist der 1894 gegründete National Trust. Er hat derzeit 150.000 Mitglieder und ist - nach der Krone - der größte Grundeigentümer des Landes. Die Ländereien kamen entweder als Geschenke, Legate oder öffentliche Überschreibungen in seinen Besitz und sind unveräußerlich. In seinen Anfängen war der National Trust mehr um die Erhaltung der Landschaft und des Ensembles als um die Konservierung von Gebäuden bemüht. Der Wandel der sozialen Verhältnisse hat aber die Erhaltung historischer Bauten ebenso wichtig gemacht; der Trust besitzt heute ihrer mehr als 150 und überdies zwölf ganze Dörfer. Die aus dem Besitz solcher Gebäude erwachsenden Verpflichtungen sind jedoch so groß, daß es dem Trust einige Zeit unmöglich war, weitere historische Bauten als Geschenke oder Vermächtnisse anzu nehmen, wenn sie nicht mit einer genügend hohen Dotierung verbunden waren, welche die Kosten der Instandhaltung der Gebäude decken konnte. Auch jetzt sind die Möglichkeiten des National Trust hin sichtlich historischer Bauten aus finanziellen Gründen im wesentlichen auf jene beschränkt, die er bereits besitzt und instand halten muß. Der National Trust ist aber nicht die einzige private Körperschaft in Großbritannien, die an der Erhal tung historischer Denkmäler interessiert ist. Den anderen Gesellschaften stehen allerdings für die Erwerbung von Eigentum nicht die gleichen Geldmittel zur Verfügung. Nichtsdestoweniger spielt die ,.Society for the Protection of Ancient Buildings", die von William Morris bereits 1877 gegründet wurde und die somit eine der ältesten derartigen Gesellschaften der ganzen Welt und die einzige fachlich fundierte Vereinigung auf diesem Gebiet ist, eine wichtige Rolle im Bereich der Gebäudeerhaltung. Gleich dem National Trust hat sie ihr Wirkungsgebiet seit der Gründung erweitert. Ursprünglich war ihr wichtigster Aufgabenkreis die Verhütung verständnisloser und meist übereifriger Restaurierungen von Kirchen und anderen mittelalterlichen Gebäuden. Heute aber ist das Hauptziel, die Demolierung alter Bauten von architektonischem Interesse, seien sie kirchlich oder profan, zu verhindern. Außerdem ist sie immer bereit, abbruchgefährdete Bauten zu erfassen und die Eigentümer zu beraten, wie sie ihren Besitz am besten schützen können. Die Gesellschaft hat auch eine Liste jener Personen aufliegen, die an der Miete oder einem Ankauf alter Gebäude interessiert sind. Sie verständigt sie von bevorstehenden Demo lierungen, in der Hoffnung, daß jemand in der Lage sein werde, das Gebäude zur Instandsetzung zu erwerben, anstatt es dem Abbruch preiszugeben. Die Gesellschaft fungiert daher - bis zu einem gewissen Grad - als ,.nationale Gebäudevermittlung". Es handelt sich dabei vor allem um im Verfall begriffene Landvillen oder kleine Häuser. Fotografien größerer Häuser werden von Zeit zu Zeit im Wochenmagazin ,,Country Life" publiziert; mit Hilfe dieser Methode wurden schon oft Käufer gefunden. Außer der allgemeinen Propaganda und der Tätigkeit als Interessenverband ergeben sich auf dem Weg zu den oben aufgezählten Zielen der Gesellschaft noch verschiedene Funktionen. Sie gewährt in beson deren Fällen dem Eigentümer Beihilfen zu den Restaurierungskosten eines vernachlässigten Gebäudes, manchmal erwirbt sie sogar selbst ein Haus zur Wiederherstellung. In beiden Fällen sind allerdings die finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt. Die Gesellschaft stellt aber auch die Verbindung zwischen Käufern und spezialisierten Architekten, welche Ratschläge über die Art der Restaurierung geben, her, sie verfaßt Berichte über abbruchbedrohte Bauten und macht Vorschläge für neue Verwendungszwecke. Die Society veranstaltet ferner einmal im Jahr einen kurzen ,.Auffrischungskurs", um Architekten in der
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