Wenn die Bauwerke von künstlerischem Interesse auch dann erhalten werden sollen, wenn ihre Instand haltung eine dem Eigentümer unzumutbare finanzielle Belastung bedeutet und sie einen sehr geringen oder gar keinen Ertrag abwerfen, dann wird es nötig sein, diese Eigentümer den Besitzern moderner Bauten zumindest gleichzustellen (moderne Häuser werfen, im Gegensatz zu den alten, einen recht ansehnlichen Ertrag ab); man wird sie, den jeweiligen Umständen entsprechend, für das aus staats bürgerlichem Verantwortungsgefühl zur Rettung von Kunstwerten auf sich genommene finanzielle Opfer um so eher zu entschädigen haben, als diese Kunstwerte zum Kulturerbe der Allgemeinheit ge hören und, auch wenn sie Privateigentum sind, in erster Linie dem Ruhm des Heimatlandes dienen. Die von der ,,Ente" beschlossenen und in die Praxis umgesetzten Maßnahmen haben den Eigentümern nicht nur eine gewisse Zuversicht wiedergegeben, sondern sich auch wie eine Bluttransfusion an einem anämischen Organismus ausgewirkt. Die genannten Aktionen haben die Rückkehr zum Leben auf dem Land gefördert und fördern sie auch weiterhin, wodurch die Natur und ihre Segnungen aufs neue ent deckt werden: die entspannende Ruhe, die Möglichkeit zu fruchtbringenden Überlegungen, die Sauber keit der Luft, die Möglichkeit zu körperlicher und geistiger Betätigung, wie sie in unserer humanistischen Tradition begründet ist. Die Aktivität der ,,Ente" spielt bei der Wiedererweckung vergessener und bereits aufgegebener Werte eine entscheidende Rolle: Sie stellt einen Beitrag zur Zivilisation dar, der auf Grund seiner Bedeutung und seiner Breitenwirkung über die spezifisch regionalen Verdienste ihrer Tätigkeit weit hinausgeht. In Anbetracht der erzielten Resultate erwarten wir mit größter Ungeduld den Tag, an dem das Gesetz zugunsten der ,,Ville Venete" zum Gesetz für die Villen, Schlösser und Burgen ganz Italiens werden wird. Bruce Watkin DER ENGLISCHE „NATIONAL TRUST" Der National Trust besitzt 130.000 Hektar zum Großteil ganz besonders schönes Land, das er erworben hat, um es zu schützen. Außerdem ist er Eigentümer von etwa 3000 Gebäuden. Die meisten sind einfache Landhäuser, 240Bauten aber haben historische Bedeutung; diese letzteren machen den National Trust zur größten Gesellschaft der Welt, die sich die Pflege solcher Bauten zur Aufgabe gemacht hat. Deswegen ist er auch von Interesse für die Confrontation B. Es soll jedenfalls zu Beginn klargestellt werden, daß die meisten Gebäude noch ihrer m'sprünglichen Bestimmung dienen. Der Trust hat selten den Wunsch, einen neuen Verwendungszweck für seine Bauten zu finden (obwohl ihm viele dieser Bauten nur deshalb übergeben wurden, weil sie für den früheren Eigentümer zu einer Last geworden waren), er ist vielmehr daran interessiert, die Lebensformen, die ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprechen, aufrechtzuerhalten. Was die historischen Bauten in Großbritannien im allgemeinen betrifft, so ist es noch nicht lange her, daß wir um ihre Zukunft, insbesondere um die der größeren Landhäuser, sehr besorgt waren. Ein Regierungs komitee stellte 1950 fest, daß wir infolge der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen einer Kata strophe gegenüberstünden, die nur jener vergleichbar sei, die das Land im 16. Jahrhundert durch die Auflösung der Klöster erlitten hat. Trotzdem haben wir während der letzten fünfzehn Jahre nur noch ein historisches Gebäude von europäischer Bedeutung infolge Bodensenkung verloren, und heute dürften überhaupt keine Bauten dieses Ranges unbenützt oder leer sein. Die Gründe für die vorhergehende prekäre Situation sind komplexer Art und nicht erfreulich. Eine große Anzahl bedeutender Gebäude war bereits verloren, und während man sich den Nöten der besonders wichtigen Bauten zuwandte, wurden die zahlreichen kleineren Objekte verhältnismäßig vernach lässigt. Auf der anderen Seite hat das Ansteigen des Nationaleinkommens die Möglichkeit geboten, in den letzten Jahren mehr Geldmittel für die Erhaltung von Bauwerken auszugeben.
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