Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

188. Pfaffenhofen, Gruft I. Keste der beiden silbertauschierten Nietsporen — 189. Pfaffenhofen, Gruft I. Langobardisches Stengel glas (Tiroler Landesniuseum Ferdinandeum, Dr. L. Plank) wand, eine ausgemauerte Gruft, deren Innenverputz an der Südmauer der Kirche über einen halben Meter hinaufreichte. Von außen war die sich an die Südmauer anlehnende Gruft nicht verputzt; zu ihrer Anlage war eine Grube ausgehoben worden, gegen deren Wand das schlecht und ofiFenhar eilig aufge führte Bruchsteinmauerwerk errichtet worden war. Im Mörtel des Bodens fanden sich sowohl Fuß abdrücke wie auch die Abdrücke einer Totenbahre oder -lade; die Bestattung war also vorgenommen worden, bevor der Mörtel austrocknen konnte (Abb. 187). Das Grab war offenbar bald nach der Bestattung geplündert worden, wie das Fehlen der vorauszusetzenden Beigaben und eine Verschiebung des Schädels um fast einen halben Meter dartaten; da aber die übrigen Skeletteile nicht wesentlich aus dem Verband geraten waren, müssen die ligamentösen Verbindungen der Gliedmaßen mit dem Rumpf noch bestanden haben. An Beigaben fanden sich noch eine eiserne wabenplattierte Gürtelgarnitur, die unter dem Becken lag, sowie das Bruchstück einer massiven silbernen Gürtelzunge und ein großes Messer; das Grab ist daher an das Ende des 7. Jahrhunderts zu datieren. Zu diesem Zeitpunkt muß die frühmittelalterliche Kirche also bereits gestanden haben. Weniger klar ist die Situation des zweiten Männergrabes (Gruft I) zur frühmittelalterlichen bzw. spätantiken Kirche. Es fand sich unmittelbar östlich der erstbehandelten Gruft, lag mehr als einen Viertelmeter tiefer als diese und schien sich an der Presbyteriumsmauer der spätantiken Kirche zu orientieren, mit fast vier Meter Länge den Raum zwischen dieser und Gruft II beinahe vollständig ausfüllend. Da es etwa einen Drittelmeter unter die südliche Seitenmauer der früh mittelalterlichen Kirche reicht, haben wir zunächst angenommen, daß es das ältere der beiden Gräber wäre. Nach seinen überaus reichen Beigaben ist es jedoch etwa eine Generation jünger als das erstbe schriebene. Die Gruft von fast 2 m Breite (4 m Länge) bestand aus einer etwa 40 bis 50 cm hohen Trocken mauer, die innen mit Holz verschalt war und in die ein feiner Sandboden eingebracht worden war. Das Skelett des Toten war zur Gänze vergangen; im Erdreich fanden sich Verfärbungen, die annehmen lassen, daß auch dieser Mann auf einer Totenbahre oder dergleichen in den Boden gesenkt worden ist. Am Ost ende des Grabes, zu Füßen des Bestatteten, fanden sich, ursprünglich wohl in eine Kiste (oder einen Sack ?) verpackt, die stark korrodierten Reste seines Sattelzeuges, zwei silbertauschierte Nietsporeii (Abb. 188), eine Schere, massive silberne Gürtelzungen und Silberblechbeschläge sowie ein Stengelglas (Abb. 189). Im Bereich, in dem sich ursprünglich die Leiche befunden haben muß, lagen Schwert und Sax, zu

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